Erstellt am: 15. 11. 2016 - 12:00 Uhr
Psychodelische Moralfragen: Karma. Incarnation 1
Ein "Moral Choice Psychedelic Adventure" - was soll denn das sein? Als solches bezeichnet sich das 2D Point & Click Adventure Karma. Incarnation 1 vom Moskauer Entwicklerstudio AuraLab. Es beginnt damit dass man als eine Art Lichtwesen durch den Weltraum schwebt, wo man sich in einen anderen Licht-Blobb verliebt. Der wird dann allerdings von einem bösen, finsteren Wesen verschluckt und auf einen Planeten entführt. Wir fragen den Planeten um Rat und der meint, wir müssen auf seiner Oberfläche in ein Lebewesen schlüpfen das gerade geboren wird, um so die finsteren Bösewichte zu besiegen. Eine Story die nach Räucherstäbchen und Batikshirts klingt. Und sie sieht auch ein bisschen so aus.
AuraLab
Wir finden einen Kristall, den wir das restliche Spiel über aktivieren können und somit über die Fähigkeit des "Astralsehens" verfügen. In dem Zustand ist alles bunt und wir sehen Dinge, die wir normal nicht sehen können. Wie in jedem klassischen Adventure geht es darum, Rätsel zu lösen, allerdings ist Karma. Incarnation eines der Spiele die ohne Sprache funktionieren. Kommuniziert wird durch Bilder und phonetisches Gebrabbel. Als kleiner schwarzer Wurm kriechen wir durch eine wunderschön handgezeichnete Welt und fliegen in einem Kühlschrank, aus dem lauter Augen und Tentakel herauswachsen, von Ort zu Ort, indem wir verschiedene Glühbirnen sammeln und reinschrauben.
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Die diversen Rätsel können wir - und hier kommt der Karma-Begriff ins Spiel - oft auf verschiedene Arten lösen. Entweder freundlich oder weniger freundlich. Das kennt man ja auch aus anderen Spielen wie Black or White. Wir haben die Wahl, ob wir anderen Figuren helfen oder nicht, oder ob wir Gegner "nur" mit Gebrüll in die Flucht schlagen oder gleich töten. Je nachdem verändert sich unser Äußeres: sind wir böse, wachsen uns nach und nach immer mehr Stacheln. Tun wir etwas nettes, verschwinden sie wieder Stück für Stück. Am Ende wird natürlich abgerechnet, und obwohl es während des Spiels ganz uns überlassen bleibt, auf welche Weise wir spielen, so wird am Ende doch nur eine Variante gelten gelassen.
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Karma. Incarnation 1 ist recht schnell durchgespielt, ist es doch nur eine von mehreren Episoden. Die Figuren sind mit viel Humor animiert, die Rätsel sind allerdings sehr einfach. Einen großen Teil zur Atmosphäre des Spiels trägt die Musik der Band Zmeiraduga bei - eine russische Band die sich an der Musik australischer Aborigines orientiert. Alles in allem eine extrem bunte Mischung, die aber in den zirka zwei Stunden Spielzeit ganz nett unterhält. Psychedelisch ist dieses Adventure allemal. Ob die Geschichte auch die moralische Ebene sinnvoll weiterspinnt wird sich erst zeigen, wenn die weiteren Episoden erschienen sind, denn wenn unterm Strich immer rauskommt, dass nur gutes Verhalten zum Ziel führt, ist der Sinn hinter der scheinbar freien Entscheidung zu hinterfragen. Was aber jetzt schon positiv festzuhalten bleibt ist, dass ein Teil des Verkaufserlöses an den WWF geht. Falls es also so etwas wie Karma im wirklichen Leben gibt, kann man es sich auf diese Weise schonmal ein bisschen aufpolieren.