Erstellt am: 8. 11. 2016 - 14:14 Uhr
Trump vs Pizza
Einstiegsfrage: Was ist der beliebteste Snack in New York City? Das Pastrami-Sandwich von Katz’s? Der oder das Hot Dog von Nathan’s? Die Hipster-Burger von Brooklyn? Falsch! Das Pedant zur Wiener Eitrigen am Würstelstand ist das New Yorker Pizza Slice. Die Grundausstattung ist minimal. Der typische "thin crust"-Teig kommt in Dreiecksform mit Tomatenmarinade und einer Ladung Mozzarella und kostet in der Regel zwischen ein und zwei Dollar. Da das Slice mit Olivenöl angereichert und heiß serviert wird, faltet man es in der Mitte. So lässt es sich relativ einfach in einer Hand halten und unversehrt verspeisen.
Lehner
Wir begleiten den Wahltag - der hierzulande eigentlich eine Wahlnacht ist - am Dienstag vom Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden am Mittwoch. Das Programm im Detail.
Über die five boroughs verstreut gibt es Hunderte Pizza-Joints. Für Obdachlose ist das Slice Grundnahrungsmittel, für Hastige eine Zwischendurch-Mahlzeit, für Nachtschwärmer ein Brandlöscher. Berühmt ist Lyn Goldsmith's Foto von den Beastie Boys vor dem Stromboli Pizza-Joint in Manhattan. Man kennt auch Spike Lees Klassiker "Do The Right Thing" und die Szenen in oder vor Sal's Pizzeria. Als ich als Kid das erste Mal in New York war, empfing mich mein Vater mit einem Slice. Ich kann nicht sagen, wie oft ich mich während meiner Zeit in der Stadt selbst dazu überredet habe, irgendeine Besorgung in Fort Greene zu erledigen, nur um an ein heißes Cheese-Slice von "Not Ray’s Pizza" zu kommen (der Name ist als Witz zu verstehen. Es gibt in NYC Dutzende Pizza-Buden, die sich nach irgendeiner Abwandlung von Ray’s Pizza nennen).
Kulturgut Pizza-Slice
Wie ernst die New Yorker ihre Pizza-Slice-Culture nehmen, musste vor einigen Jahren Donald Trump erfahren. Der aus Queens stammende Milliardär hatte die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin zu Gast. Mit dem Besuch eines eher unterdurchschnittlichen Pizza-Joints am Times Square wollte der Volkstribun wohl etwas Volksnähe demonstrieren. Was eignet sich also besser für einen Gast aus Alaska als ein Crash-Kurs in lokaler Fast-Food-Tradition? Da es sich beim Gastgeber um Donald Trump handelte, war natürlich ein riesiger Medientross dabei. Der nun folgende Fauxpas ist also gut dokumentiert:
Und wird vom dieser Tage sträflich vermissten TV-Satiriker Jon Stewart entsprechend kommentiert. Ein Slice mit Messer und Gabel essen? Get outta here!
Klarer Fall von: kleine Geste, große Wirkung! Der Donald-Trump-NYC-Pizza-"Skandal" liegt zwar schon einige Zeit zurück, aber er verdeutlicht, was im Grunde eh alle wissen: The Donald ist nicht so "down with the people", wie er sich gerne in der Öffentlichkeit inszeniert. Mit "doing it the wrong way" hatte er allerdings bereits davor einschlägige Erfahrung gesammelt.
Egal (oder nicht egal), wie die Wahl heute ausgeht, gegen das New Yorker Pizza-Slice hat Mr. Trump jedenfalls schon vor Jahren verloren. Um es mit Weired Al Yankovic zu sagen: "Just eat it!