Erstellt am: 25. 12. 2016 - 17:15 Uhr
Harter Stoff und schnödes Nichtstun
Einmal quer durch die deutsche Zeitgeschichte. Die Schauspielerin Martina Gedeck hat im Film „Jud süß“ mit Goebbels getanzt, sich „Im Leben der Anderen“ mit der Stasi angelegt und als RAF Terroristin Ulrike Meinhof das Westdeutschland der 70iger in Atem gehalten. „Mein Gesicht ist aus einer anderen Zeit, es ist kein modernes Gesicht“, sagt Martina Gedeck bei unserer Begegnung in der Suite eines Wiener Altstadthotels.
Die flachen Schnürschuhe, die auch zu den Füßen eines Anzugträgers gehören könnten, hat sie ausgezogen und sitzt nun in schlichtem schwarzen Kleid und Strümpfen mir gegenüber. „So eine Rolle wie Ulrike Meinhof kann man nicht an- und ausziehen wie ein Kostüm. Wenn ich so eine Rolle übernehme, bedeutet das eine intensive Auseinandersetzung und auch eine politische Verantwortung.“ Ob es eine Rolle gäbe, für die sie keine Verantwortung übernehme und sie ablehnen würde, frage ich sie. Magda Goebbels, die Frau des Nazi Propagandaministers Goebbels, die werde sie nie spielen, der wolle sie keine Bühne bieten.
Wobei Martina Gedeck sich nie gescheut hat, zu polarisieren. In ihrem neuen Film „Gleissendes Glück“ an der Seite von Ulrich Tukur, der gerade im Kino läuft, war es für mich schwer auszuhalten, dass eine Frau sich von ihrem Mann halb tot schlagen lässt, um sich aus einer Ehe zu befreien. Nichts davon hat mit der Frau zu tun, die mir gerade für ein Radio-Gespräch gegenüber sitzt, und trotzdem bin ich nahe daran, es ihr zum Vorwurf zu machen; sie, die Schaupielerin, zu Rede stellen zu wollen. Das nennt man wohl Schauspielkunst, wenn sich die Ebenen von Fiction und Realität so verschieben und verschwimmen.
FM4 Doppelzimmer zum Jahreswechsel
Am 1.Jänner liefert Maurice von Bilderbuch im FM4 Doppelzimmer den perfekten Soundtrack für den Start in das neue Jahr und erzählt über Leichtfüßigkeit, Lieblingsduette und wie er den Kommerz aufmischen will.
Radio FM4 / Clemens Fantur
Ich frage Martina Gedeck, ob ihr Deutschland als
Filmland nie zu klein geworden ist und wir machen einen Abstecher nach Hollywood. Der Oscar 2007 für den besten Fremdsprachigen Film für „Das Leben der Anderen“ hat nicht nur Martina Gedeck, die die weibliche Hauptrolle spielte, international Türen geöffnet sondern vor allem dem Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck. Er hat 2010 mit Angelina Jolie und Johnny Depp „The Tourist“ gedreht, hat aber jetzt wieder alte Bekannte für seinen dritten Langfilm um sich geschart. Sebastian Koch und eine lange Liste deutscher Schauspieler und Schauspielerinnen drehen mit ihm eine Geschichte, die wiederum tief in die deutsche Zeitgeschichte eindringt. Also wieder zurück zu den Wurzel, wie bei so vielen europäischen Regisseuren, die es in Hollywood versucht haben? Auch Martina Gedeck hat mit Robert de Niro gedreht, aber „ich war 2007 schon zu alt, um alles liegen und stehen zu lassen und ganz nach Hollywood zu gehen. Außerdem habe ich nicht wie Christoph Waltz einen Schauspieloscar bekommen, sondern der Film ist ausgezeichnet worden. Aber keine Frage: hätte ich eine wirklich gute Gelegenheit gehabt, hätte ich sie genutzt, weil in Hollywood eine Ansammlung großartiger Künstler und Künstlerinnen versammelt sind und man mit herausragenden Kollegen arbeiten darf.“
Martina Gedeck im FM4 Doppelzimmer
Für die zwei Stunden FM4 Doppelzimmer am 26.Dezember von 13 bis 15 Uhr verlässt Martina Gedeck die Bühne und nimmt uns mit in ihre Jugend als eine vorn drei Schwestern und erzählt, warum sie eine Spätstarterin war. Sie erzählt über Glückstage und über Orte der Phantasie.