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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

14. 12. 2016 - 16:45

Neue Geschichten aus dem Weltraum

"Rogue One", das neue Spin-Off der "Star Wars"-Reihe, traut sich aus alten Mustern heraus.

Einem "Star Wars"-Fan ist die Skepsis quasi angeboren: Trotz des gut gelungenen, wenn auch etwas zu sicheren Soft-Reboots "The Force Awakens" vom letzten Jahr sitzen die Jahre der Prequels und Special Editions immer noch tief und so ganz mag man Disney mit der Neukonzeptionierung der Serie noch nicht trauen.

Vor allem wenn einfach mal so eine Reihe von Spin-Off-Filmen angekündigt wird, die die Zeit zwischen den großen Episoden überbrücken soll. Bevor im Jahr 2018 ein junger Han Solo auf Weltraumabenteuer gehen darf, startet diese Woche mit "Rogue One: A Star Wars Story" der erste Ableger abseits der Hauptstory. Und zeigt, dass doch noch einiges an Potential im Krieg der Sterne-Universum steckt. Auch abseits der großen Geschichte rund um Darth Vader und seine Nachfahren.

Rogue One

Lucasfilm

"Rogue One" erzählt eine Story, deren Ende jeder "Star Wars"-Fan eigentlich schon kennt. Zeitlich ganz knapp vor dem ersten Film aus dem Jahr 1977 gesetzt, geht es darin um die Gruppe von Rebellen, die es geschafft hat, die geheimen Pläne für den Todesstern zu stehlen. Was dazu führte, dass die Rebellenallianz schlussendlich die Superwaffe des Imperiums erst zerstören konnte.

Eine kleine Geschichte, die in "A New Hope" nur als Beisatz erwähnt wird, wird hier zum riesigen Weltraumabenteuer hochgepusht - was besser funktioniert als so manch Skeptiker vermuten mag. An was "Rogue One" am meisten erinnert, sind die Stories aus dem "Expanded Universe" von "Star Wars" - die erweiterten Erzählungen aus Comics, Romanen und Videospielen, deren Inhalte von Disney nach dem Kauf der Rechte des Weltraumfranchise für null und nichtig erklärt wurden. Aber jetzt beginnt man eben wieder ganz am Anfang.

Human Stories

"Rogue One" benutzt ein Element besonders gut, das alle richtig gelungenen "Star Wars"-Filme gemeinsam haben: Es ist eine Geschichte über Menschen, einen Haufen unterschiedlicher, zusammengewürfelter Persönlichkeiten, die durch ein Abenteuer, das eigentlich viel größer ist als sie selbst, erst so richtig zusammenfinden. "A Force Awakens" hat das gut geschafft, die alte Trilogie sowieso und der neue Film jetzt auch.

Funktionieren tun solche menschlichen Geschichten abseits des Skripts aber nur wenn eines passt: Die Besetzung. Und wie schon im letztjährigen Film zeigen die Filmemacher auch diesmal wieder ein goldenes Händchen beim Casting. Felicity Jones ist hervorragend als die zentrale Heldin Jyn Erso. Ihr Charakter hat einen interessanten und typisch für die Filmreihe mysteriösen Hintergrund, den sie mit dem notwendigen Understatement umsetzt. Auch der restliche Cast an Helden und Heldinnen, die sich als Subfraktion innerhalb der Rebellenallianz auszeichnen, ist besonders schön besetzt.

Richtig herausragend ist hier der Star der "Ip Man"-Serie von Hongkong Action-Filmen, der Schauspieler und Martial Artist Donnie Yen. Die von ihm gespielte Figur des Kriegers Chirrut Îmwe ist so herausragend geskriptet und mit so viel Charisma gespielt, dass man sich allein davon ein Spin-Off vom Spin-Off wünscht.

Rogue One

Lucasfilm

Alles reimt sich

Es gibt ein altes Zitat von Star Wars-Erfinder George Lucas: "Everything is poetry". Das soll bedeuten, dass es gewisse Fixpunkte und Motive in jedem Star Wars-Film gibt, die sich oft wiederholen. Also quasi Motive, die sich miteinander "reimen". Vor allem der neueste Star Wars-Film "The Force Awakens" ist da auf Nummer Sicher gegangen und hat quasi die Handlung von "A New Hope" wiedererzählt - wofür er auch von einigen Leuten kritisiert wurde. Und genau das passiert eben in "Rogue One" nicht. Denn der Film bricht tatsächlich aus der "Star Wars"-Formel aus und erzählt seine ganz eigene, abgeschlossene Geschichte.

Trotz all dem Guten: Der Hype hat "Rogue One" in den letzten Wochen nicht nur eingeholt, sondern überholt. Rechte US-Gruppierungen sehen in dem Film Anti-Trump-Propanganda und rufen zum Boykott auf, Disney hat angeblich bis zu 40 Prozent des Films neu machen lassen, weil es dem Unternehmen doch vielleicht ein bisschen zu düster war. Und so manch frühschneller Kritiker hat "Rogue One" schon zum besten "Star Wars"-Film aller Zeiten ernannt.

Rogue One

Lucasfilm

Wer auf diese Hype-Maschine einsteigt, könnte enttäuscht werden. "Rogue One" ist ein guter Film, teilweise sogar ein sehr guter Film. Und bedient er sich an einigen Mustern des klassischen Kinos und distanziert sich so vom übertriebenen Bombast des kontemporären Superheldenblockbusters. Aber der beste Star Wars-Film ist das bei Weitem nicht. Auch nicht der düsterste "Star Wars"-Film (Das geht natürlich beides an "Das Imperium schlägt zurück"). Denn um der beste "Star Wars"-Film zu sein, müsste mehr "Star Wars" in "Rogue One" zu finden sein.

Einerseits ist es gut, dass das so ist, weil damit ein erwachsenerer Film entsteht, der sich Zeit nimmt, seine ganz eigene, abgeschlossene Handlung zu erforschen. Andererseits fehlt in all der rauen Ernsthaftigkeit auch ein bisschen die kitschige Romantik der Originalteile. Keine Weltraumoper also, aber eine gut gelungene Nebengeschichte. Die sich auch Leute anschauen können, die jetzt vielleicht gar nicht so viel mit "Star Wars" zu tun haben wollen.