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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

4. 1. 2017 - 18:51

Die großen Zehn

Persönliche Videospielempfehlungen für 2017.

Noch ist es ungewohnt, 2017 zu sagen oder zu schreiben. Aber da sind wir nun, angekommen im neuen Jahr. Das bedeutet: neue Vorsätze, neue Aufgaben und natürlich neue Videospiele. Die Liste aller Games, die in den nächsten zwölf Monaten (höchstwahrscheinlich) veröffentlicht werden, findet man mit einer einfachen Online-Suche. Oder ganz praktisch in der Wikipedia.

Interessanter als diese Liste ist die Frage, worauf man sich selbst am meisten freut. Jede und jeder, die und der sich ein bisschen für digitale Spielkultur interessiert, wird für 2017 zumindest einen Titel finden, dem man entgegenfiebert. Hier sind meine zehn persönlichen Lieblinge, wo die Vorfreude am größten ist.

Ein Videospiel-Steuerkreuz

flickr.com, User cchana

"Star Trek: Bridge Crew"

Das einzige Game aus dieser Liste, das ich bereits mit Kollegen auf der Game City in Wien gespielt habe. Man setzt sich dabei ein VR-Headset auf und sitzt plötzlich auf der Brücke eines Starfleet-Schiffs. Gemeinsame Koordination ist alles: Nur, wenn sich die Engineer- und Tactical-Offiziere mit dem Piloten und dem Captain vernünftig absprechen, kann man sich aus brenzligen Situationen befreien. Ensign Stipkovits, Lieutenant Weiss und ich haben uns beim ersten Versuch noch nicht von unserer geschicktesten Seite gezeigt. Wird schon noch werden.

"Tacoma"

"Tacoma" ist jenes Game, an dem das Indie-Team Fullbright Studios in Portland, Oregon, schon seit einer Weile bastelt. Fullbright haben vorher "Gone Home" gestaltet und spielen vor allem erzählerisch in einer hohen Liga. Bei "Tacoma" erforschen wir eine verlassene Raumstation, dessen Schicksal wir ergründen müssen - vor allem durch die Beobachtung von Hologrammen, die vergangene Erlebnisse der Crewmitglieder zeigen.

"Yooka-Laylee"

Das ehemalige britische Vorzeigestudio Rare durchlebt derzeit bestimmt nicht seine beste Zeit. Seit 2002 gehört es Microsoft bzw. Xbox, und die Xbox One hat letztes Jahr den Kampf gegen die Playstation 4 eindeutig verloren. Dementsprechend unattraktiv sind Xbox-exklusive Spiele derzeit. Das heuer bei Rare erscheinende Multiplayer-Piratenspiel "Sea of Thieves" sieht zwar sehr nett aus, viel mehr interessiert Rare-Fans aber das, was ehemalige Mitarbeiter/innen tun: Nämlich mit "Yooka-Laylee" einen alten Klassiker der Nintendo 64-Zeit wieder aufleben zu lassen. Das Game ist ein inoffizieller (weil: Copyright und so) Nachfolger des tierischen Jump'n'Runs "Banjo-Kazooie" (1998).

"Thimbleweek Park"

Adventure-Spiele sind in den letzten zehn Jahren visuell selten so gestaltet worden, dass sie genauso aussehen wie in den 1980er Jahren. Genau bei diesem Punkt geht das aktuelle Spiel von Lucasfilm-Games-Urgestein Ron "Grumpy Gamer" Gilbert fast keine Kompromisse ein. "Thimbleweed Park" ist vom Artstyle her sehr ähnlich wie "Maniac Mansion" aus 1987: pixelige Umgebungen und die legendären Wasserkopf-Figuren, die mit wenigen Frames animiert sind. "Thimbleweed Park" ist ein kleiner Ort, der dunkle Geheimnisse in sich birgt, denen wir auf die Spur kommen müssen.

"The Legend of Zelda: Breath of the Wild"

Das erste "Zelda" in einer offenen Spielewelt: Das gab es noch nie, und das ist für Nintendo-Games allgemein ungewöhnlich. Ob dieses Experiment gut gehen oder das Spielgefühl einer der glorreichsten Games-Serien verwässern wird, ist derzeit noch schwer einzuschätzen. Sehr interessant wird es auf jeden Fall. "Breath of the Wild" kommt vermutlich zur selben Zeit wie die neue Hybridkonsole Nintendo Switch (für daheim und unterwegs), wird aber auch für die mäßig erfolgreiche Vorgängerkonsole Wii U verfügbar sein.

"Cuphead"

Das schon länger angekündigte "Cuphead" soll 2017 nun endlich erscheinen. Es ist ein Game ganz im Stil alter Cartoons aus den späten 1920er und 1930er Jahren (etwa "Steamboat Willie") mit dazupassendem Jazz-Soundtrack. Sieht man sich die Trailer an, ist es immer wieder verblüffend, wie nahtlos die Interaktion in die authentischen Cartoon-Animationen integriert sind. Sollte sich das wirklich so flüssig steuern lassen und auch spielerisch interessant sein, wird "Cuphead" dieses Jahr für viel Aufmerksamkeit sorgen.

"Horizon: Zero Dawn"

Was ist besser als Dinosaurier? Natürlich Roboterdinosaurier! In einer unkonventionellen postapokalyptischen Welt schlüpfen wir in die Rolle einer Jägerin, die sich durch eine beeindruckend hübsche, offene Welt kämpfen und riesige, animalische Roboterwesen zur Strecke bringen muss, um zu überleben. So langweilig "Horizon: Zero Dawn" vom Namen her klingt, so erfrischend wirkt das Setting des Spiels, das als archaische Kombination aus Science Fiction und Fantasy gestaltet ist.

"Night in the Woods"

Du kommst heim und plötzlich ist alles anders. Die anthropomorphe Katze in "Night in the Woods" erlebt genau das und muss - "Stranger Things" lässt grüßen - nun herausfinden, was hier schief läuft, warum alle so seltsam drauf sind und, natürlich, was im Wald passiert ist. "Night in the Woods" ist in einem kindlichen Papercraft-Stil gehalten, was einen schönen Kontrast zum eher düsteren Setting bietet.

"ELEX"

Und nochmal Science Fiction, die sich mit Fantasy mischt: "ELEX" ist der neueste Streich der deutschen Rollenspielentwickler Piranha Bytes, die Anfang der 2000er Jahre mit der "Gothic"-Serie technisch und spielerisch für Furore gesorgt, aber mit ihrer aktuellen Reihe "Risen" in jüngster Zeit etwas von ihrem Glanz eingebüßt haben. "ELEX" soll es nun richten, auch wenn, wie eigentlich immer bei Piranha Bytes, täglich das Murmeltier grüßt und alles mehr oder weniger beim Alten bleibt: Großmäuliger Protagonist, doofe Dialoge, durchwachsene künstliche Intelligenz der Gegner. Dafür schöne Umgebungen und ein schnörkelloses Rollenspielerlebnis ohne viel Zahlenwälzen.

"Snake Pass"

"Snake Pass" ist das spielerisch wohl ungewöhnlichste Game in dieser Liste: Es ist ein bunt-fröhlicher Schlangensimulator, wobei sich die Simulation auf die schleichende Bewegungen der Kriechtiere bezieht. Damit sollen wir uns durch und über Hindernisse schlängeln und dabei Rätsel lösen. Mit einem Virtual-Reality-Headset wird das wohl eher schwierig werden, aber auch mit einem Gamepad kann ich mir die Steuerung noch nicht so ganz vorstellen. Interessant wird es auf alle Fälle. It's a snaaaaake!!