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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

9. 11. 2016 - 17:03

250 Jahre Audiolith

Seit 250 Veröffentlichungen geht es beim Hamburger Label Audiolith um was. Gefeiert wird das jetzt mit einem brandneuen Sampler voll mit schöner Musik.

Meine erste Begegnung mit Audiolith fand vor Jahren in Stickerform statt. Als Aufkleber, der nach dem Öffnen der damals neu erschienenen Platte meiner schwedischen Elektropunkrocklieblinge Bondage Fairies aus dem Sleeve rutschte. "Fuck Audiolith!" stand da in gelber Schrift auf schwarzem Hintergrund drauf, was genug war, um zumindest Interesse zu wecken. Wenn dieses Label mir so liebe Musik wie die Bondage Fairies veröffentlicht, was verbergen sich denn dann noch für Schmuckstücke in der Musikkiste? Viele, wie sich über die nächsten Jahre zeigen sollte.

Seit 2003 gibt es Audiolith als Konglomerat der künstlerischen Eigensinnigkeit. Als Zusammenkunft von Musikern und Musikerinnen, die solche Schlagworte wie DIY, Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung in die künstlerische Essenz eingebrannt haben. Und das - trotz all dem Wahnsinn, der die Musikindustrie manchmal sein kann - auch noch ganz schön erfolgreich. So zählen Acts wie Egotronic, Frittenbude, Feine Sahne Fischfilet, Kraftklub und Neonschwarz zum Stammbaum des Labels.

Doin' Our Thing #4 Albumcover

Audiolith

Das eigene Ding machen

Falls das die Liste der Bands nicht schon genug beweist, zeigt der Output von Audiolith, was da alles geht: Mit dem passend benannten "Doin' Our Thing #4" erscheint jetzt nämlich bereits der 250. Release des Labels. Ein Anlass, der auf dem Sampler richtig ordentlich zelebriert wird. Das eigene Ding machen, das steht da nicht nur auf dem sehr schönen Plattencover drauf, sondern das ist auch das Grundkonzept der Platte. Divers, aber trotzdem irgendwie miteinander connected, unverbesserlich dickköpfig, aber immer zugänglich, so präsentieren sich die Songs auf dem Sampler.

Doin' Our Thing #4 Albumcover

Audiolith

"Doin' Our Thing #4" ist auf Audiolith erschienen.

Die gesamte Audiolith-Familie verbeugt sich darauf vor dem Elternhaus, von den oben genannten Acts bis zu älteren und neueren Erweiterungen des Labels. Namen, wie Der Tante Renate, Finna, Trouble Orchestra und Florida Klaus kann man auf "Doin' Our Thing #4" finden. Und huch, was ist das? Meine geliebten schwedischen Bondage Fairies haben auch einen neuen Track beigesteuert. "San Francisco" heißt der und in meinem Kopf ist er schon auf heavy rotation.

Es ist eine Freude, sich durch den Sampler zu hören und sich damit auf musikalische Reise durch die Zeit und die Genres zu bewegen. Mit der Zeile "E-R-F, O-L-G, so schreibt sich Erfolg", verneigen sich Waving the Guns schon am ersten Track und beenden die Nummer per selbstbewusstem Glückwunsch: "Danke Audiolith. Und gern geschehen." Schöne Statements gibt's von Finna auf "Cool ist mir zu kalt", gechillter geht's auf "My Summer" von Ira Atari zu und FUCK ART, LET'S DANCE vertiefen sich auf "Homesick" in die schöne Nonchalance des Rock'n'Roll.

Wir haben Probleme, wer hat die nicht?
Wir werden uns ändern, oder besser nicht
Zusammen am stärksten, zusammen geschweißt
Gegen all das Gerede von Glück und Zusammenhalt
Feine Sahne Fischfilet - "Solange es brennt"

Alles irgendwie anders, alles gehört zusammen. Und wenn man glaubt das war's jetzt, dann sieht man erst, dass der Sampler aus gleich drei CDs besteht. Disc 2 ist voll mit Remixes und Neubearbeitungen von, für und mit Audiolith-Musikern und Musikerinnen, während Disc 3 einfach mal einen über einstündigen Mix der Stiff Little Spinners bereit hält.

Zum Party daheim machen, zum Chillen nach dem Fortgehen, zum Feiern der Independent-Musikkultur und vor allem zum Hören wirklich guter Künstler und Künstlerinnen. Ein musikalisches Fest, was da gefeiert wird.