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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

12. 11. 2016 - 15:25

Blind Date mit The Twilight Sad

Wir spielen der Band aus Schottland ein paar Lieder aktueller Bands vor.

Es war eines der besten Konzerte des letzten Jahres: The Twilight Sad im Jänner 2015, im kleinen, vollen Wiener B72. Gerademal ein paar Tage nach Silvester wurde zum kollektiven schönen Traurigsein eingeladen, mit einer Show voller Energie, Schönheit und Melancholie. Mit einem auf der Bühne wild gestikulierenden Frontmann James Graham, der das Mikrofon in die Höhe riss und nach oben zeigte. Dort oben hin, wo die U-Bahn in regelmäßigen Abständen über die Stadtbahnbögen zog.

The Twilight Sad aus Schottland machen Musik im schummrigen Niemandsland zwischen Noise und Folk, Post-Punk und Singer-Songwriter-Melodien. Das letzte Album der Band, das 2014 erschienene "Nobody Wants to Be Here and Nobody Wants to Leave" war ein besonderer Meilenstein voller Schwere, Romantik und Weltschmerz, eine von der Musikpresse gelobte Platte zum Entdecken und lange Anhören, mit seinen schaurigen Nischen und im Feedback versteckten Geheimnissen.

Aber nicht nur die Kritiker, auch die Musiker zählen zu den Fans von The Twilight Sad. Der bekannteste darunter ist wahrscheinlich The Cure-Frontmann Robert Smith, der nicht nur einen Song der Band gecovert hat, sondern die Gruppe gleich auf Welttournee mitgenommen hat.

Christoph Sepin und James Graham

Radio FM4

Christoph Sepin und James Graham

Bei ihrem Zwischenstopp in Wien traf ich mich mit Twilight Sads James Graham zum FM4 Blind Date. Was das bedeutet? Mit einem Player voller Songs setzten wir uns zusammen, hörten Lieder an und sprachen darüber. James wusste aber nie vorher, welches Lied er hören würde und musste blind erraten. Die Playlist dazu gibt's hier.

Minor Victories - A Hundred Ropes

"Ich hab die gerade gestern gesehen. Ich hab nicht gewusst, dass die in Wien spielen, aber Stuart von Mogwai und Minor Victories hat mich angerufen und gesagt: Wir spielen heute, bist du in Wien? Und ich hab gesagt: Ja! Es war großartig. Aber es war eine Nacht, die ich nicht erwartet habe. Ich hab gedacht, ich hab eine ruhige Nacht und trink nichts und mach nichts."

"Ich singe auf der Platte von Minor Victories auch, was cool ist. Eines Tages hat mich Stuart angerufen und gefragt: Wir brauchen eine Männerstimme für einen Song, magst du vorbeikommen? Es ist ein Duett mit Rachel Goswell von Slowdive. Und ich war so: Was!? Also hab ich "Scattered Ashes" aufgenommen, einen Song, den ich liebe."

Robert Smith - There's A Girl In The Corner

"Haha, ja, das kenn ich. Das Lied hab ich geschrieben. Es ist immer noch verrückt, das anzuhören und zu denken, dass das passiert ist. Das ist schon wieder eine Mogwai-Connection gewesen. Stuart hat Robert ein Email geschrieben, weil sie befreundet sind und gesagt: Da gibt's diese Band, die dir gefallen könnte. Und Robert Smith hat zurückgeschrieben: Ich bin schon lang ein Fan, ich hab die Platten schon. Stuart hat uns das dann weitergeleitet und wir waren so: Was? Und bin so aus meinem Haus gerannt: Yes!! Das einer deiner Helden überhaupt weiß, wer du bist, das ist schon unglaublich."

"Wir haben Robert dann unsere neue Platte geschickt und seine Antwort war: ES IST WUNDERSCHÖN! Das war die einzige Kritik, die ich gebraucht habe. Dann haben wir gedacht, es wäre cool, wenn jemand einen Song von uns covert und haben gedacht wir fragen Robert. Wir wollten zuerst, dass er "It Never Was The Same" covert. Und Robert hat gesagt, dass er das gern machen würde, er wollte aber "There's A Girl In The Corner" covern. Und wir haben gesagt: Ja, du kannst covern, was immer du willst! Das ist etwas, von dem man nicht mal träumen könnte, aber etwas, das ich für immer wertschätze. Das größte Gütesiegel, das man bekommen kann."

Arcade Fire - Neighbourhood #1 (Tunnels)

"Das ist mein Lieblingslied auf dem Album. Als wir unser erstes Album geschrieben haben, ist die Platte gerade rausgekommen. Da war irgendwas mit den Songs drauf und wie sie geschrieben waren. Das waren keine Popsongs, aber die Melodien haben Hooks gehabt und wie das alles aufgebaut war, da hab ich vorher gar nicht daran gedacht, dass man so schreiben könnte."

"Etwas an dem Lied und an dem Album hat mich dazu inspiriert, so zu schreiben. Ich hör mir das immer noch die ganze Zeit an. Falls die Platte so nicht zu dieser speziellen Zeit rausgekommen wäre, hätte unsere Musik nicht so geklungen, wie sie klingt. Das ist also ein ganz wichtiges Lied und ein ganz wichtiges Album für mich."

Glasvegas - Geraldine

"Ich hab Glasvegas ein oder zwei mal getroffen, und die sind nett gewesen, aber hab die nie live gesehen. Wir sind aber nie rumgehangen oder so. Die waren aber gigantisch in Schottland, als das erste Album rausgekommen ist. Und ich muss ehrlich sein, für uns war das ein bisschen komisch, weil unsere erste Platte vor dem ersten Album von ihnen rausgekommen ist. Und unsere Platte war sehr erfolgreich, aber das erste von ihnen ist riesig geworden. Und Leute haben gesagt: Ah, das ist der Glasgow-Sound mit Jesus And Mary Chain-Drums und Gitarren und so. Und wir waren so: Das haben wir auch gemacht."

"Wir haben uns mal am Latitude Festival getroffen und sie waren sehr nett und sind auch Fans von uns, glaub ich. Aber wir waren damals oft auf Tour und sind dann als Glasgow-Bands irgendwie aneinander vorbeigezogen."