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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

13. 1. 2017 - 17:27

Das Zentrum für Indie-Games

Die Computerspielplattform Itch hat sich zur wichtigsten Anlaufstelle für alternative Games entwickelt.

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Itch.io

Wenn man zwischendurch gerne mal kurz ein Computerspiel anwerfen möchte, ist das in vielen Fällen schwieriger als gedacht – vor allem, wenn man sich nicht regelmäßig mit Games-Kultur auseinandersetzt und deshalb nicht weiß, was man kaufen soll. Aber selbst dann, wenn man ein paar Titel im Kopf hat: Digitale Spiele sind oft recht teuer, vor allem, wenn man nur mal das Bedürfnis hat, ein paar Minuten etwas auszuprobieren.

An Angeboten mangelt es nicht. Im Gegenteil: Im Netz gibt es jede Menge kleine, kreative, unkommerzielle oder sehr kostengünstige Games. Doch man findet sie schwer und muss sie sich von unterschiedlichen Quellen mühselig zusammensuchen. Deshalb ist vor ein paar Jahren eine praktische Anlaufstelle dafür geschaffen worden, und zwar die alternative Games-Plattform Itch. In letzter Zeit hat sie stark an Popularität zugenommen und ist zum Quasi-Standard dafür geworden, wenn es darum geht, als alternative/r Spielemacher/in seine Werke zu veröffentlichen.

Startseite von Itch.io

Itch.io

Egal, ob ein Papierfliegersimulator, ein Waldspaziergang mit der Oma oder die Abenteuer eines Androiden mit einem künstlichen Herz: Auf Itch gibt es nichts, was es nicht gibt. Die Plattform ist das Zentrum für interaktive, digitale Kuriositäten aus aller Welt. Entwicklerinnen und Entwicklern werden beim Veröffentlichen auf Itch keinerlei Hürden auferlegt, und so werden die kleinen, alternativen Games dort oft auch sehr schnell und spontan publiziert.

Viele der Spiele, die man auf Itch findet, sind frei zum Download verfügbar und oft sogar direkt im Browser spielbar. Seit ein paar Monaten gibt es neben der Itch-Website auch eine eigene, kostenfreie Client-Software (Windows, Mac, Linux), mit der die Spiele zentral und übersichtlich entdeckt, installiert und verwaltet werden können. Jedes Game hat auf Itch ein Startbild und eine eigene kleine Website mit Kommentarfunktion. Mit zwei Klicks lässt sich jeder Titel sofort herunterladen und spielen.

"Lieve Oma"-Titelbild: ein in Grün- und Brauntönen gehaltener virtueller Wald.

Florian Veltman

Bei Itch findet man unkonventionelle, hochkreative Spiele, die es sonst nirgendwo gibt - weder beim bekannten Online-Games-Dienst Steam und schon gar nicht auf Konsolen-Marktplätzen und in den diversen App Stores dieser Welt. Das liegt daran, dass viele der Gestalterinnen und Gestalter nicht die Mittel oder den Willen haben, ihre Games dort einzureichen und in vielen Fällen aufwendige Kontrollprozesse durchlaufen müssten. Das hat zwar den Nachteil, dass manche dieser Spiele technisch (noch) nicht ganz einwandfrei sind. Andererseits: Wo sonst könnt ihr in intergalaktischen Pfeil- und Bogen-Duellen antreten, mit einem Mops auf ein Date gehen oder einen Überlebenstest für Skelette absolvieren?

Vor allem Spiele, die in Game Jams erstellt wurden (wie etwa jüngst zum Thema "One Room", FM4 hat berichtet) und viele positive Kommentare geerntet haben, landen früher oder später auf Itch. Es ist bemerkenswert, wie inspirierend alleine das Durchsehen durch die Spieletitel ist. Viele dieser Games sind nur für 5-20 Minuten Spielzeit angelegt, sodass man sich oft einige dieser interaktiven Experimente auf einmal ansehen kann.