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Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Lukas Lottersberger

Politik, Alltägliches und andere Kuriositäten.

31. 10. 2016 - 17:15

Bollywood in der Alpenhauptstadt

Dass Bollywood-Produzenten Österreich – und Tirol im Speziellen – als Kulisse für Filme wählen, ist nichts Neues. Doch jetzt wird Innsbruck zum Schauplatz einer indischen Daily Soap, und somit zum Aushängeschild Österreichs in Indien.

Rund 80 indische Spielfilmproduktionen sind allein in Tirol schon gedreht worden. Und ab morgen wird im indischen Fernsehen eine Daily Soap zu sehen sein, die zum einem guten Teil in Innsbruck spielt. Einige der Szenen wurden zwar nicht in Innsbruck gedreht, sondern etwa auch am Dachstein, in Wien oder in Salzburg. Das ist für die Serie aber egal, sie gaukelt den ZuseherInnen vor, dass alles in der selbsternannten Alpenhaupt- und Weltstadt Innsbruck spielt.

"Pardes mein Hai Meraa Dil" heißt die 312-teilige Serie, die ab morgen in den Äther geschickt wird. Auch via Stream soll sie verfügbar sein. Doch warum sind die Inder so verrückt nach Österreich? Und was wird getan, damit Österreich als Filmland attraktiv ist und es auch bleibt?

"Es gibt eine große Sehnsucht der indischen Filmschaffenden nach 'erhabener Bergwelt'. Und davon hat Tirol ja reichlich zu bieten", sagt Johannes Köck von der Cine Tirol Filmkommision. Dort arbeitet man daran, Tirol als Film-Location attraktiv zu machen. Und Indien ist ein ziemlich großer Markt. Allein für die nun gedrehte Serie erwartet man bis zu 70 Millionen ZuseherInnen – pro Woche.

"Förderungen sind Investition"

Die Filmkommissionen von Bund und Ländern lassen natürlich auch Geld in Form von Förderungen an die Filmcrews fließen, die in Österreich drehen. Wie viel das ist, will Köck nicht verraten.

Zusätzlich zu den Förderungen unternimmt die Cine Tirol jährlich Reisen in die indischen Filmstädte Mumbai, Chennai, Hyderabad und Bangalore, um Produzenten und Firmen vom Filmstandort Tirol zu überzeugen. Johannes Köck versichert, dass sich die ausbezahlten Förderungen und die Reisen als Investition lohnen. Denn: "Die Filmproduktion wird vorhersehbar rund 400.000 Euro produktionsbedingte Ausgaben in Tirol hinterlassen."

Zudem rechnet man, dass sich die Anzahl indischer TouristInnen in Österreich ab 2018 spürbar erhöhen wird. Potenzial sieht man daher auch im "Film-Tourismus", sagt Köck: "Das heißt, die Leute wollen die Drehorte sehen." Dieses Konzept funktioniert schon lange – mit in- und ausländischen Gästen.

Die "Last Minute"-Produzenten

Die Szenen in Tirol und an anderen Orten in Österreich, wurden bereits alle abgedreht. Der Rest der Szenen wird in Studios in Indien geschossen. Am 1. November läuft bereits die erste Folge von "Pardes mein Hai Meraa Dil". Bemerkenswert – war der letzte Drehtag in Tirol doch erst am 20. Oktober. Doch scheinbar Normalität: "Es ist ein Phänomen indischer Film-, und vor allem Serienproduktionen, dass die wirklich erst im allerletzten Augenblick fertig werden", sagt Johannes Köck. Mehrere Cutter würden dafür quasi Tag und Nacht im Akkord, und zeitgleich an den Serien arbeiten, um sie rechtzeitig fertigzustellen.

Wandel in Bollywood

Wie Kollegin Irmi Wutscher kürzlich in Mumbai auf einem Filmfestival erfahren hat, haben sich die Sehgewohnheiten in Indien wohl auch durch den Einfluss ausländischer Produktionen gewandelt. Die InderInnen seien große Fans der Filmfestivals, weil man dort eben jede Menge ausländische Filme zu sehen bekommt. Und so gilt das Klischee vom schmalzig-kitschigen Bollywood-Film mit aufwändigen, bunten Tanzchoreografien nur mehr bedingt. Auch in Punkto Sexualmoral hat sich etwas getan: Die einst verpönten Kuss-Szenen flimmern immer öfter über die indischen Fernseh-Schirme.

Wenn die Inder sich also nun auch mehr am europäischen und amerikanischen Film orientieren, gibt es dann umgekehrt auch Chancen, dass Serien wie "Pardes mein Hai Meraa Dil" in Österreich durchsetzen könnten? Johannes Köck ist skeptisch: "Die Sehgewohnheiten zwischen Indien und Österreich sind schon sehr, sehr unterschiedlich. Aber natürlich hat auch diese herzzerreißende Fernsehserie ihren Charme." Köck würde der Serie eine Chance geben, wenn die Serie hierzulande in etwas komprimierter Form gezeigt werden würde.

Doch worum geht's denn jetzt eigentlich in dieser Soap? Nun, um eine Frau und einen Mann, die beide im Ausland arbeiten und - wie sollte es anders sein – es bahnt sich eine Romanze an. Mit allem Drama, das dazugehört. Quasi das verbindende Element von Seifenopern - egal wo sie produziert werden.