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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

14. 1. 2017 - 16:14

Taking Flight

Als Adler durch ein von Menschen verlassenes Paris gleiten: "Eagle Flight" ist eines der ersten mehr oder weniger vollwertigen Virtual-Reality-Games.

Wir fliegen über ein virtuelles Paris, aus dem die Menschen schon vor Jahrzehnten verschwunden sind. Was genau passiert ist, wissen wir nicht, aber fest steht, dass die Natur die Großstadt zurückerobert hat. Als Adler schwingen und gleiten wir grazil durch eine verfallene und mit Tieren bevölkerte französische Hauptstadt. "Eagle Flight" ist eines der ersten vollwertigen Computerspiele für die neuen Virtual-Reality-Headsets, wo einerseits ein beeindruckendes Grunderlebnis (Adlerflug) besteht, das Spiel aber durch klassische Aufgabenstellungen Langzeitmotivation bietet.

Spielkultur auf FM4

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Mein erster Flug rund um die Gegend der Kathedrale Notre-Dame ist abenteuerlich. Ich steuere mich, also den Adler, ausschließlich mit den Bewegungen meines Kopfes. Das Gamepad ist nur dazu da, um zu beschleunigen oder zu bremsen. Nach ein paar Runden weiter oben wage ich mich erstmals in Richtung Boden. Vieles hier ist von Pflanzen überwachsen, alte Busse stehen quer über die Straßen, durch die sich Baumwurzeln gebohrt haben.

Screenshot aus "Eagle Flight": vor einem Riesenrad

Ubisoft

"Eagle Flight" ist ein eindrucksvolles Erlebnis, das nicht viel Einarbeitung braucht. Haben wir nach der anfänglichen Begeisterung ein bisschen die Stadt und ihre wichtigsten Wahrzeichen erkundet, gibt es aber erst mal wenig zu tun. So schalte ich vom Freiflugmodus in die Kampagne und suche mir neue Herausforderungen. Alle Missionen und Levels sind in vier Grundkategorien unterteilt: Wir müssen durch eine bestimmte Route und dabei durch Ringe fliegen ("Nights into Dreams" lässt grüßen), uns durch schmale unterirdische Gänge zwängen, knapp über dem Wasser Fische fangen oder uns in Kampfeshandlungen mit feindlichen Vögeln wie Geiern oder Fledermäusen begeben.

Langzeitmotivation mit Problemen

3 on 3

"Eagle Flight" hat einen Multiplayer-Modus, wo zwei Teams zu je drei Playern gegeneinander antreten. Bei unserem Test mit der Playstation VR ist es bei zwei Versuchen am Nachmittag leider nicht ansatzweise zu genügend Spieler/innen gekommen.

Obwohl uns die fliegende Konkurrenz zwar in Windfallen locken oder uns mit spitzen Schreien verjagen kann, ist der größte Feind in "Eagle Flight" ganz klar die Kollision. Vor allem in den verfallenen Tunneln der Metro müssen wir oft in Sekundenbruchteilen scharfe Kurven mit unserem Kopf machen. Da kommt es immer wieder vor, dass wir unschön wo reinkrachen und wieder von vorne beginnen müssen. Vor allem in den späteren Levels kann es nervig sein, wenn uns das ganz kurz vor Abschluss einer Strecke passiert. Generell nimmt das Game circa ab der Hälfte im Schwierigkeitsgrad stark zu, was insofern ein Problem ist, weil viel Trial and Error mit einem VR-Headset am Kopf körperlich schneller anstrengend wird als ohne.

Screenshot aus "Eagle Flight": Flugduell über dem Pantheon

Ubisoft

"Eagle Flight" ist für Playstation VR, Oculus Rift und HTC Vive erschienen.

"Eagle Flight" ist technisch solide. Die Kopfsteuerung funktioniert gut, das Game spielt sich flüssig. Abstriche mussten die Entwickler aber offensichtlich bei der Darstellung der Umgebung machen. Die Stadt sieht grundsätzlich ansprechend aus, wird aber grafisch sehr grob dargestellt, was manchmal auch dazu führt, dass man etwa Durchgänge nicht rechtzeitig als solche erkennt. Extra wegen "Eagle Flight" sollte man sich kein VR-Headset kaufen. Wer allerdings schon über eines verfügt, sollte den Adlersimulator früher oder später mal ausprobieren.