Erstellt am: 16. 11. 2016 - 12:14 Uhr
Pixies, oida!
Das letzte Konzert der Pixies im Gasometer in Wien ist mir irgendwie in negativ-nebeliger Erinnerung: Eine ausverkaufte Halle gab es da, ein trinkfestes Publikum, fliegende Becher und Leute, die mir stolz ihre blauen Flecken aus dem Moshpit zeigten. Und die Pixies, die sich nach ihrer Reunion irgendwie ein bisschen antriebslos auf der Bühne gaben.
Wiederholt hat sich das bei der Show gestern, Dienstag, nicht wirklich. Zum Glück. Oder leider, vielleicht sogar. Ursprünglich hätte die Band auch gleich in der Wiener Stadthalle spielen sollen, das Konzert wurde dann aber in den Gasometer verschoben. Ausverkauft ist es aber auch dort nicht gewesen, ordentlich voll zumindest schon.
Die Pixies reden nicht viel auf der Bühne, das ist eine alte Weisheit, die sich auch bei dieser Show wieder fortsetzte. Ziemlich pünktlich um kurz nach neun betrat die aktuelle Formation der Band - diesmal mit dabei die neue Bassistin Paz Lenchantin - die Bühne im Gasometer und begann gleich mal ein richtig noisiges Set. Die Old-School-Nummer "River Euphrates" aus den späten 80ern war der Opener, was so manch erfahreneres Publikumsmitglied in nostalgische Verzückung versetzte.
Franz Reiterer
Der Sound war auch diesmal nicht das beste Feature im Gasometer, die verzerrten Gitarren der Pixies scheinen da jedesmal ein bisschen ein Problem zu haben ordentlich durchzukommen. Und so wurde man nach einigen Nummern weniger hochgehypt und gepusht, sondern eher in einem Noise-Sumpf eingelullt. Was ja auch manchmal schön sein kann, sich einfach ein bisschen driften zu lassen. Bei dieser Show funktionierte das aber nur bedingt.
Einen ersten Aufhorchmoment gab es dann aber doch relativ früh: Wien war der erste Stopp auf der derzeitigen "Head Carrier"-Europatour der Pixies, was die eine oder andere Überraschung in der Setlist mit sich brachte. In diesem Fall war das ein Cover von "Head On" der unsterblichen The Jesus and Mary Chain. Aber Moment, meldet sich die Erinnerung aus der nebeligen Vergangenheit: Die selbe Nummer haben die Pixies auch schon bei ihrem letzten Besuch im Gasometer im Jahr 2013 gespielt. Doch keine Überraschung, also.
Franz Reiterer
"Ich finde einfach, dass die früher ein bisschen mehr Seele gehabt haben", sagt jemand aus dem Publikum und erinnert sich an die Pixies-Konzerte der Vergangenheit. "Sie waren jünger, ich war jünger, vielleicht liegt es auch daran." Und das scheint auch irgendwie wirklich der Grund zu sein, warum die Euphorie nie komplett auf das Publikum übergehen will. Die etwas eigenwillige Live-Version von "Monkey Gone to Heaven" schafft das nicht ganz, die neuen Nummern von "Head Carrier" - was ja tatsächlich trotz der langen Bandgeschichte erst das sechste Album der Pixies ist - wie "Um Chagga Lagga" auch nicht wirklich.
Franz Reiterer
Erst als unser aller kollektives Lieblingslied "Where Is My Mind?" angespielt wird, werden die Plastikbecher in die Luft gehalten und die Begleitungen auf den Schultern platziert. Das Lied, das auch jeder Casual-Besucher der Show kennt, läutet dann auch ein erfüllenderes Finale für das Konzert ein. Die Lieder präsentieren sich plötzlich vielseitiger, die Melodien abwechslungsreicher und dann kommen auch noch zwei sehr schöne Versionen von "Debaser" und "Here Comes Your Man". Hat sich also doch ausgezahlt.
Beim Verlassen der Halle drehen sich die Unterhaltungen weniger um die Show, sondern eher darum, wo die Leute jetzt noch auf ein Bier hingehen. Denn so ganz zu Ende wollen einige den Abend anscheinend doch noch nicht haben und das, was da auf der Bühne präsentiert wurde, hat auch noch nicht gereicht. Vielleicht sehen die Pixies das aber nach dem Tante Jolesch-Prinzip, das besagt, man solle immer ein bisschen zu wenig kochen, damit die Leute mehr wollen. Ein bisschen zu wenig auf der Bühne geben, dann bleibt das Publikum für die nächste Show erwartungsvoll. Schaun wir mal, next time dann, eh wieder Gasometer.
Franz Reiterer