Erstellt am: 25. 11. 2016 - 15:28 Uhr
Halcyon
Virtual Reality ist endlich da und wir beginnen gerade erst, ihre Möglichkeiten auszuloten. Der Kabel-Fernsehsender SyFy hat einen Hybriden aus VR-Experience, Fernsehserie und Videospiel veröffentlicht. Er heißt Halcyon, spielt in der Zukunft und thematisiert selbst die Verschmelzung zwischen virtueller und physischer Welt.
SyFy
Im Jahr 2058 wird VR nicht mehr mit PCs, Smartphones und Headsets erzeugt. Stattdessen lassen sich die User in ihren Körper ein Interface einpflanzen. Damit können Menschen einerseits jederzeit virtuelle Szenarien betreten, andererseits können sich auch die Avatare virtueller Intelligenzen (sogenannte V.I.s) nahtlos in die physische Welt einfügen - sie erscheinen also wie Menschen lebensgroß und agieren als Mitarbeiter und Freunde. Die virtuelle bzw. erweiterte Realität in Halcyon vermittelt nicht nur Bild und Ton, sondern auch Geruch und Geschmack – das einzige was noch fehlt ist Berührung.
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Der Chef des Halcyon-Konzerns will auch diesen Entwicklungsschritt gehen, aber dagegen regt sich Widerstand. Halcyon würde einen "Krieg gegen die Realität führen", sagt etwa das "Pure Human Movement". Und auch der ehemalige CTO des Unternehmens, das die VR-Interfaces und Virtuellen Intelligenzen erfunden hat, wird von Bedenken geplagt und leistet Widerstand gegen die Einführung des Berührungs-Upgrades.
Eines Tages wird der Halcyon-Boss erwürgt in seiner Wohnung gefunden. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass die Gewalteinwirkung durch einen Avatar mit der umstrittenen Touch-Fähigkeit erfolgt ist. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Polizistinnen, die den Mord aufklären wollen. Eine davon ist ein Mensch, die andere selbst eine Virtuelle Intelligenz.
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In der SyFy-Serie sieht man den beiden Frauen aber nicht nur bei den polizeilichen Ermittlungen zu. Denn nach jeweils zwei Episoden zum Anschauen kann man im futuristischen Apartment des ermordeten Konzernchefs herumgehen und dort selbst Gegenstände untersuchen. Die Geschichte thematisiert die Konsequenzen einer Zukunftsvision von Virtual Reality, während man sie selbst in Virtual Reality rezipiert – dass man ein Headset auf dem Kopf trägt, vergisst man völlig, weil einem Hologramme um den Kopf schwirren und die Cyberpunk-Ästhetik des Spiels fasziniert.
Die Rätsel in den Spiel-Episoden sind zu einfach - der Schwerpunkt liegt eindeutig beim optischen Eindruck, während das bisschen Interaktion nur Beiwerk ist. Sobald das Minispiel vorbei ist gibt es wieder zwei „Fernseh“-Epidosen anzusehen – jede davon nur einige Minuten lang, bei zehn TV-Episoden und fünf Games-Kapiteln ergibt sich eine Gesamtlaufzeit von nur ein- bis eineinhalb Stunden. Die Fernsehepisoden sieht man übrigens immer auf einem riesigen virtuellen TV-Gerät, das ebenfalls in einem futuristischen Apartment steht. Der Übergang zwischen Fernsehen und Spiel ist gut gelungen, weil man sich sowohl beim Spielen, als auch beim Schauen in der virtuellen Welt von Halcyon befindet, die in Lebensgröße, 3D und 360-Grad-Ansicht erscheint.
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Halcyon ist kurz aber gut. Ein interessanter Plot Twist und das eher offene Ende hinterlassen den Wunsch nach mehr – auch deshalb, weil Halcyon als Hybrid zwischen TV, Spiel und Virtual-Reality-Experience Neuland betritt und Fragen über die Zukunft des Fernsehens aufwirft. Letzteres auch in ökonomischer Hinsicht, denn es gibt die komplette Serie nur im zu Facebook gehörenden „Oculus Home“-Store zu kaufen – um sie in VR zu erleben, benötigt man entweder das Oculus Rift oder das GearVR von Samsung.