Erstellt am: 20. 11. 2016 - 14:55 Uhr
FM4 Filmgeschichten: Virgil Widrich
Virgil Widrich
Mit Found-Footage und Stop-Motion hat Widrich in seinen spektakulären Kurzfilmen das Hollywood-Kino der 40er bis zu jenem der 60er Jahre umgedeutet, wie er erzählt. "So konnte ich Filme mit berühmten Schauspielern machen, die ich mir sonst nie leisten könnte, und auch Spaß dabei haben, wenn wie etwa in 'Fast Film' (2003) während einer Verfolgungsjagd Explosionen verursacht werden, wenn er sich eine Zigarette anzündet."
Virgil Widrich
Aus dem kollektiven Kinogedächtnis hat schon der Teenager Virgil Widrich geschöpft. In einem Fotogeschäft in seiner Heimatstadt Salzburg konnte man 8mm-Filmausschnitte von Hitchcocks "Die Vögel" kaufen. Das Material, Filmszenen und Schnitte hat der Schüler analysiert, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt.
Der Genre-Film stand im gutbürgerlichen Hochkultur-Milieu in den 80er Jahren nicht ganz oben auf der öffentlichen Agenda. So sollte sich der 13-jährige Widrich in einem Rebellionsakt die eigenen Ungeheuer erschaffen. In seinem handgemachten Horror Movie "Monster in Salzburg" begräbt eine Bestie die Festspielstadt zum atonalen Soundtrack von Arnold Schönberg unter sich.
FM4 / Simon Welebil
In seinem aktuellen Mystery Thriller "Die Nacht der 1000 Stunden", die seit Freitag im Kino läuft, lüftet Regisseur Virgil Widrich die dunkle Vergangenheit der fiktiven Unternehmerfamilie Ullich und ihre verschüttete Allianz mit dem Faschismus. Die auferstandenen Toten und gierigen Lebenden unter den Protagonisten wecken politische Brisanz, die weit in unsere Gegenwart nachhallt. Mit "Die Nacht der 1000 Stunden" hält Virgil Widrich ausgeklügelte Kino(alp)träume wach und beweist aufs Neue, dass er einer der innovativsten visuellen Handwerker in Österreich ist.
Amira Casar und Laurence Rupp in "Die Nacht der 1000 Stunden"