Erstellt am: 26. 12. 2016 - 06:00 Uhr
Ein fetter Trennungsschinken
Über die Feiertage ist endlich Zeit für fette Schinken. Dabei denken wir weniger ans Essen als vielmehr an dicke Wälzer. An Bücher, die mindestens 500 Seiten haben und in die man so richtig reinkippen kann. Etwa in "Hier bin ich" von Jonathan Safran Foer. (Von ihm stammt u.a. "Alles ist erleuchtet" bzw. "Extrem laut und unglaublich nah).
Mehr Lesetipps...
...und weitere fette Schinken ausgesucht von der FM4-Literaturredaktion gibt es hier.
Und um bei fetten Schinken zu bleiben - der fast literarische Dialog neulich an der Wursttheke...
Kiepenheuer & Witsch
Na was hom denn Sie do?
"Hier bin ich", den neuen, dritten Roman des amerikanischen Schriftsteller Jonathan Safran Foer.
Wie viele Seiten hat des?
682.
Wie schwer ist das?
Fast 800 Gramm!
Worum geht’s?
Julia und Jacob sind seit gut zwanzig Jahren verheiratet und haben drei Söhne - Sam, Max und Benji. Eines Tages schnappt sich Julia heimlich Jacobs Handy und findet darauf Sexnachrichten, die nicht an sie gerichtet sind. Der schon lange unter der Oberfläche brodelnde Streit bricht aus - und wird spannend, aufwühlend und vor allem sehr empathisch von Foer erzählt. Im Hintergrund der Ehekrise spielt sich eine politische ab: als nach einem Erdbeben Israel angreifbar daliegt, stellen sich für den jüdischen, unsicheren Mittdreißiger Jacob Fragen der Männlichkeit und der Verteidigung des Vaterlands.
Warum ist das Buch so dick?
Foers Protagonisten brauchen Zeit! Zeit vor allem, um ihre oft schrägen und sehr unterhaltsamen Phantasien zu entwickeln.
Lesungen
Auf Lesetour ist Jonathan Safran Foer unter anderem hier zu sehen:
- 29. Januar 2017
München
17.00 Uhr, Literaturhaus,
Salvatorplatz 1
- 30. Januar 2017
Zürich
20.00 Uhr, Kaufleuten,
Pelikanplatz
Ab wann ist man drin?
Ab Seite 20. Da geht die Familien- und ehemalige Liebesgeschichte los.
Gibt’s da auch Längen?
Sie werden es nicht glauben: NEIN! Das Lesen ist dank der schlagfertigen, klugen und lustigen Dialoge wie ein fast 700Seiten anhaltender Rausch.
Sonst noch irgendwas, was ich wissen muss?
Wer Foer mag, wird „Hier bin ich“ sehr gern mögen. Wer Foer vorher nicht mochte, sollte unbedingt diesen neuen Roman lesen.
Dürft ich vielleicht a Kostprobe haben?
Gern. Hier eine Stelle, in der Jacob über seine Söhne nachdenkt:
„Die Absurdität, der Schmerz und die Schönheit des Ganzen ließen Jacob fast in die Knie gehen: Diese zwei unabhängigen Geister, die vor zehneinhalb Jahren noch gar nicht existiert und ihre Existenz allein ihm zu verdanken hatten, konnten inzwischen nicht nur ohne seine Hilfe agieren, sie forderten auch ihre Freiheit.“
Na. Des taugt ma – können'S mir gleich einpacken.