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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

7. 1. 2017 - 14:54

One Room

Vier unkonventionelle kleine Games, die in einzelnen Räumen spielen.

In Game Jams geht es darum, innerhalb von 48 bzw. 72 Stunden ein eigenes Videospiel zu entwickeln - alleine oder in der Gruppe. Rund um den Jahreswechsel hat es wieder einen großen Jam gegeben, und zwar die 37. Ausgabe des renommierten Ludum Dare. Dabei lautete das Motto "One Room". Sehr viele interessante kleine Games (genauer gesagt unglaubliche 2390) sind dabei herausgekommen; hier sind ein paar Empfehlungen. Übrigens sind all diese Games frei spielbar!

Ludum Dare-Logo

Ludum Dare

"The Employee" von Paul Lawitzki

Tagein, tagaus immer das selbe. Wie lähmend und uninspirierend Lohnarbeit sein kann, führt "The Employee" vor. Wir sehen von oben auf einen Raum mit vier Türen und steuern eine Figur mittels ständigem Tür auf, Tür zu durch ihre täglichen Routine. Und täglich grüßt das Murmeltier: Aufstehen, Wecker abdrehen, in die Arbeit fahren, arbeiten, Mittagessen, arbeiten, heimfahren, schlafen. "The Employee" ist ein guter, kleiner Anstoß dafür, etwas nicht zu lange zu tun, was man eigentlich gar nicht möchte. Im Spiel hört der langweilige Kreislauf nämlich nie auf.

Ein leerer Raum mit vier Türen und einem Tisch in der Mitte, von oben gesehen.

Paul Lawitzki

"Empty" von Dustyroom

In "Empty" dreht sich alles um die richtige Perspektive, oder anders gesagt: Wir drehen alles in die richtige Perspektive. Wir können einen dreidimensionalen Raum drehen. Dort gibt es bunte Wände und Gegenstände in bestimmten Farben. Das Ziel ist es, alle Gegenstände aufzulösen, in dem wir sie auf gleichfarbigen Wänden überlagern. Ein Level ist geschafft, wenn der jeweilige Raum leer ist. Mich erinnert "Empty" an "Coign of Vantage" vom ehemaligen österreichischen Flash-Games-Studio Bobblebrook.

Bunte Farbflächen aus "Empty"

Dustyroom

"Behind the Wallpaper" von Stefan Srb

Bedrückend geht es in "Behind the Wallpaper" vom österreichischen Games-Autor Stefan "leafthief" Srb zu. Wir schlüpfen in die Rolle des Teenager-Mädchens Fritzi, das als Kind einer jüdischen Familie während der Nazizeit nach und nach erkennen muss, dass sie in Todesgefahr ist. Nach seltsamen Gesprächen folgen Schmierereien auf die Auslage des Geschäfts des Vaters. Schließlich muss sich die ganze Familie in einen versteckten Raum hinter dem Verkaufsbereich zurückziehen. "Behind the Wallpaper" spielt sich als Point-and-Click-Adventure und ist in jenem wunderschönen Pixelstil gehalten, für den Srb mittlerweile bekannt ist.

Szene aus "Behind the Wallpaper"

Stefan Srb

"Ernő & Rubï" von Mike Mezhenin

Wie sich die romantische Liebe zu einem zwar gewohnten, aber nicht minder innigen Zusammenleben entwickeln kann, zeigt "Ernő & Rubï". Ähnlich wie bei einem Kinderbuch klappt und dreht man dabei ein in einem bunten, kubistischen Stil gehaltenes Bild von allen Seiten und erstellt damit eine immer etwas andere Szene. Die zwei namensgebenden Figuren werden dadurch in wechselnde Umgebungen gebracht und treffen in unterschiedlicher Weise aufeinander: Sie nachdenklich, er beschwingt im Kaffeehaus. Er fragend, sie tanzend im eigenen Wohnzimmer. Beide auf einer Parkbank sitzend, in eine inspirierende Konversation verwickelt.

Bunte Farbflächen und zwei menschliche Figuren in "Erno & Rubi"

Mike Mezhenin