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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

14. 11. 2016 - 12:18

Das Ende der Suche

Das extrem überraschende finale A Tribe Called Quest Album nach 18 Jahren Pause begeistert nicht nur alte Fans. Hier zur Auffrischung eine kurze audiovisuelle Reise zurück in die Bandgeschichte unserer Artists of the Week.

Artist of the Week

Musikempfehlungen aus der FM4 Redaktion

Damit hatte diesmal aber so wirklich niemand mehr gerechnet: Nach einer 18-jährigen Bandpause, die nur von gutdotierten Reunion-Shows und einer Doku unterbrochen war, die die bitteren Zerwürfnisse vor allem zwischen Q-Tip und Phife unangenehm sichtbar machte, gibt es seit Freitag ein neues Album von A Tribe Called Quest. Die New Yorker HipHop-Eklektiker, die an der Seite von De La Soul und den Jungle Brothers Anfang der 1990er Jahre das Daisy Age ausgerufen hatten, trafen sich vor ziemlich genau einem Jahr (es war der Abend der Terrorattacken in Paris), um einen nostalgischen Fernsehauftritt zu spielen.

Und scheinbar kam im Zuge der Vorbereitungen darauf, und der Party danach, die Chemie zurück, die den vier Musikern (der schon früh ausgestiegene Mitbegründer Jarobi war auch dabei) so lange abgegangen war. Und während sie ihre Freundschaft wiederaufleben ließen, beschlossen sie auch, eine neue Platte zu machen: We Got It From Here... Thank You 4 Your Service. Und zu unserem Glück ist das keine in ihrer Zeit hängengebliebene Comeback-Platte, wie man sie nach so langer Zeit erwarten könnte, sondern ein 2016 sehr relevantes Album, das den aufschwelenden Hass der kommenden Trump-Jahre schon in der Luft gespürt hat. Nicht zuletzt im übertrieben kraftvollen und mitreißenden We The People:

Bei dieser Freude am Reimen und dem gegenseitigen Ergänzen von Sätzen könnte man leicht vergessen, dass die letzte A Tribe Called Quest Platte noch im 20. Jahrhundert erschienen ist: The Love Movement war klanglich ein Meisterwerk (auch dank einem gewissen J Dilla an den Reglern), in den Raps fehlte damals aber schon ein bisschen der spielerische Austausch, der Q-Tip und Phife Dawg immer ausgezeichnet hatte. Trotzdem zeitlos großartig: Die Single Find A Way mit dem Towa Tei/Bebel Gilberto-Sample.

Der Einfluss des Detroiter Produzenten J Dilla auf den A Tribe Called Quest-Sound hatte sich auf dem 1996er Album Beats, Rhymes & Life erstmals manifestiert. Q-Tip nahm damals das Slum Village-Mitglied unter seine Fittiche und ins Produktionsteam The Ummah auf und schanzte ihm so jede Menge prominenter Remixaufträge für z.B. Janet Jackson, Busta Rhymes oder die Brand New Heavies zu. Und auf dem vierten Tribe-Album durfte er eben auch mitmischen.

Der harte Kern von A Tribe Called Quest-Fans hatte ja damals mit Beats, Rhymes & Life keine Freude, weil es mit seiner klanglichen Raffinesse eine Abkehr von den rohen und jazzigen Sample-Beats früherer Tage darstellte. Hier ein Klassiker von Midnight Marauders als Beispiel: Award Tour.

Das zweite ATCQ-Album The Low End Theory ist bis heute das am meisten gefeierte. Es ist reduziert und konzentriert sich stark auf die namensgebenden tiefen Frequenzen, laut eigenen Angaben teilweise von Dr. Dres Westcoast-Epos The Chronic inspiriert. Und auch ein heute weltbekannter Rapper machte auf dieser Platte erstmals richtig Eindruck: Busta Rhymes.

Das Ende dieser musikalischen Reise ruckwärts durch die Zeit bildet hier naturgemäß der Anfang der Bandgeschichte. Und die hat erstaunliche Parallelen zu ihrem definitiven Ende (Phife ist ja leider vergangenen März gestorben): People's Instinctive Travels & The Paths Of Rhythm hat nicht nur einen ähnlich sperrigen Titel wie das neue Album, es ist auch ähnlich verspielt, von verschiedensten Referenzen und Interludes durchsetzt. Und A Tribe Called Quest präsentieren sich von Anfang an als Gruppe, die sich nicht mit dem Wiedergeben von HipHop-Stereotypen zufrieden gibt, nicht zuletzt in der unironischen Liebeserklärung Bonita Applebum.