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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

2. 1. 2017 - 06:00

Fetter Schinken für die Flucht

Action, Spannung, schönes Schmalz: Megabestseller-Autorin Stephenie Meyer lässt sich in ihrem Roman "The Chemist - Die Spezialistin" gehen.

FM4 Buch

Viele fette Schinken

Über die Feiertage ist endlich Zeit für fette Schinken. Dabei denken wir weniger ans Essen als vielmehr an dicke Wälzer. An Bücher, die mindestens 500 Seiten haben und in die man so richtig reinkippen kann. Etwa das Buch mit dem guten Titel "The Chemist - Die Spezialistin" von Stephenie Meyer.

Die kennt man vor allem für ihre Vampir-Teenie-Romanzen der "Twilight"-Saga, die bislang mehr als 155 Millionen Mal über die Ladentheken gegangen ist.

Und um bei fetten Schinken zu bleiben - der fast literarische Dialog neulich an der Wursttheke...

Na was hom denn Sie do?

"The Chemist – Die Spezialistin" von Stephenie Meyer aus Connecticut, diesmal ein Spionage-Thriller.

Wie viele Seiten hat des?

618

Wie schwer ist das?

Schon fast 1 Kilo, ein ordentlicher Ziegel im Hardcover-Einband.

The Chemist Cover Spritze

Fischer Scherz

"The Chemist - Die Spezialistin" von Stephenie Meyer ist bei Fischer Scherz erschienen. Aus dem Englsichen von Andrea Fischer und Marieke Heimburger

Worum geht’s?

Es ist spannend, es ist verwirrend. Die Titelfigur "The Chemist – Die Spezialistin" ist eine junge Frau, die lange namenlos bleibt bzw. unter verschiedenen gefakten Tarnidentitäten lebt. Sie ist auf der Flucht. Früher ist sie bei einem geheimnisvollen, mächtigen, bloß so genannten "Dezernat" für Spezial-Verhöre, gerne auch Folter zuständig gewesen. Im Dienste der guten Sache, versteht sich.

Jetzt ist sie selbst die Gejagte, sie weiß zu viel - bloß was? Schnell wird sie in Verschwörungen verwickelt, es gibt Action, Terrorismus und natürlich - eine Liebesgeschichte.

Warum ist das Buch so dick?

Autorin Stephenie Meyer beschreibt wirklich alles detailreich und sehr genau. Sehr genau. Frisuren, Haarfarben, Hosen, Kleider, Brillen, Pullover, Koffer, Taschen, Schuhe.

Vor allem die Arbeitsmethoden unserer Antiheldin werden opulent ausgerollt: Sie ist keine Kämpferin, sondern hantiert mit Giften, Gasen, Pülverchen, Elixieren und Spritzen.

Ab wann ist man drin?

Sofort, aber eher nicht wegen der literarischen Qualität, sondern wegen der Thriller-Suspense und der oft auch hanebüchenen Cliffhanger. Man will halt wissen, wie es weitergeht.

Gibt’s da auch Längen?

Einige - hundert Adjektive und Adverbien, Beschreibungen und Wiederholungen von Beschreibungen - da hätten deutliche Kürzungen gut getan.

Sonst noch irgendwas, was ich wissen muss?

Stephenie Meyer hat sich mit ihrem Buch ausdrücklich an Super-Agenten Jason Bourne orientiert. Hat nicht ganz hingehaut, rausgekommen ist aber doch topsolides Spannungsentertainment für die Bahnhofsbuchhandlung.

Dürft ich vielleicht a Kostprobe haben?

"Einer hatte versucht, sie zu erschießen, einer wollte sie erstechen, und der dritte war mit dem Brecheisen auf sie losgegangen. Keiner hatte Erfolg gehabt, denn die Attacke traf jeweils ein Kissen. Der Angreifer war gestorben."

Na. Des taugt ma – können S' mir gleich einpacken.