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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

14. 12. 2016 - 17:13

Der Bestseller-Autor aus Wien

"Sie werden uns ersetzen" ist der Untertitel des neuen Thrillers "Helix" von Marc Elsberg. 90.000 Stück wurden bislang gekauft.

Eine Sicherheitskonferenz in München, eine kalifornische Gated Community namens "New Garden" und ein Maisfeld in Tansania. An diesen Schauplätzen entwickelt Marc Elsberg seinen neuen Thriller "Helix" und er lässt die parallel erzählten Handlungsstränge zusammenlaufen in diesem 650-Seiten-Wälzer, der wieder ein Bestseller ist.

Marc Elsberg lebt in Wien. Und er schreibt Bücher wie die wenigsten im deutschsprachigen Raum. Denn er nimmt sich gesellschaftspolitisch relevante und brisante Fragestellungen vor, informiert sich ausgiebig über Sachverhalte und kombiniert den aktuellen Stand technologischer Entwicklungen mit fiktionalen Schlussfolgerungen. Er schreibt schnell, so dass die Werke inhaltlich noch nicht überholt sind, wenn sie erscheinen.

Marc Elsberg

Lukas Ilgner

Das Szenario eines kompletten Stromausfalls spielt Marc Elsberg in "Blackout - Morgen ist es zu spät" durch, eine Million Mal wurde das Buch in der deutschen Ausgabe verkauft. Inzwischen ist es in fünfzehn Sprachen erhältlich und Elsberg zeigt auf seiner Website die Cover. Der nächste Hit war "Zero", in dem er alltägliche Überwachung, die als solche gar nicht wahrgenommen wird, in den Fokus nimmt. Johannes Mario Simmels Bestseller "Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche" aus dem Jahr 1992, das die globale Umweltzerstörung ausführlich durchdenkt und mit damaligen Fakten gefüttert ist, verfolgt eine sehr vergleichbare Herangehensweise. Simmels Bücher wurden als Trivialliteratur bezeichnet. Bezeichnend ist, dass sein kritischer, letzter großer Bestseller anders als viele seiner Bücher, nicht verfilmt wurde.

"Leider sprachlich grenzwertig simpel und flach", mag ein Leserkommentar lauten. Tatsächlich fliegen die Zeilen und die Seiten beim Lesen. Der Stil ist sehr bildhaft, ausführlich wird vieles beschrieben. Elsberg wird längst als Redner zu wissenschaftlichen Themen gebucht, er tritt mit Sascha Lobo auf, und kann eine seitenlange Liste jener Institutionen anführen, die ihn eingeladen haben.

Da macht es Sinn, dass der Autor seinen eigentlichen, bürgerlichen Namen Marcus Rafelsberger zu Marc Elsberg gekürzt hat. Ein Marc Elsberg, der könnte aus den USA genauso gut stammen wie aus Skandinavien. Seine drei Wien-Krimis, die seinen bürgerlichen Namen am Cover trugen, waren keine Verkaufshits. Erhältlich sind sie nach wie vor.

Das Cover zu "Helix" zeigt eine Grafik, die an die Symbole für Gene erinnert

Blanvalet

Marc Elsberg: Helix. Blanvalet 2016

Das neue Buch "Helix" spielt erneut in einer internationalen Liga. Auch, was die Geschichte angeht. Die Kapitel sind in neun Tage gegliedert. "Dann stand nur mehr das Rednerpult auf der Bühne des voll besetzten Hotelsaals, und der US-Außenminister lag reglos danben", lautet der erste Satz. Ab der Autopsie des Mannes ist das buchstäbliche Herzthema die menschenmöglichste Manipulation des menschlichen Körpers. Das literarische Topos des Homunkulus zeigt sich in seiner gegenwärtigen Ausprägung: Schließlich führt "Helix" in eine Labor- und Zuchtstation, wo mit Leihmüttern genialer Nachwuchs generiert wird.
"Warum eigentlich San Diego?", fragte er. "Warum keine einsame Insel am Ende der Welt, auf der sie unbeobachtet arbeiten können?"
"Wie Doktor Moreau oder Jurassic Park? Wo fallen Menschen am wenigsten auf? Zwischen vielen anderen Menschen."

Es kommt, wie es bei einem wachsamen Publizisten kommen muss: Die erschaffenen Kinder geraten zu genial.