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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 11. 2016 - 20:29

The daily Blumenau. Extra Edition, 12-11-16.

Die nächste Fußball-WM findet ohne Österreich statt. Anmerkungen zum Länderspiel-Ärgernis Österreich vs. Irland.

#fußballjournal16

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

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Siehe dazu auch Warum ich fürs Irland-Match eigentlich vorsichtig optimistisch war und trotzdem das Schlimmste befürchte. Da findet sich auch der ausführlich ausgeführte Kader des ÖFB-Teams.

Der Groß-Kader Irlands für das WM-Qualifikationsspiel am 12. November in Wien gegen Österreich:

Tor: Darren Randolph (West Ham), Keiren Westwood (Sheffield Wednesday), Colin Doyle (Bradford). Auf Abruf: Ian Lawlor (Manchester City), Danny Rogers (Falkirk/ SCO).

Abwehr: Seamus Coleman (Everton), Richard Keogh, Alex Pearce (Derby County), John O’Shea (Sunderland), Ciaran Clark (Newcastle), Paul McShane (Reading), Shane Duffy (Brighton), Andy Boyle (Dundalk/IRL). Auf Abruf: Cyrus Christie (Derby County).

Mittelfeld: Aiden McGeady (Preston), James McClean (West Bromwich), Jeff Hendrick (Burnley), Glenn Whelan (Stoke), Harry Arter (Bournemouth), Eunan O’Kane (Leeds), David Meyler (Hull), Stephen Gleeson (Birmingham), Robbie Brady, Wes Hoolahan (beide Norwich), Callum O’Dowda (Bristol City), Jonathan Hayes (Aberdeen/SCO), Daryl Horgan (Dundalk/IRL). Auf Abruf: Stephen Quinn (Reading), Conor Hourihane (Barnsley).

Angriff: Jonathan Walters (Stoke), Adam Rooney (Aberdeen/SCO), Kevin Doyle (Colorado Rapids/USA), David McGoldrick (Ipswich/ENG).

Verletz sind Stürmer Shane Long (Southampton), Linksverteidiger Stephen Ward (Burnley) und Mittelfeldspieler James McCarthy (Everton).

Von der Euro fehlen die zurückgetretene Shay Given (Stoke) und Robbie Keane (LA Galaxy/USA) sowie Daryl Murphy (Newcastle).

Von der damaligen Abrufliste sind David Forde (Portsmouth); Marc Wilson (Bournemouth), Darron Gibson (Everton) und Anthony Pilkington (Cardiff) nicht dabei. Außerdem Rob Elliot (Newcastle), Joe Mason (Wolverhampton), Alan Judge (Brentford), Cillian Sheridan (Omonia Nikosia/CYP) und Tom Hoban, Jack Byrne sowie Anthony Stokes (Blackburn).

Anm.: alle nicht näher benannten Vereinsteams spielen in den englischen Ligen.

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Und hier ist die zurecht sehr kritische Analyse von ballverliebt.eu - Stichworte: völlig fehlende Weiterentwicklung, seit drei Jahren keine Veränderung etc.

Das ist die Bewertung des Spiels auf 90minuten.at

Die präsumptiv getätigte Ansage, dass eine Niederlage heute noch nicht das Ende der Chancen für die WM-Qualifikation bedeuten wird, hat sich nach den heutigen 90 Minuten #AUTvsIRL als das entlarvt, was sie ist: reiner Bullshit.
Es ist nämlich jetzt schon, im Herbst 2016, dem ersten Drittel der Quali-Campaign aus und vorbei, gegessen und erledigt. Zumal die drei direkten Konkurrenten auf Augenhöhe schon jetzt, nach zwei von drei Heimspielen gegen sie, enteilt. Ganz egal, wie später noch Wales vs. Serbien ausgeht.

Dass die ÖFB-Spieler das wussten, das war schon der Mimik/Gestik von Arnautovic/Alaba anzusehen, als sie während der Hymne vor Anspannung fast schon aus der Haut zu fahren drohten. Die Intensität dieser letzten Schlacht des in Relation gesehen durchaus verheerenden Jahres 2016 war zu greifen, zu schneiden, zu spüren.

Dass sie sich auf dem Platz nicht in vor Spielwitz berstenden Akteuren und gut gesetzten Kombinationen niederschlagen konnte, ist das große, dunkle und düstere Geheimnis dieses Teams in diesem Jahr.

Dazu kam, dass Koller ganz offensichtlich keinen konkreten Plan hatte, die seiner vorher geäußerten Ansicht so simplen, immer noch wie vor drei Jahren agierenden Iren auszutricksen. Das, was geschah, wirkte eher wie Zufall: der Überhang auf der linken Seite, der Wimmer wie eine zusätzliche Offensivkraft wirken ließ und die Dürftigkeit der rechten Seite, wo Schöpf wie ein Fremdkörper und Klein so gut wie gar nicht agierte, wird ja wohl kein Plan gewesen sein. Lange zerfiel das österreichische Spiel in eine defensive Vierer-Einheit (Klein-Drago-Hinteregger-Baumgartlinger), in eine Linksdominante (Wimmer-Alaba-Arnautovic) und drei in der Luft hängende Offensivkräfte (Schöpf-Sabitzer-Janko).

Das ist das exakte Gegenteil eines Matchplans.

Der von Martin O'Neill war seinerseits durchaus nicht überkomplex aufgebaut. Ein 4-5-1, das sich im Bedarfsfall auch in ein 6-3-1 verwandelte (und so kaum etwas zu- oder durchließ), dann aber auch in einem 4-4-2 gegenpresste und sich in den ganz minimal gesetzten Kontern auch mit Einzelvorstößen begnügte, also gar kein Interesse daran hatte, Überzahl zu erzielen.

Das ist ein auf Absicherung und Vorsicht bedachtes System, dem man nur mit kreativer Variabilität, mit stetig verändertem Aufbau, also dauerndem Wechsel zwischen Kurzpaßspiel und langen Bällen, zwischen Vorstößen im Zentrum und über die Außen begegnen kann.

Wenn das nicht klappt, spielt man keine Chancen heraus. Und wer keine Chancen herausspielt, so wie Österreich in Halbzeit 2 (in Halbzeit 1 war es auch nur eine), dann kann man kein Spiel gewinnen.

Wieder einmal rächte sich auch die fehlende Wechsel/Umstelle-Fähigkeit von Koller. Als er Wimmer herausnahm, spielte zunächst Ilsanker (verwirrt oder fehlgebrieft?) Linksverteidiger, ehe man dann nach mehreren Minuten auf eine Art 3-2-3-2 umstellte, das allerdings auch keine neue Spielanlage brachte. Das erinnerte an den Wahnsinn, den gestern Werner Gregoritsch nach der Halbzeit-Pause aufführte, als er Schmerböck in der Spitze agieren ließ. Das sind Anzeichen hochgradiger strategischer Verwirrung.

Diese Verwirrung hat sich abgezeichnet und angebahnt, sie hat Platz gegriffen und die Selbstsicherheit, auf der dieses Team durch die Jahre 2014 und 2015 gesegelt ist, überlagert. Und hat somit zum vorschnellen Ende aller Turnier-Chancen geführt.

Dabei gab es einen guten Beginn, aber nach 17 Minuten, in denen es zwar Spielüberlegenheit im Spiel gab, aber nichts, nicht einmal eine Chancenüberzahl, dabei herumkam, geschah, was zuletzt immer geschah: das Spiel der Österreicher schlief ein. Mitte der ersten Hälfte kam es völlig zum Erliegen. In Minute 33 traf Alaba dann den Ball nicht und brach ab da auch persönlich (wieder einmal) ein. Für alle, die sich von Highlight-Zusammenfassungen täuschen lassen, waren dann die fünf Minuten vor dem Halbzeit-Pfiff da - ja, das hätte auch 1:1 heißen können. Hätte auch keinen Unterschied gemacht.

Halbzeit 2 begann quasi mit dem exzellent ausgespielten Gegenstoß und drei Minuten später hätte es schon 0:2 heißen können, Walters war knapp offside. Die gesamte erste Viertelstunde gehörte den Iren, es musste einem Angst und Bang werden um die Österreicher, die völlig eng reingedrängt wurden. Danach war dann noch viel Getriebe und einiges an Umstellungen - bewirkt hat das alles nichts mehr.

Auch die öffentliche Kreuzigung von Wimmer ist eine Farce: Die Umschaltaktion zum Tor ist aus einem Ballverlust vorne entstanden, die unbehinderte Weiterleitung durch Hoolahan passierte aber im Zentrum und die Tatsache, dass weder Dragovic noch Hinteregger, schon gar nicht aber Gegenspieler Klein McClean stoppen konnten, verteilt die Schuldhaftigkeitsrolle, was die Defensive betrifft, ganz eindeutig.

Jetzt bleibt Koller nur eines: alle fünf spielberechtigen U21-Kicker (die frischen Lazaro, Gregoritsch, und die teilweise gebrauchten Schaub, Schöpf und Sabitzer) vom Test gegen die Slowakei freizustellen und nach Albacete nachschicken und so zumindest noch einen Teilerfolg für den ÖFB möglich zu machen. Alles andere als diese Umgewichtung wäre neben dem heutigen sportlichen Ende einer Aufgabe nämlich auch ein ethisch-moralischer Absturz ins Bodenlose.

Andererseits: einem Teamleader, der letztlich immer noch von zu wenig Glück (diesmal packt Koller es in den Begriff des Momentum) spricht, hat wohl noch zu viele Balken im Auge um die Realität und die entsprechenden Erfordernisse erkennen zu können.

Österreich in rot-weiß mit 1 Özcan; 17 Klein, 3 Dragovic, 4 Hinteregger, 5 K.Wimmer (78. 6 Ilsanker); 14 (K) Baumgartlinger, 8 Alaba; 18 Schöpf (57. 16 Schaub), 9 Sabitzer (73. 11 Harnik), 7 Arnautovic; 21 Janko.

Irlands Boys in Green: 23 Randolph; 2 (K) Coleman, 15 S. Duffy, 3 C. Clark, 10 R. Brady; 13 Hendrick, 6 G, Whelan (24. 13 Meyler), 8 Arter, 11 McClean (85. 7McGeady); 14 Hoolahan (78. 9 McGoldrick); 19 J. Walters.

Wales und Serbien trennen sich ebenso wie Georgien und Moldau 1:1. Das ist gut für Österreich, weil man so wenigstens Platz 4 halten kann und nur zwei Punkte Rückstand auf Wales (das allerdings mit dem Heimspiel in der Hinterhand) hat. Serbien ist vier, Irland sechs Punkte voran.