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4. 1. 2017 - 13:39

Wikileaks: "2017 will blow you away"

Julian Assange verspricht 20.000 Dollar Belohnung für Informationen aus dem Weißen Haus, bestreitet die Beteiligung von Russlands Regierung an Clintons E-Mail-Affäre und freut sich auf neue Leaks.

„If you thought 2016 was a big Wikileaks year, 2017 will blow you away”, schrieb Julian Assange am 2. Jänner 2017 auf Twitter. Heute, zwei Tage später, setzt er 20.000 US-Dollar Belohung aus für Informationen, die dazu führten, dass Obama-Mitarbeiter festgenommen oder aufgedeckt würden, die „wichtige Dossiers zerstört“ hätten. Worum es sich bei diesen Dossiers genau handle, schreibt Wikileaks nicht.

Wikileaks

Es ist nicht die erste Belohnung, die Wikileaks für Informationen ausschreibt. Im Juni 2015 versprach die Plattform 100.000 Dollar für Informationen zu den geheimen Verhandlungen und Inhalten des Handelsabkommen Trans Pacific Partnership (TPP). Ungewöhnlich ist aber der Zeitpunkt des Aufrufs, Informationen aus dem Weißen Haus weiterzuleiten. Die Obama-Administration wird in zwei Wochen von der des neu gewählten Präsidenten Donald Trump abgelöst.

Aufhorchen lässt ein Interview, das Julian Assange dem konservativen Nachrichtensender Fox News gab. Darin beharrte Assange darauf, dass die E-Mail-Leaks, die den Wahlkampf der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton empfindlich störten, nicht von der russischen Regierung oder anderer offizieller Seite Russlands an Wikileaks weitergeleitet wurden. Der dreizehnseitige Bericht zu den russischen Angriffen, den das FBI Department of Homeland Security am 29. Dezember 2016 veröffentlicht hat, beinhalte fünf Seiten an technischen Beschreibungen von Tools, die russische Geheimdienste und Hacker verwenden würden, der Rest seien langweilige Sicherheitsempfehlungen. Beweise würden fehlen.

CC BY-SA 2.0

Julian Assange CC BY-SA 2.0

Schutz der Quellen

Im Interview versuchte Fox-News-Moderator Sean Hannity daraufhin, Assange mehr Informationen über dessen Quelle zu entlocken. Konkret fragt er dabei nach einem „disgruntled democrat“, also einem verärgerten Parteifreund Clintons, der die E-Mails weitergeleitet haben könnte, um sich an ihr zu rächen. Assange betont daraufhin, dass Wikileaks immer darauf bedacht sei, die eigenen Quellen zu schützen und diese Quellen Wikileaks gerade deshalb so vertrauten. Jeder Informant könne sich stets darauf verlassen, von Wikileaks geschützt zu werden. Indem er, Assange, gesagt habe, dass die Quelle hinsichtlich der E-Mail-Affäre Clintons nicht die russische Regierung sei, habe er bereits mehr gesagt, als Wikileaks normalerweise preiszugeben bereit sei.

Letzteres habe Assange ausnahmsweise für notwendig erachtet und zwar aufgrund Barack Obamas „Narrativ, Russland hätte die Wahl gehackt“. Vom Weißen Haus würden nicht die fragwürdigen Inhalte der E-Mails Clintons für deren Niederlage verantwortlich gemacht, sondern unbenannte „russiche Hacker“. Hingegen werde die Aufgabe, die Wikileaks bei der Veröffentlichung der Leaks gespielt habe, von Obama bewusst heruntergespielt. Aus aktuellen Akten der Behörde National Intelligence Washington, DC seien die Anmerkungen über die Veröffentlichung der Clinton-Leaks durch Wikileaks sogar verschwunden.

Assange vs Obama

Julian Assange zog in den vergangenen Jahren den Zorn der US-Regierung Obamas auf sich, etwa durch die Veröffentlichung Hunderttausender Dokumente über das Vorgehen der amerikanischen Streitkräfte im Irak und in Afghanistan. Einer der denkwürdigsten Leaks war dabei ein Video mit dem Titel Collateral Murder, das zeigt, wie US-Truppen von einem Hubschrauber aus auf Journalisten mit Kameras schießen. Assange lebt seit 2012 in der Botschaft Ecuadors in London, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Dort will ihn die Justiz zu Vorwürfen sexueller Delikte befragen. Assange befürchtet, dass ihn Schweden an die USA ausliefern könnte, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats und sogar die Todesstrafe drohe.

Und Trump?

Die Frage, ob er im Wahlkampf auch Leaks über den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump veröffentlicht hätte, bejaht Julian Assange erwartungsgemäß. Seine Organisation agiere nicht parteipolitisch motiviert, sondern wolle Fakten zur Verfügung stellen: „Die beste Art zu regieren entsteht, wenn die Regierung vom Volk genau geprüft wird, und wenn die Menschen wahrhafte Informationen darüber haben, wie sich die Regierungen, die großen Konzerne und die Mächtigen in unserer Gesellschaft tatsächlich verhalten.“

Assange hofft, dass 2017 und in den Jahren danach noch mehr Informationen an Wikileaks gelangen. Die Trump-Administration wird von Wikileaks jedenfalls auch nicht geschont.