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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

15. 1. 2017 - 16:04

Es kommt ein neuer Morgen

Der Song zum Sonntag: Grouper - "I'm Clean Now"

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Liz Harris macht leise Musik, sehr leise. Mit ihrem Projekt Grouper widmet sich die Musikerin aus Portland, Oregon dem Umkreisen und Betasten des Windes. Er riecht so gut.

Zehn Alben hat Grouper schon veröffentlicht, wenig ist darauf zu hören gewesen. Karge Miniaturen an der behutsam gezupften akustischen Gitarre, viel Luft und Leere, vereinzelt in Zeitlupe aus dem Klavier tropfende Noten. Dann wieder Rauschen und zärtliche Drones, summender Ambient, Flächen, Nebel, Musik wie das kaum vernehmbare Rattern eines sicherlich sehr alten Super-8-Projektors. Er zeigt einen Stummfilm.

Grouper

Grouper

Liz Harris

Dazu eine Stimme, die oft wenig mehr ist als ein Flüstern, Murmeln und Hauchen. Man versteht das nie so gut, was da Liz Harris so schön in die Nacht bläst.

Oft ist die Musik von Grouper mit viel Hall und Echo beladen gewesen, ihr letztes, 2014 erschienenes und sehr gutes Album "Ruins" war dann eine Art Unplugged-Platte: Nackt und kalt, wie auf Tape in der alten Waldhütte aufgenommen. Da und dort waren Field Recordings zu hören, das Zirpen, das Rumoren der Natur, der Besuch des Regens an der Fensterscheibe. Es war eine dunkle, morsche Platte, ein Bohren im Herz der Finsternis.

Gerade hat Grouper eine neue 7" mit zwei Songs veröffentlicht, so munter und nachgerade gut gelaunt hat die Musikerin nie geklungen. Oft haben bisher die Plattencover von Grouper teilnahmslose Schwarzweiß-Bilder geziert, heute aber sehen wir eine strahlende Sonne über dem Wald stehen, in Pfirsich und herrlichem Pastell. Es wird einen Grund haben.

"I'm Clean Now" ist ein federleichtes Lied, wie Dampf, wie Parfum, ein unaufdringliches. Auch hier versteht man so gut wie nichts von den Texten. Gibt es Texte? Oder hören wir hier bloß mit sich selbst überlagerte Laute und Stimmen, die von einer guten, einer traumhaften Zeit künden. Es ist besser geworden, weil früher etwas nicht so gut gewesen ist.

Einzig zu Beginn des Songs hören wir Liz Harris den Titel des Songs sprechen: "I'm Clean Now". Sie hat sich von einer Last befreit, den Ballast hinter sich gelassen. Genauer muss es nicht ausbuchstabiert werden, wir verstehen. Eine süße Melodie, süße Melodien, kaum fassbar und doch magnetisch. Liz Harris dreht sich im Kreise und streckt die jungen Glieder.