Erstellt am: 12. 11. 2016 - 16:11 Uhr
Willkommen im Zauberwald
Für das Studium lernen und Projekte abschließen erzeugt ja oft Stress und Druck. Nachher ist man zwar froh, dass sich alles irgendwie doch ausgegangen und (hoffentlich) positiv bewertet ist – aber etwas zum Herzeigen, das alle interessiert oder toll finden, hat man anschließend selten.
Bei Studierenden der FH Salzburg ist das in vielen Fällen anders – vor allem, wenn die Abschlussarbeit ein Computerspiel ist. Schon seit einigen Jahren wird Games-Gestaltung dort aktiv vorangetrieben, was sich in talentierten Abgängern wie Jürgen Brunner ("Pitiri 1977", "Gravity Island") und vielen vorzeigbaren Abschlussprojekten wie etwa "The Balloon Quest" oder "Noomix" niederschlägt.
Ein aktuelles außergewöhnliches Games-Projekt der FH Salzburg ist das Spiel "Niva", das von einem zehnköpfigen Studierendenteam unter der Leitung von Verena Demel entwickelt worden ist. Vor kurzem ist es erschienen, denn für die betroffenen Personen ist nun das Masterstudium vorbei. Und bevor sich die Teammitglieder in alle Winde verstreuen, wollte man das Spiel noch gemeinsam fertigstellen.
Team Niva
Wie ein alter Disney-Film
Ein Fabelwesen, das aussieht wie ein Hirsch, läuft durch einen zauberhaften Wald, der in hellen, weichen Farbtönen gehalten ist. Die Spielerin und der Spieler steuern dieses Wesen und sind mit ihm im Einklang mit der Natur: Per Knopfdruck können wir Pflanzen wahlweise zum Erblühen oder zum Absterben bringen. Wenn uns etwa Büsche im Weg sind, können wir sie quasi wegwachsen lassen. Einen exotischen kleinen Baum hingegen können wir dazu anregen, innerhalb weniger Sekunden Früchte zu tragen.
Für ein Projekt von Studierenden sieht "Niva" unverschämt gut aus. Die 3D-Welt ist groß genug, dass man sich in ihr verlaufen kann, und auf die Gestaltung und Animation der Tiere und Pflanzen wurde viel Wert gelegt. Verena Demel ist für die visuelle Gestaltung verantwortlich und erzählt im FM4 Interview über einige Vorbilder und das Designkonzept:
"Inspiriert waren wir sehr stark durch das Visual Development alter Disney-Filme. Einige Artists, die dabei hervorstechen, sind zum Beispiel Mary Blair oder Eyvind Earle, die wirklich wundervolle Illustrationen für Disney-Filme gemacht haben, die sehr farbenfroh waren und viele natürliche Elemente haben, mit sehr vielen Wäldern und Pflanzen. Und die auch dieses romantische Elemente wiedergegeben haben: Wie man sich so einen schönen, idealistischen Wald vorstellt."
Dunkle Falter
"Niva" möchte kontemplativ und entschleunigend wirken. Die Bewegungen der Tiere und der Soundtrack tragen dazu bei; die Rätselaufgaben hingegen sind ziemlich fordernd. Visuelle Hinweise oder Tipps gibt es keine – wir müssen alleine durch Beobachtung und Probieren herausfinden, wie wir den Wald Stück für Stück von einer seltsamen Nachtfalterplage befreien können.
"Wir dachten uns, die beste Methode für diese Entschleunigung ist es, wenn die Spieler sich hinstellen und selbst überlegen müssen. Wenn ihr oder ihm das nicht auf dem Silbertablett präsentiert wird. Bei manchen Menschen funktioniert das wunderbar, die schauen sich die Pflanzen, Tiere und deren Animationen an und haben das jeweilige Rätsel dann innerhalb kürzester Zeit gelöst. Wo ich mir denke: Wow, wenn ich mich in deren Lage versetze: Ich hätte das wohl nicht so schnell geschafft. Und dann gibt es wieder andere, wo es mir richtig leid tut, weil es ihnen so schwer fällt."
Team Niva
"Niva" ist für Windows und Mac erschienen.
Tatsächlich kann man sich an "Niva" die Zähne ausbeißen, wenn man nicht die nötige Portion Geduld mitbringt. Aber alleine das Herumstreunen mit unserem Fabeltier durch den Zauberwald ist lohnend genug. Darüber hinaus ist das Spiel komplett frei zum Download. Wer möchte, kann dem Team aber einen beliebigen Betrag spenden.