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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

30. 11. 2016 - 18:20

Rettet das Eulenland

"Owlboy" ist ein bezaubernder Liebesbrief an die Action-Abenteuer der frühen Neunzigerjahre.

Fliegen zu können ist eine der klassischen Sehnsüchte der Menschheit, und fliegen zu wollen war und ist eine große Motivation für den technischen Fortschritt im Allgemeinen. Wenn es in Geschichten, Filmen oder Spielen fantastisch wird, muss es mit der Flugtechnik aber gar nicht so weit her sein. Da genügt oft Imagination und Vorstellungskraft. Ein wunderbares Beispiel dafür ist ein aktuelles Game namens "Owlboy". Dabei schlüpft man in die Rolle eines fliegenden Burschen, der einem alten Volk angehört – Hybridwesen aus Mensch und Eule. Das klingt wundersam und ist es auch.

Screenshot aus "Owlboy"

D-Pad Studio

Eine üppig bewachsene Naturwelt im Himmel. Schwebende Plattformen, auf denen kleine Häuschen stehen. Hier im Wolkendorf Vellie lebt der taubstumme Otus, ein Teenager aus der Gemeinschaft der Eulenmenschen. Das alte Volk hat wenig Nachkommen, und so lastet auf Otus ein großer Leistungsdruck. Er bemüht sich, seiner Gemeinschaft gerecht zu werden, doch sein Lehrmeister stempelt ihn immer wieder als Versager ab. Aber schon bald können wir mit Otus zeigen, was in ihm steckt, denn: Die mysteriösen Luftpiraten greifen an und drohen, das fliegende Eulenidyll zu zerstören.

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"Owlboy" ist ein in einem wunderhübschen Pixelstil präsentiertes Action-Abenteuer in 2D. Wir laufen, springen und fliegen durch die Landschaft, sprechen mit Dorfbewohnern, suchen uns Freunde und lernen über unsere Vorfahren. Bald schon bekommt Otus Unterstützung von Geddy, seinem Mechanikerfreund. Um sich ein bisschen besser wehren zu können, trägt er Geddy ab sofort beim Fliegen mit sich herum, der dann auf Abruf mit seinem Blaster Feinde abwehren und diverse Hindernisse freischießen kann. Später trifft Otus auf weitere Helferinnen und Helfer.

Himmel und Höhle

Die Mischung macht's, denn "Owlboy" ist ein unkonventionelles Hybrid aus Abenteuerspiel, wo man diverse Rätsel lösen muss, und Action-Game, wo es um schnelle Reaktionen, gutes Zielen und richtige Positionierung geht. Werden wir von kleinen kugeligen Flugdämonen, mechanischen Schlangen oder rabiaten Steinzeitmenschen ausgeknockt, macht das nichts, denn es gibt viele Speicherpunkte, wo wir wieder zum Leben erweckt werden, sodass man nicht ständig wieder und wieder dieselben Passagen spielen muss. Wer möchte, kann die Welt von "Owlboy" voller Himmel und Höhlen aber im Detail durchstreifen und so das eine oder andere Geheimnis aufspüren. Irgendwo ist hier bestimmt noch eine Schatzkiste versteckt ...

Screenshot aus "Owlboy"

D-Pad Studio

"Owlboy" ist für Windows erschienen.

Neun Jahre lang hat das fünfköpfige Indie-Team D-Pad Studio aus Norwegen an seinem Liebesbrief an die 16-Bit-Zeit gearbeitet. "Owlboy" ist entzückend geworden und sowohl spielerisch als auch visuell auf dem Niveau der "Zelda"-Spiele der frühen Neunzigerjahre. Auch "Super Mario Bros. 3" oder die "Metal Slug"-Serie werden Games-Freund/innen wohlig in Erinnerung gerufen. Der im Disney-Stil gehaltene Soundtrack ist ebenfalls hervorragend. "Owlboy" ist abenteuerlich, verblüffend, fordernd, versöhnlich, spannend, motivierend, herzergreifend und packend und das für mich zweifellos charmanteste Spiel des Jahres 2016.