Erstellt am: 16. 11. 2016 - 18:09 Uhr
The daily Blumenau. Wednesday Edition, 16-11-16.
#fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
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Siehe dazu auch:
Von Sinnkrisen, fehlenden Entwicklungsschritten und der Unfähigkeit zu überraschen: beim ÖFB-Team kehrt am Ende des Seuchenjahres 2016 ansatzweise Einsicht ein.
Die nächste Fußball-WM findet ohne Österreich statt - Anmerkungen zum Länderspiel-Ärgernis Österreich vs. Irland
Dann die Preview Warum ich fürs Irland-Match eigentlich vorsichtig optimistisch war und trotzdem das Schlimmste befürchte.
Außerdem : Angerührtheit ist keine Strategie für Krisen-Kommunikation - Anmerkungen zu einem von etlichen Problemen vor dem wegweisenden Irland-Spiel des ÖFB-Teams
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Slovensko (Jan Kozak)
Tor: Ján Novota (Rapid Viedeň/AUT), Martin Dúbravka (Slovan Liberec/ CZE). Auf Abruf: Ján Mucha (Slovan Bratislava), Adam Jakubech (Spartak Trnava).
Abwehr: Peter Pekarík (Hertha Berlin/D), Tomáš Hubočan (Olympique Marseille/FRA), Kornel Saláta (Slovan Bratislava), Erik Sabo (Bejtar Jeruzalem/ISR), Milan Škriniar (Sampdoria Janov/Genoa/ITA), Jakub Holúbek (MŠK Žilina). Auf Abruf: Lukáš Pauschek (Mladá Boleslav/CZE), Lukáš Tesák (Arsenal Tula/RUS), Lukáš Štetina (Dukla Praha/CZE), Patrik Mráz (Piast Gliwice/POL).
Mittelfeld: Ján Greguš (FC Kodaň/Copenhagen/DEN), Patrik Hrošovský (Viktoria Plzeň/CZE), Filip Kiss (Haugesund/NOR), Dušan Švento (Slavia Praha/CZE), Stanislav Lobotka (Nordsjaelland/DEN), Ondrej Duda (Hertha Berlin/D), Matúš Bero (Trabzonspor/TUR), Albert Rusnák (FC Groningen/NED). Auf Abruf: Jakub Považanec (Dukla Praha/CZE), František Kubík (Slovan Bratislava), Jaroslav Mihalík (Slavia Praha/ CZE), Filip Hlohovský (MŠK Žilina).
Angriff: Michal Ďuriš (Viktoria Plzeň/CZE), Vladimír Weiss (Al-Gharafa/KAT), Adam Nemec (Dinamo Bukurešť/ ROM). Auf Abruf: Marek Bakoš (Viktoria Plzeň/ CZE).
Die Stamm- und Starspieler Matúš Kozáčik (Viktoria Plzeň/CZE), Martin Škrtel (Fenerbahce/TUR), Ján Ďurica (Trabzonspor/TUR), Marek Hamšík (SSC Neapol/ITA), Juraj Kucka (AC Miláno/ITA) und Róbert Mak (Zenit Petrohrad/RUS) haben nach dem Spiel gegen Litauen am 11.11. frei bekommen.
Verletzt sind Norbert Gyömbér (Pescara/ITA), und Viktor Pečovský (MŠK Žilina), Zurückgetreten ist Stanislav Šesták. Vom Euro-Kader fehlte also nur Miroslav Stoch (Fenerbahçe).
Out: Dusan Kuciak (Hull/ENG), Tomas Kosicky (Asteras Tripolis/GRE); Branislav Niňaj (Lokeren/ BEL), Adam Zreľák (Jablonec/CZE), Jakub Sylvestr (Nürnberg/ D), Róbert Vittek (Debrecen/ HUN), David Ivan (Bari/ITA), Lászlo Bénes (Gladbach/D), Jakub Hromada (Viktoria Plzeň/CZE), Erik Jendrisek (Cracovia Krakau/POL), Roman Procházka (Levski Sofia/BUL), Martin Valjent (Ternana/ITA), Dionatan Teixeira (Stoke/ENG), David Depetris (Huracán/ ARG), Filip Holosko (Sydney/AUS) oder Karim Guédé (Freiburg/D).
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Der aktuelle U21-Kader für das Play-Off-Spiel gegen Spanien am 15.11.:
Vom A-Team kommen die U21spielberechtigten Alessandro Schöpf (Schalke/D), Louis Schaub (Rapid)und Michael Gregoritsch (HSV/D). Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D) und Valentino Lazaro (RB Salzburg) blieben in Wien.
Tor: Daniel Bachmann (Stoke /ENG), Andreas Leitner (Admira), für die verletzten Markus Kuster (Mattersburg) nachnominiert wurde Paul Gartler (Rapid). Abruf: Osman Hadzikic (Austria), Alexander Schlager (FAC).
Abwehr: Phillipp Mwene (Kaiserslautern/D), David Stec (St. Pölten), Philipp Lienhart (Real Madrid/ ESP), Christian Junior Schoissengeyr (Sturm), Lukas Gugganig (Fürth/D), Maximilian Wöber (Rapid), Ylli Sallahi (Karlsruhe/D). Auf Abruf: Dominik Baumgartner (Innsbruck), Florian Flecker (KSV).
Mittelfeld: Dominik Wydra (Bochum/D), Konrad Laimer, Xaver Schlager (RB Salzburg), Lukas Jäger, Nikola Dovedan (Altach), Dominik Prokop (Austria), Marc Andre Schmerböck (Sturm). Verletzt absagen musste Tarkan Serbest (Austria), Florian Grillitsch (Werder Bremen/D), verletzt abreisen Thomas Murg (Rapid). Nachnominiert wurden Florian Sittsam (Wr Neustadt) und Andreas Gruber (Sturm). Auf Abruf: Martin Rasner (Heiden-heim/D), Gerald Nutz (Wolfsberg), Peter Michorl (LASK), Mathias Honsack (Ried).
Angriff: Kevin Friesenbichler, Marko Kvasina (Austria).
Kurzfristig ausgefallen sind die angeschlagenen Schmerböck und Friesenbichler.
Christoph Martschinko (Austria) ist wegen seiner dritten gelben Karte im Hinspiel gesperrt. Krank/verletzt sind Sascha Horvath (Sturm), Christian Gartner (Düsseldorf/D) und Arnel Jakupovic (Middlesbrough/ENG).
Out: Ivan Lucic (Bristol City/ ENG); Stefan Peric (VfB Stuttgart/D), Patrick Wessely, Philipp Posch (Admira); Sebastian Wimmer (Wolfsburg/D), Nikola Zivotic (Altach), Christian Derflinger (Fürth/D), Markus Blutsch (Admira), Daniel Maderner (Wr Neustadt), Bernd Gschweidl (St. Pölten), Marvin Egho (Ried).
Nicht am Radar: Ismael Tajouri (Austria)
Ohne Chance: Stefan Savic (Slaven Belupo/CRO), Philipp Wiesinger (LASK), Domninik Schierl, Sandro Djuric (Wr Neustadt), Fabio Strauss (Admira), Michael Brandner (Ried), Sven Sprangler, Francesco Lovric (Mattersburg), Valentin Grubeck (Lustenau), Roman Kerschbaum (Innsbruck), Daniel Ripic (Stuttgart/D), Patrick Puchegger (Bayern/D), Jonathan Scherzer (Augsburg/D), Adrian Grbic (FAC), Johannes Kreidl (Kuopio/FIN), Ahmed Ildiz (Kasimpasa/TUR), Murat Satin (Hacettepe/TUR), Tim Müller (Mainz/D), Philipp Malicsek (Rapid), David Gugganig, Sandro Ingolitsch (Liefering), Fabian Gmeiner (Nijmegen/NED), Stefan Posch (Hoffenheim/D), Orhan Vojic (Wolfsburg/D), Patrick Hasenhüttl (Ingolstadt/D), Marcel Canadi (Gladbach/D) uvam...
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Mehr über die Bilanz der Jahrgänge 94/95 demnächst.
Nachtrag: hier noch eine weiterdrehende Analyse des Kollegen Martin Fiala auf 90minuten.at.
Also: dass dem ÖFB-Team 2016 nichts gelungen ist, sagt Marcel Koller bei seiner Bilanzierung heute Mittag, liege auch daran, dass sich seine Burschen erstmals mit so etwas wie Kritik auseinandersetzen mussten und dadurch unter Druck gerieten.
Das ist reiner Bullshit.
Die Kritik setzte erst nach der Euro ein, die Leistungen waren aber schon das gesamte Jahr mäßig, eine Entwicklung nicht abzusehen - und trotzdem wurden sie medial/öffentlich überaus positiv und pfleglich behandelt. Der Teamchef geht also mit den Fakten und der timeline um wie Donald Trump.
Diese (in den braven Mitschriften der Bilanz selbstverständlich unwidersprochene) Ausrede ist nur eine von vielen, die der Aufarbeitung der Probleme, mit denen die Nationalmannschaft wirklich zu kämpfen hat, im Weg steht.
Weil eine sinnhafte Analyse sich immer am Geschehenen zu orientieren hat, gehe ich heute chronologisch vor. Schließlich gab es gestern, noch ehe der Teamchef seine Bilanz aus dem Verdrängungs-Köfferchen holte, zwei beachtenswerte Spiele.
Über die Wertigkeit von Pflicht- und Testspielen
Das wichtigere der beiden gestrigen 0:0-Spiele mit österreichischer Beteiligung, die bis auf das Resultat so gar nicht gemein hatten, war das auswärts in Alabacete. Trotzdem hat das im Happel-Stadion mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Gegen Spanien kämpfte der Jahrgang 94/5 um seinen Vergleich in der Kategorie "Jugend" und scheiterte denkbar knapp (durch die Auswärtstorregel) und das gegen einen Großen. Nach einem spannenden Match auf Augenhöhe (Ballbesitz praktisch 50/50), mit einem von Offensivgeist beseelten Matchplan und einer gut umgesetzten Taktik.
Gegen das B-Team der Slowakei bekam die B-Elf des ÖFB in fast keiner Hinsicht einen Fuß in die Tür, war auf unangenehme Art mit sich selber beschäftigt, ließ sich vom Gegner einlullen und war nicht imstande die Fehler des wohl eh schon ordentlich durchanalysierten schlechten Länderspieljahres abzustellen, sondern wiederholte seine Irrtümer.
1) der Null-Grad-Badkick gegen die Slowakei
Und das in einem in jeder Hinsicht druckbefreitem und auch bedeutungslosen Spiel. Wieder einmal hat es der ÖFB geschafft einen Testgegner an Land zu ziehen, dessen taktische Ausrichtung (die Slowakei unter Konzak spielt ein 4-2-3-1, das an die Grundformation Kollers erinnert) genau gar nichts mit der der Quali-Gegner zu tun hat. Wales und Serbien agieren ja mit 3er/5er-Abwehr, Irland am ehesten mit einem 4-4-1-1. Dass der ÖFB auch einmal auswärts probt (zwei der drei relevanten Auswärtsspiele in der WM-Quali stehen noch an) ist offenbar eine zu komplexe, weil strategische Idee.
Es konnte also nichts Relevantes simuliert oder getestet werden, weder der richtige Matchplan gegen eine 5er-Abwehr noch kluges verhalten nach zb einem Auswärts-Rückstand.
Weshalb Koller auch nur Personal abcheckte. Das sah dafür dann nicht so schlecht aus. Lukse hinterließ einen sicheren Eindruck, Lazaro kam auf seiner neuen Position rechts hinten gut zurecht (sowohl gegen Svento als auch dann, viel fordernden gegen Weiss Junior), und bildete, solange er Onisiwo vor sich hatte, offensiv eine gute Achse. Mit der Hereinnahme von Klein verkümmerte die Seite komplett.
Suttner war mit Selbstvertrauen vollgepumpt, wohl auch, weil er zum Corner-Schützen bestimmt wurde - und prompt klappte es auch mit dem Arnautovic-Zusammenspiel. Der bereits erwähnte Onisiwo war rechts am stärksten, im Zentrum und später links fand er keine rechte Anbindung. Der Allerbeste der Neuen war aber Michael Madl: abgeklärt, sicher, paßfit, antizipierend, als würde er schon jahrelang mitspielen - ein Klasse-Debut.
Der Rest funktionierte eher nicht. Baumgartlinger - Ilsanker sind keine Lösung, vor allem, wenn Captain Jules weiter den Abkipper macht und Ilsanker einen Achter mimen muss, der er einfach nicht ist (dafür war er zuletzt bei RB Leipzig Aushilfs-Rechtsverteidiger, auch so eine Idee...). Immerhin zogen die beiden einige Lehren und füllten die gegen Irland eklatante Leere im Mittelfeld-Zentrum durch deutlich bessere Positionierung zwischen den slowakischen Linien.
Etwas, was ihren Nachfolgern in Halbzeit 2 überhaupt nicht gelang: Dragovic - Alaba spielten da die schlechteste ÖFB-Doppel-Sechs seit Jahren. Ganz vorne kam Harnik nicht zurecht, ebenso wie danach Onisiwo - der beste Center am gestrigen Abend war dann doch der alte Janko. Furchtbar: Florian Klein in seiner Rolle als the invisible man auf der rechten Offensivseite. Und Stefan Stangl, der bei jeder Ballberührung Angstgefühle auslöste.
Gegen Ende, als Koller - nur rein psychologisch begründbar - auch noch Wimmer brachte (fürs Mittelfeld...), kam es wieder zu einer schlimmen Situation völliger Desorientierung der Mannschaft, wie beim Irland-Spiel, als Ilsanker kurzzeitig linker Verteidiger spielte, ehe er sich dann doch im Mittelfeld-Zentrum einfand, seine Mannschaft aber so fortsetzte, als wäre ein linker Verteidiger am Platz, was aber nicht der Fall war.
Wirklich spooky, wahrlich gruselig, in jedem Fall zutiefst unwürdig. Zumal diese Momente von einer taktischen Unreife einer Mannschaft zeugen, die man diesbezüglich schon wesentlich weiter entwickelt gesehen hat.
Koller testete gleich vier Formationen durch, und tat damit niemandem einen Gefallen. Am allerwenigstem dem Spiel, das sich nie über einen Badkick, der sich - an zu hohen Temperaturen leidend - mit der Vortäuschung von einem Spiel unter ernsthaften Bedingungen genügt. Was auch am Gegner lag, der ohne die Besten (die dienstbefreiten Kozáčik, Škrtel, Ďurica, Hamšík, Kucka und Mak, den verletzten Pečovský und die geschonten Duda und Pekarik) auskam und nur mit Kapitän Hubočan, Ďuriš und Weiss Erstklassigkeit ausstrahlte.
Aber gegen wen will die Koller-Elf dann überhaupt guit ausschauen und dieses Spiel aufziehen, von dem Koller dauernd spricht: das schöne Fußballspielen mit der Kreativität und dem Ballbesitz und der Kombinatorik und Dynamik und überhaupt?
2) die befreiende taktische Lehrstunde der U21
Der Lehrling machte vieles besser: Werner Gregoritsch stellte dem spanischen 4-3-3, einer U21 mit Stars wie Saul Niguez, mit Barca- und Real-Spielern, mit Supertalenten wie Vallejo oder Merino diesmal im Rückspiel eine zwar nur leicht veränderte, aber doch anders auftretende Mannschaft entgegen.
War es in St. Pölten letzten Freitag noch ein übervorsichtiges, höchst abwartendes 4-4-1-1, das sich schnell in ein schroffes 6-3-1 einigeln konnte (auch weil die Außenspieler im Mittelfeld ein weiteres, verkapptes Paar Außenverteidiger waren), legte es die nominell exakt selber Formation diesmal deutlich forscher und offensiver an.
Das ist ein Plan, der schon einmal als "überraschend" durchgeht: dasselbe System, das dem Gegner (im Vorfeld) dieselbe Taktik vorspiegelt, dann ganz anders ausspielen., Albert Celades, der Mann auf der spanischen Betreuerbank war jedesfalls deutlich angepisst: zum einen, weil er das nicht so erwartet hatte und zum zweiten, weil seine Mannschaft kein ´Rezept fand - kein Wunder, er hatte ihnen ja nix mitgegeben.
So hatte das U21-Team des ÖFB einen fast durchgehenden 50/50-Anteil, was Ballbesitz betraf und spielte in jeder Hinsicht und durchgehend auf Augenhöhe mit. Dass das nötige Auswärtstor (egal ob zu einem 0:1 oder einem 1:1, das Verlängerung oder Elferschiessen gebracht hätte) nicht gelang, lag weniger an einem bösen Schiri (wie es die heutigen, eher dümmlichen, Mediennachberichte einem weismachen wollen), noch an der gelb-roten für Schöpf, sondern daran, dass sich die jungen Österreicher in der entscheidenden Phase in Halbzeit 2 dann nicht genügend Chancen erarbeiten konnten - was in einem ausgeglichenen und zähen Spiel schon passieren kann.
Es ist zwar ewig schade - aber ein 1:1 und ein 0:0 gegen Spanien in einem Bewerbspiel, in dem es um alles geht, kann sich schon sehen lassen.
Was lernen wir daraus: Die "von oben" runtergelassenen noch spielberechtigten A-Teamkicker (Schöpf, Gregoritsch, Schaub) haben eindeutig das Niveau erhöht und die Chancen so lange am Leben gehalten. Und: die strategische Überraschung gelang mit ihrer Hilfe. Aber: die Substanz war auch ohne sie in Ordnung.
Gregoritsch kann nämlich vor allem sein Zentrum gut besetzen. Mit Kapitän Wydra (gestern eigentlich ein Totalausfall, trotzdem so wichtig für die Mannschaft, dass man das kompesnieren konnte) und den jungen Salzburgern Laimer und Xaver Schlager, die beide einen Riesensprung hinter sich gebracht haben, braucht sich der Coach die vielen Fragen, die Koller in Anbetracht seiner Probleme im Aufbauzentrum quälen, gar nicht erst zu stellen.
Dazu kommt eine enorme Entwicklung beim - auch von mir - oft kritisierten, lang zu passiven Spiel der Außenverteidiger. Mwene sowie Martschinko/Sallahi verstehen sich mittlerweile darin zu dosieren und brachten mit ihren gut getimten Vorstößen und guter Dreieckbildung die taktisch auch nicht auf einer Nudelsuppe dahergeschwommenen Spanier an den Rand einer Niederlage. Dazu kommt ein hochsicheres Zentrum mit Tormann Bachmann, Verteidiger Philipp Lienhart (Zidanes Liebling) und Junior Schoissengeyr, der den in die Formkrise geratenen Lukas Gugganig wunderbar ersetzt.
Und dann wären dann noch Dovedan, Grillitsch, Murg, Serbest oder Prokop, die allesamt einen Qualitätssprung hinter sich gebracht haben und Aktien für die Zukunft, auch die des A-Teams sind. Und mittlerweile eine Grundschulung hinter sich haben, die die allgemeine Zögerlichkeit, die Marcel Koller immer noch vor sich her trägt, durchaus gestrig ausschauen lassen.
3) Kollers Widersprüche & die lahmende Selbsterkenntnis
Koller verlor sich in seiner heutigen Bilanz-Ansprache weiter im Hans-Krankl-Land der dumpf-simplen Nichterklärungen und verhedderte sich in Widersprüche, die wirklich weh tun, auch weil sie die Intelligenz der Öffentlichkeit beleidigen. Etwa wenn der Teamchef darauf hinweist, dass er neue taktische Varianten nicht so schnell einüben kann und will und dann selber die eh bereits verwendete (zur Unzeit, bei der Euro im letzten Match) 5er-Abwehr anspricht. Oder wenn er sich um 13:40 deutlich gegen ein defensive Spiel (Stichwort: nur lange Bälle) ausspricht und es dann um 14:05 als Option für durchaus zulässig erklärt.
Relevant für die aktuelle Minderleister-Performance ist dieses Verbalgerangel deshalb, weil es sich bereits in den Köpfen der Spieler eingenistet hat wie ein ideologisches Gehirnwäsche-.Programm. Wenn Arnautoviuc nach dem Irland-Spiel entsetzt davon spricht, dass das, was die Iren da gemacht hätte, ja kein Fußball wäre, dann ist das Ausfluss dessen, was der Coach an Philosophie vorgibt.
Und so gut es ist den positiven, aktiven, kombinatorischen, spielmachenden, offensiven Fußball zu predigen, zu forcieren, zu lehren und zu verlangen, so kontraproduktiv ist es die grandios geplante, auf guter Gegnerbeachtung fußende, in schlaue Matchpläne gegossene und in ihrer Umsetzung dann gelungene, defensive Arbeit von Mannschaften wie eben (leider) Irland, Wales oder Serbien als Feindbild des Un-Fußballs aufzubauen. Wenn in Wahrheit beides zusammengehört um im modernen Spitzenfußball vorne mitspielen zu wollen. Vor allem dann, wenn es eine Nation wie Österreich, die - so Koller - eben keine 30, 40 Top-Spieler aufbringen kann, betrifft.
Und klar: wenn man Jungs wie der Band of Brothers (Alaba, Dragovic, Arnautovic) so etwas einredet, dann glauben die dran, schaffen aber den Turnaround allein im Kopf nicht. Genau deshalb wäre die frühestmögliche Installierung eines - auch reaktiveren, vorsichtigeren - Plan B (den einige schon seit Ewigkeiten fordern) immer schon so wichtig gewesen.
Dazu kommt noch ein fataler Widerspruch in Kollers Rede. Wenn er den langen Ball als Synonym des Bösen, als Gegenmodell zum feinen ÖFB-Spiel ausgegeben hat, wieso kam der dann gegen Irland so oft zur Anwendung? Und wieso stand Koller so hilflos und eingriffsarm am Rand des Geschehens? Waren diese Minuten der spielerischen Armseligkeit quasi Rückfälle in den Stammhirn-Fußball der Koller-Vorgänger? Und wieso kann es dazu kommen, wenn doch die neue Philosophie so fix implementiert ist? Und wieso erkennt dann ein Arnautovic nur die Bosheit des gegnerischen, nicht aber das spiegelgleiche Elend des eigenen Spiels?
Der zweite fatale Satz, den Koller dieser Tage in die Köpfe seiner Spieler (zumindest derer, die sonst nicht gar so selbstreflexiv sind, die Baumgartlingers und Jankos werden das schon wissen) pflanzt, ist der rund um die "Tore, die nicht fallen wollen", die fehlende Effizienz. Also die Ausrede der Schicksalsabhängigkeit, der fatalistischen Ergebenheit, dieses Ausflusses eines bequemen und selbstgefälligen Minderwertigkeitskomplexes, der Österreichs Nationalmannschaft seit der Nachkriegsordnung begleitet.
Koller enthebt damit seine Spieler des Nachsinnens über die deutlich komplexeren Zusammenhänge, die die Entstehung von Torchancen überhaupt ermöglichen. Er tut dies wie der Vater, der seine Kids nicht mit der grausamen Wahrheit um die schludrige, eigentlich sittenwidrige Verfaßtheit der Welt da draußen bewahren will. Die Konsequenz sind dann aber verstörte junge Menschen, die sich eigene Parallel-Realitäten bauejnh müssen. Das geht sich dieser Tage gesamtgesellschaftlich zwar vielerorts schon aus - im Fußball klappt das aber nicht.
Dann wäre da noch der Selbstbetrug, den Koller seit Jahren mit sich herumschleppt: dass innerhalb der wenigen Trainingseinheiten, der kaum vorhandenen Trainingslager eben keine Zeit für eine Entwicklung von weiteren taktischen Varianten, oder auch kein Raum für das Üben von Standards wäre.
Das ist zwar im Kern nicht falsch, nur: andere Nationalteams (und nicht nur solche mit vielen Ressourcen, siehe Island, siehe Ungarn) schaffen das auch, einige in derselben knappen Zeit. Es kann also keinesfalls so sein, dass eine Entwicklung hier nicht möglich ist, es liegt schon am Willen und an der Qualität der Verantwortlichen. Die Zeit der Ausreden sollte 2017 vorbei sein.