Erstellt am: 29. 12. 2016 - 14:47 Uhr
Rewind 2016: Überwachung, VR und Kryptowährung
Rewind 2016
Der FM4 Jahresrückblick
Nach Anschlägen in Paris, Nizza und Brüssel war das Thema Terrorismus ein Dauerbrenner - ein Trend, der sich nach Berlin wohl noch verstärken wird.
Überwachung
Im Jänner 2016 hat das österreichische Parlament das Staatsschutzgesetz beschlossen. Damit wurde das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) von der Polizeibehörde in einen neuen Geheimdienst umgewandelt. Dieser kann jetzt unbeschränkt jede Bürgerin und jeden Bürger überwachen und braucht dafür weder Richter noch Staatsanwalt.
staatsschutz.at, Karola Riegler
Analog dazu gibt es in Deutschland das neue BND-Gesetz, das alles legalisiert, was für den Auslandsgeheimdienst bisher illegal war und durch Edward Snowden aufgedeckt wurde - zum Beispiel das Abhören der Menschen auch im Inland, und das Abhören ganzer Internet-Knoten und Glasfaser-Leitungen.
Das Europaparlament hat sich ebenfalls nicht lumpen lassen und erweiterte Befugnisse für Europol geschaffen. Daten dürfen mit privaten Unternehmen wie Google und Facebook ausgetauscht werden, Datenbanken werden miteinander verknüpft und eine biometriebasierte Superdatenbank wurde geschaffen – diese ist wiederum verknüpft mit dem Reiseregister. Außerdem werden finanzielle Transaktionen zunehmend überwacht. 2016 war für die Privatsphäre in Europa das historisch schlechteste Jahr.
Virtual Reality
Drei kommerzielle VR-Headsets sind in diesem Jahr auf dem Markt erschienen: Das Rift von Facebook-Tochter Oculus, das Vive von HTC und Valve, sowie PSVR von Sony. In diesen Headsets erscheinen Computerinhalte nicht nur in 360°-Rundumansicht, sondern vor allem räumlich und in lebensechten Größenverhältnissen.
Oculus VR
Neben neuartigen Videogames sind damit auch interessante Anwendungen möglich: Wissenschaftler/innen am AKH Wien behandeln traumatisierte Kinder damit, Augenärztinnen und -ärzte lösen die bisher bei Erwachsenen unheilbare Amblyopie, virtuelle Co-Working-Spaces wie BigscreenVR entstehen und vieles mehr. Facebook, Google, Linden Lab und zahlreiche Startups haben soziale virtuelle Welten angekündigt.
Gleichzeitig wird die Bedienung unserer Computer mitbeeinflusst: Neuartige Motion-Controller erinnern zunehmend an das Userinterface aus Minority Report. Man kann also ohne weiteres behaupten: 2016 hat mit kommerzieller VR-Technologie die Geburt eines neuen Mediums eingeläutet.
Kryptowährung
Der Preis von Bitcoin hat sich dieses Jahr von rund 400 Euro auf über 900 Euro mehr als verdoppelt. Dafür gibt es mehrere Gründe: China hat die Kapitalverkehrskontrollen verschärft, mehr und mehr Chinesen nutzen Bitcoin, um aus dem schwächer werdenden Yuan zu fliehen. Indien hat alle 500- und 1000-Rupien-Geldscheine entwertet. Brasilien leidet unter starker Inflation - gerade in diesen Ländern wächst der Bitcoin-Markt am stärksten.
blockchain.info
Der Preis ist nicht die wichtigste Entwicklung. 2016 war nämlich das Jahr, in dem Bitcoin und die dahinterstehende Blockchain-Technologie zunehmend auch außerhalb der üblichen Zirkel von Verschlüsselungsexperten und Informatikern als das erkannt wurde, was es eigentlich ist: ein neues Internet-Protokoll. Es ermöglicht die Übertragung von Geld zwischen Internet-Usern ohne Zuhilfenahme einer Bank oder sonstigen dritten Partei.
Weil heuer viele Staaten weltweit die lückenlose Überwachung unserer Finanztransaktionen in die Wege geleitet haben, erscheint durch Kryptographie gesichertes peer-to-peer-Geld vielen Menschen zunehmend als interessante Alternative. Dementsprechend ist 2016 auch die Zahl der
Transaktionen im Bitcoin-Netzwerk weiter exponentiell gewachsen.