Erstellt am: 10. 11. 2016 - 15:26 Uhr
#notmypresident
US-Wahlen 2016
Ergebnisse, Analysen und Reaktionen zu den US-Wahlen 2016 auf fm4.orf.at/usa2016
Nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl gehen Tausende Bürger und Bürgerinnen, und dabei vor allem sehr viele junge Menschen, unter dem Motto "Not My President" auf die Straßen.
Die meisten Stimmen, nämlich rund 200.000 Stimmen mehr, hat ja Hillary Clinton bekommen, aber durch das amerikanische Wahlmänner-System wird Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten.
Demonstriert wird in New York, Chicago, Seattle und in mehreren Städten Kaliforniens, wie zum Beispiel in San Francisco, wo FM4 Reporterin Alexandra Augustin für uns mit dabei war. Wir haben mit ihr telefoniert:
Alexandra Augustin
Alex, wie erlebst du die Proteste in San Francisco?
Alexandra Augustin: Ich bin gerade heimgekommen von meinem Spaziergang durch San Francisco und hab überall "Not My President" gehört. Vorher war ich auch noch bei dem großen Protest in Downtown San Francisco, der dann vor der City Hall geendet hat, und das war ziemlich aufreibend und arg.
Alexandra Augustin
Kalifornien und vor allem so eine liberale Stadt wie San Francisco sind ja traditionell demokratisch. Mehr als 60 Prozent haben in Kalifornien für Hillary Clinton gestimmt. Ist dort also besonders viel Ärger in der Luft?
In Kalifornien waren es über 60 Prozent, in San Francisco ist die Luft nochmal ein bisschen anders, denn hier in der Großstadt haben 84,34 Prozent für Hillary Clinton gestimmt. Donald Trump ist nicht einmal auf zehn Prozent gekommen. Also hier ist die Fassungslosigkeit besonders groß. Ich bin hier bei einer Radio Station und die Journalistinnen und Journalisten haben mir gesagt, dass sie überhaupt nicht damit gerechnet haben, dass es jetzt wirklich Donald Trump wird, obwohl diese Angst die ganze Zeit über in der Luft lag. Auf den Straßen herrscht Fassungslosigkeit. San Francisco ist ja auch eine Stadt, die geprägt ist von mexikanischen Einwanderern und da ist das Entsetzen besonders groß. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sich das gerade anfühlt in der Stadt.
Alexandra Augustin
Wovor haben denn die Menschen speziell Angst? Du hast ja gerade die mexikanischen Einwanderer angesprochen. Geht es da konkret um die Angst, dass sie ausgewiesen werden könnten?
Vielleicht. Genau kann ich das nicht sagen. Es sind wahrscheinlich eher diffuse Ängste. Es ist halt jemand an der Macht, der sich nicht um diese Menschen kümmert, der sie nicht haben will in diesem Land, der auch in seiner Kandidatur angekündigt hat, dass er einfach eine große Mauer aufziehen mag. Man kann das runterbrechen auf diese banalen Wahl-Slogans. Die Menschen fühlen sich einfach nicht gehört und natürlich haben sie auch Angst. Man darf nicht vergessen, dass in Kalifornien drei Millionen Menschen undokumentiert leben, überhaupt keine Dokumente besitzen. Was passiert mit diesen Menschen jetzt?
Demonstrationen auch in New York
Donald Trump hat in seiner Siegesrede erstaunlich versöhnliche Töne angeschlagen. Er hat gesagt, er möchte ein Präsident für alle Amerikaner und Amerikanerinnen sein. Hast du nicht den Eindruck, dass das die Leute beruhigt? Beziehungsweise, glaubst du, dass die Proteste gegen Donald Trump weitergehen werden?
Ich glaube nicht, dass eine Siegesrede die ganzen Ängste, Zweifel und Befürchtungen dieser Menschen jetzt nach einem Wahlkampf, den sie seit 2015 miterleben, entkräften kann.
Alexandra Augustin