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Lisa Schneider

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17. 11. 2016 - 17:04

5 Gründe für Little Big Sea im Winter

Das Debutalbum "Sister" des Dreampop-Trios ist gerade erschienen. Wir sagen dir, warum Little Big Sea nicht in deiner winterlichen Playlist fehlen darf.

Der Moment, wenn der fünfte Tag in Folge vergangen ist, man das Bett am liebsten nur zur Nahrungsbeschaffung verlassen will, der Zwiebellook den Großteil der Tagesplanung in Anspruch nimmt und die Nase immer läuft.

Hallo, Winter is here.

Was diese Jahreszeit durchaus besser macht, ist nicht nur die gerade erschienene aktuellste Staffel von Game Of Thrones auf DVD, sondern ganz bestimmte Musik, ja, ganz bestimmte Alben. Diese Alben nämlich, die die graue Tristesse einfangen und auskosten, sie aber in süßer, und vor allem schöner und genießbarer Form an uns zurückgeben. Little Big Sea haben mit ihrem Debutalbum "Sister" so einen Wurf gemacht. Die Vorgänger-EP "Portugal" war ein Kapitel, jetzt ist das gesamte, dunkle Märchenbuch da.

Little Big Sea

Kurt Prinzz

Sogar der nie zufriedene Gunther Müller, für Keys und Synths verantwortlich, erzählt mit breitem Lächeln, wie stolz er ist. Das Tüfteln hat auch lange gedauert: "Normalerweise bin ich immer der erste, der einen Fehler hört. Und diese dann auch so lange sucht, bis er sie gefunden hat."

Im März waren Little Big Sea unser Little Big Sea

David Kleinl

Schmusen

Der wichtigste zuerst, wenn auch vielleicht nicht auf den ersten Blick, das erste Mal Anhören. Es gibt auf "Sister" keine dezidierten Lovesongs zu hören, vielmehr Geschichten über nostalgische Kindheitserinnerungen, die schmerzen. Phantasiewelten, Sehnsüchte, geheimnisvolle Orte, an die man sich wünscht, zu denen man nicht mehr zurückfindet. "Nennen wir es Dreamfolk", hat Marlene Weber gesagt, als Little Big Sea im Frühjahr ihre EP vorgestellt haben. Und, dass alle Songs der Band nach wie vor "auch am Lagerfeuer funktionieren, schlicht mit Gitarre und Gesang", macht den Begriff noch ein bisschen romantischer.

Mitsingen

Die Stimme ist im Winter nachvollziehbarer Weise belegt oder kratzt, vielleicht haucht sie sogar nur. Zumindest in Gedanken also könnte man die imaginäre Backgroundsängerin von Little Big Sea sein! "Ich war schnell angetan von der Natürlichkeit und Schönheit ihrer Stimme und hab mir gedacht, da muss doch mehr passieren", erzählt Gunther, als er sich erinnert, wie die Band überhaupt zusammengefunden hat. Die gruselig-schöne Atmosphäre, die jeder einzelne Song auf "Sister" in sich bündelt, wird durchs Mitsingen nur noch intensiver. Die niesende, juckende Nase trägt gern auch noch die melancholisch-passenden Klagelaute bei.

Spazierengehen

Ohrstöpsel hinein, Wollmantel an, hinaus in den Park, voll mit rutschigen Blättern und angefrorenen Regentropfen. Songs wie "5 Days, 5 Years", "Velvet" oder "Philadelphia (At Night)" rufen Assoziationen hervor, die einem vorher vielleicht gar nicht so bewusst waren. "Viele Bilder kann ein Zuhörer vielleicht gar nicht verstehen, aber in dem Moment, wo wir darüber schreiben und Musik daraus machen, werden sie authentisch", so Marlene. Zum Beispiel gibt es eine Zeile im Song "Sister", die lautet: "Our window waits for us".

"Früher, bei meinen Großeltern im Haus, haben wir uns, wenn es geregnet hat, Milch mit Honig gemacht und das Bett vor’s Fenster geschoben, um den Tropfen zuzusehen, die die Wasseroberfläche brechen." Die sphärischen, düsteren Klänge werden unterstützt von treibenden Triphop-Beats, die euch den raschen Schritt in der kalten Luft gemütlich machen.

Live anhören

"Ich find’s auch schön, wenn das Publikum sich ein bisschen unwohl fühlt in dem Moment. Man muss nicht immer Musik machen, damit die Leute sich gut fühlen. Sie sollen einfach überhaupt etwas fühlen." Lukas, die "Rythm-Section" von Little Big Sea, bringt es auf den Punkt. Wer Little Big Sea schon einmal live gesehen hat, kennt die Gänsehaut, die bis zum nächsten Morgen haften bleibt. Die neuen Songs, sowie die neuen Shows sind lauter, dichter, schneller. Das hört man vor allem auch auf "Rules". Im Winter sind die Konzerte von Little Big Sea außerdem deshalb empfehlenswert, weil sie genauso wie im Wohnzimmer auch in engen, vielleicht überheizten Bars funktioniert.

LIVE

Little Big Sea spielen bald gemeinsam mits Hearts im Wiener Radiokulturhaus.

Träumen, natürlich

"Ich erlebe Nächte einfach total intensiv, ich habe die furchtbarsten Alpträume", erzählt Marlene, und dabei findet sie es nicht einmal so schlimm, wie es klingt. Diese Träume nämlich sind die Hauptinspirationsquelle für die Texte, die sie nach wie vor gemeinsam mit Gunther schreibt. Wer sich also bei grausigem Wetter nie aus dem Bett bewegen will/muss, sei es, weil er den Zwiebellook eben nicht perfektioniert oder die Speisekammer brav gefüllt hat, hat es eigentlich am allerbesten. In die Decke einkuscheln, "Sister" einschalten und ab ins Träumeland.