Erstellt am: 21. 12. 2016 - 14:34 Uhr
Hüttengaudi of the Dead
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Dominik Hartl im Interview in der FM4 Homebase
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"Angriff der Lederhosenzombies" schickt uns ins Idyll der Berge. Der Wintertourismus muss angekurbelt werden und so kann es schon mal vorkommen, dass grün leuchtende Chemikalien in die Schneekanone gekippt werden. Eine Dreistigkeit, die nicht lange ungestraft bleiben soll. Denn schon im nächsten Moment wird Ritas Gaudihütt'n, Hort der Après-Ski-Zügellosigkeit, durch eine Zombie-Invasion zerlegt. Blut und Gedärm zieren fortan die makellos weißen Pisten.
Fischer Film
"Ich möchte Genrekracher machen"
Dominik Hartl ist ein ganz schön ungewöhnlicher heimischer Regisseur. Der gebürtige Schladminger will das umsetzen, was er auch selbst gerne im Kino sieht, sagt er im Interview: "Ich möchte Genrekracher machen!" Zuletzt bewies er das eindrucksvoll mit seinem Coming-of-Age-Film "Beautiful Girl", ein rührendes High-School-Movie direkt aus Wien.
Doch der Hang zum Gemetzel-Film war immer schon da, schon als er mit 12 Jahren begonnen hat, Filme zu machen. Und so ist dann "Angriff der Lederhosenzombies" entstanden - eigentlich aus einer scherzhaften Bemerkung heraus:
"Die Prämisse war die, dass ich betrunkene Apres-Ski-Gäste bei mir zu Hause beobachtet hab. Ich komme aus Schladming, und dann haben wir herumgescherzt: Sollte jetzt die Zombieapokalypse ausbrechen, könnte man die Apres-Ski-Gäste schwer von den Zombies unterscheiden."
Jan Hestmann / Radio FM4
"Und mit welcher Gattung Zombie haben wir es hier konkret zu tun?"
"Wir sind in einem Old-School-Zombiefilm. Die Effekte sind handgemacht. Die Zombies sind langsam und dumm. Und werden nur in der Masse gefährlich. Wir sind also in einem sehr klassischen, romeroesken Zombiefilm.
Das wichtigste Vorbild ist sicher "Braindead" von Peter Jackson was den Ton betrifft, die Umsetzung der Effekte und die Ästhetik."
"Ihr habt in Südtirol am Jaufenpass gedreht. Wie schwer war es, am Berg im Schnee zu arbeiten?"
"Das Drehen an sich war irre anstrengend. Wovor ich am meisten Angst gehabt habe, war, dass wir zuviel Schnee haben. Und genauso war es dann. Wir haben von sechs Drehwochen vier Wochen lang außen nachts am Berg auf über 2.000 Metern gedreht. Und es hat fast keine Drehnacht gegeben ohne Schneesturm. Wir haben einmal sogar einen Blizzard gehabt, wo die Schauspieler die Augen einfach nicht mehr aufmachen konnten."
Fischer Film
"Wie wichtig waren Make-Up und Spezialeffekte für dich? Wie war die Herangehensweise?"
"Die Kreation der Zombies war ein sehr schöner Prozess, wo auch viel Zeit und Gedanken reingegangen sind. Ich hab mit dem Nikolaus Habjan, dem Puppenspieler, der ein guter Freund von mir ist, gemeinsam das Konzept für die Maske entworfen. Der Niki hat mich mit Fotos von Leprakranken und keine Ahnung was für grauslichen Krankheiten überhäuft. Und aus dem heraus haben wir dann die Ästhetik von diesen Geschwülsten kreiert."
"Alle Zombies sind Tänzer"
"Es gab einen Choreografen, den Grant McDaniel, der auch aufgrund von dieser Backstory - nenn ich's jetzt einmal - eine Herangehensweise an die Körperlichkeit von den Zombies erarbeitet hat. Alle unsere Zombies sind Tänzer, die das mit dem Choreografen sehr intensiv erarbeitet haben.
Und dann gab's natürlich noch das Team, dass die Maske umsetzen musste. Das war der Chris Creatures aus Berlin, der da eine ganze Armee an Maskenbildnern auf den Berg gekarrt hat. Das war irre!"
Fischer Film
"Filme dieser Art in Österreich zu machen, ist ja doch noch eine Seltenheit. Wie schwierig ist es eigentlich, einen Zombiefilm in dieser Größenordnung hinzubekommen, von der ersten Idee bis hin zur Finalisierung?"
Filmstart
"Angriff der Lederhosenzombies" startet am Freitag, 23. Dezember 2016 in den österreichischen Kinos.
"Vom ersten Drehbuchentwurf bis zum fertigen Film sind sieben Jahre vergangen. Das Schwierigste war sicher die Finanzierung dafür zu kriegen. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es ein Studentenfilm wird, den wir für 5.000 Euro irgendwo in unserer Freizeit machen.
Aber es ist dann ein dick geförderter Film geworden. Der Weg dahin war mühsam aber es hat funktioniert. Und ich glaube, dass da bei den Förderern in Österreich gerade ein Umdenken stattfindet oder schon stattgefunden hat, wo eben auch Genre inzwischen als wichtiger, ernstzunehmender Teil der Filmlandschaft gesehen und gefördert wird."
"Nachdem du zwei sehr unterschiedliche Genrefilme gemacht hast, einmal Coming of Age, einmal Zombiesplatterfilm, in welche Kerbe schlägt dein nächstes Projekt?"
"Mein nächstes Projekt ist eine wunderbare Kombination aus meinen ersten beiden Filmen. Wir drehen nächsten Sommer einen Film namens "Blood Jam", das ist ein Teen Slasher, der während einer Maturareise in Kroatien spielt und auch gedreht wird, und es geht eben um eine Klasse von Maturareisenden, die zu einer dieser Großveranstaltungen, zum X-Jam fahren, und dort mit 5.000 anderen Jugendlichen feiern und saufen und was man halt so macht - und plötzlich wird einer nach dem anderen abgeschlachtet."
Jan Hestmann / Radio FM4