Erstellt am: 25. 11. 2016 - 09:05 Uhr
Die Gilmore Girls sind zurück!
Es gibt ja Serien, die sind wie Nach-Hause-Kommen. Oder liebe FreundInnen-Treffen. Stichwort: Immer wieder gern. Die Gilmore Girls fallen für mich eindeutig in diese Kategorie, selbst die zigste Wiederholung geht. Umso feiner, dass es jetzt vier neue, 90-minütige Folgen gibt, jede einer Jahreszeit gewidmet unter dem Übertitel "Ein neues Jahr".
“It’s going to be faster and more furious than ever, believe me, with longer scenes, longer speeches (and) longer machine-gun dialogue back and forth,” wird Scott Patterson aka Luke in den Produktions-notizen zitiert. “This is Gilmore 2.0.”
Ab Freitag, 25.11., 09:01 Uhr auf Netflix.
Netflix
Stars Hollow vs. Hollow Stars
Lorelai und Rory interess- und amüsieren mich tendenziell weniger wegen der Geschichte(n) an sich, sondern vielmehr aufgrund ihrer Sprache, quasi einem Code gleich, mit seiner reingepackten Popkultur, Filmleidenschaft, Zitierfreude. Und natürlich wegen des (mir recht normal erscheindenden, zwinker) Sprechtempos - Gilmore Girls Drehbücher sollen ja ob der Wortfülle pro Folge zirka ein Drittel dicker sein als Skripten vergleichbarer/gleichlanger Serien. Dazu noch diese Brise zelebriertes Knapp-Aneinander-Vorbeireden plus die anderen Sonderlinge aus Stars Hollow und Umgebung machen die Charme-Wortwitz-Kombination der "Gilmore Girls" perfekt.
Auch für die neuen Episoden trifft das zu, die beiden ersten, "Winter" und "Spring", konnte ich vorab sehen. Sie scheinen optisch etwas glattpolierter daherzukommen, Lorelai bekümmerte mich ein bisschen durch unerträgliche Kopfbedeckungen, dafür rockt Emily Gilmore in Jeans mit T-Shirt (sic!) das Bild. Das immer wieder thematisierte, nach- bzw. erneut gebaute Set fiel - zumindest mir - dabei kaum ins Auge.
Kirk, Die Kims, Taylor Doose
Insgesamt werden Gilmore Girls-Traditionen hochgehalten. Schade ist, dass Sookie vorerst durch Abwesenheit glänzt. Ein Umstand, der in der Serie einem Sabbatical, im richtigen Leben wohl dem späten “Doch dabei” der vielbeschäftigten Melissa McCarthy geschuldet ist. Und sehr traurig, dass es kein Wiedersehen mehr mit Edward Herrmann aka Richard Gilmore geben kann, er ist 2014 verstorben. Aber: Sie haben ihm ein Denkmal gebaut - keins das die Liebe versaut.
Robert Voets/Netflix
Ein netter Running Gag ist Rorys scheinbar neuer Freund - ich würde tippen, keiner, den frau sich merken muss. In der Serie wird stetig auf ihn bzw. er als gesamte Person vergessen, redegewendet wird er wie ein Hund behandelt. Mit dem Gilmore-Haustier Paul Anka teilt Rorys Freund interessanterweise den Vornamen, und - weil wir schon auf den Hund gekommen sind (Mind the Wortspiel!) - der echte Sänger schaut auch vorbei. Speaking of: Stars Hollows Straßenmusikant Grant Lee Phillips ist ebenso wieder mit dabei wie Lanes Bandkollege, Ex-Skid Rows Sebastian Bach. Mein besonderer Spaß ist übrigens das Mitwirken von Ray Wise, hatte ich doch für ein Twin Peaks/Gilmore Girls Mash Up plädiert.
Dean, Jess, Logan
Die neuen Episoden setzen zirka 10 Jahre nach der, für viele unsäglichen, Sherman-Palladino-gestaltungslosen, siebten Staffel ein. Und diese Zeit ist den Figuren auch anzusehen. Zum einen natürlich altersmäßig, zum anderen aber waren viele DarstellerInnen damals noch eher unbeschriebene Blätter. Heute umweht sie etwa der Hauch von “Supernatural” (Dean), “Heroes” (Jess), “True Blood” (Zack), “The Good Wife” (Logan) oder “How to get away with Murder” (Paris). Lediglich Groß-/Mutter Emily Gilmore hatte schon immer ihren (i like) “Dirty Dancing”-Background. Lorelai, also Lauren Graham ist in der Zwischenzeit ja außerdem Bestseller-Autorin geworden, ihren Erstling "Someday, Someday, Maybe: A Novel" soll sie gerade in eine Serie verpacken. Ende November erscheint Grahams neues (Essay-)Buch: "Talking as Fast as I Can: from Gilmore Girls to Gilmore Girls (and Everything in Between)".
Team Gilmore
Im momentanen Hoch von Wiederbeleben erfolgreicher Formate und Neuverfilmungen war das Gilmore Girls-Revival wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Ob es nach der jetztigen Mini-Serie nochmal weitergeht, ist derzeit offen bzw. eher fraglich. Aber warten wir mal die "Einschaltquote" ab. Wie gesagt, Folge 3&4 habe ich noch nicht gesehen, könnte natürlich sein, dass die Chose noch den Bach runtergeht. Ist aber nicht anzunehmen. Die Sherman-Palladinos, ErfinderInnen der Serie und verantwortlich für die neuen Episoden, werden wohl ihrer Erfolgslinie treu bleiben.
So weit hab ich gelacht, war gerührt und wie gesagt zuhause. Die fehlenden Jahre dazwischen stören nicht, Rory erweckt Reminiszenen an ihren "Ich schmeiß jetzt mal College und wohn im Poolhaus"-Status, Luke ist ein vielleicht noch größerer Werkzeug-Held geworden und die Stars Hollow-Typen sind noch immer genauso eigen wie das gesamte Städtchen. Von mir aus können wir gerne noch ein bisschen weiter Kaffee trinken, in Fettnäpfchen treten und referenzielle Witzchen machen.
Zum Thema Team Dean, Jess oder Logan darf ich übrigens aufgrund unterzeichnetem Agreement nichts sagen. Sehet selbst!
Ab heute sind alle vier Episoden Gilmore Girls: A Year in the Life/Ein neues Jahr via Netflix abrufbar.