Erstellt am: 1. 11. 2016 - 19:33 Uhr
Kuriose Särge und Aasfresser
Fast 7000 Kilometer von Österreich entfernt liegt der Staat Ghana in Westafrika. Ein Land, das fast so groß wie England ist und über 25 Millionen Menschen fasst. Allerdings werden laut WHO die Ghanaer durchschnittlich nur 61 Jahre alt.
In einer Coca Cola-Flasche beerdigt
FM4 Auf Laut: Tod und Trauer
Zu Gast: Friedhofssänger Jan Leibnitz
Am 1.11. ab 21.00 Uhr mit Ali Cem Deniz und danach im 7-Tage-Player.
Anrufen und mitdiskutieren kannst Du unter
0800 226 996
Der Tod in Ghana bedeutet nicht nur Verlust eines Menschen, sondern hat auch eine besondere "Sarg-Kunst" entstehen lassen. Die Region "Ga" im Süden Ghanas hat eine - für unsere Hemisphäre - besonders skurrile Art, Särge zu gestalten. Ga's glauben daran, dass die Verstorbenen in Särgen begraben werden sollen, die zu ihrem Beruf, ihren Fähigkeiten oder Träumen passen.
Es soll ein Tischler in den 1950er Jahren gewesen sein, der als erstes einen Sarg in der Form eines Flugzeuges angefertigt hatte. Weil seine Mutter immer davon träumte, in einem Flugzeug zu sitzen. Diesen Wunsch hat er ihr für das Jenseits erfüllt. So ist schnell eine Art Vorliebe zur Tischler-Kunst in diesem Ort entstanden. Mittlerweile werden zum Beispiel viele Menschen in Fisch-Särgen begraben, da viele Bewohner der Region Fischerei-Berufe ausüben.
CC BY-SA 2.0, Emilio Labrador on Flickr
Ein Obsthändler wird in einer Ananas begraben, ein Lokalbesitzer in einer Cola- oder Bierflasche, der Modedesigner in einer Nähmaschine, der Fotograf in einer Kamera. Alles aus Holz, eingebettet in einer Leidenschaft für die Ewigkeit. Die Särge sind ein Hilfsmittel für einen besseren Status im Jenseits. Jeder Wunsch und jede Idee ist erlaubt. Selbst Ai Weiwei kuratierte eine Ausstellung dazu in Südkorea. Die Särge werden vorwiegend ohne Maschinen, mit regionalem Holz und innerhalb von zwei bis sechs Wochen angefertigt.
Die Aasfresser
Anderswo hingegen gibt es gar keine Särge. Wer stirbt, wird den Geiern zum Fraß vorgelegt! Die "Zoroastrier" sind eine relativ kleine Gemeinschaft, ungefähr 150.000 gibt es von ihnen, und die meisten leben in Mumbai in Indien. Dort werden sie Parsen genannt (Freddy Mercury wurde übrigens in eine parsische Familie geboren).
Sie verbrennen die Toten nicht.
Sie begraben die Toten nicht.
Denn Erde und Feuer sind heilig.
Die Leichen werden in Türme gelegt, die oben offen sind, sodass die Raubvögel die Leichen fressen können. Dafür brauchen sie nur wenige Stunden. Ein Geier schafft bis zu drei Leichen pro Tag. Der Glaube an diese Art Himmelsbestattung kommt von den Lehren Zarathustras, zählt also zu den ältesten Bestattungsriten der Menschheit.
Jedoch gibt es Gründe, warum diese Tradition langsam aber sicher von der Oberfläche verschwindet. Die Geier lassen oft Leichenteile über der Stadt fallen, zum Leidwesen der Bewohner. Außerdem sind die Raubvögel vom Aussterben bedroht. Die moderne Medizin und die Verabreichung dieser an Mensch und Tier, führt dazu, dass die Geier daran sterben, da sie es nicht vertragen. Das führt dazu, dass viele Leichen übrig bleiben, verrotten und für üblen Geruch sorgen. Das Ritual verändert sich also in diesem Kreislauf gezwungenermaßen und eine gängige Lösung ist neuerdings das elektrisch betriebene Krematorium.
FM4 Auf Laut
Raum für Diskussion gibt es heute ab 21.00 Uhr bei FM4 Auf Laut mit Ali Cem Deniz zum Thema Tod und Trauer. Zu Gast ist der Friedhofssänger Jan Leibnitz. Wünscht euch die besten Lieder für den Abschied! Anrufen und mitdiskutieren könnt ihr unter 0800 226 996