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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

1. 11. 2016 - 16:08

Don't lose your head

Wenn ein Wassertropfen den richtigen Kopf trägt, kann er alles erreichen. Zumindest im herrlich abgedrehten Jump'n'Run "Gonner".

Wie wär's damit: Wir schlüpfen in einen zum Leben erweckten Wassertropfen, dessen bester Freund ein riesiger Wal ist. Dann machen wir uns auf den Weg in eine surreale Welt voller kindlicher Monster.

"Gonner" ist herrlich abgedreht und sieht dabei so schick aus wie es herausfordernd ist. Es ist wie ein lebendig gewordenes Kinderbuch: In einem Mix aus Zeichentrickstil und Wasserfarbenmalerei laufen wir mit unserem Helden Ikk durch viele dunkle Räume. Wir sehen immer nur Teile der Umgebung, das heißt, erst, wenn wir uns weiterbewegen, werden die Linien und Umrisse der Höhle weitergezeichnet.

Press Start to Die

Das Spielprinzip ist zunächst recht einfach: In klassischer Super Mario-Manier arbeiten wir uns laufend und springend von links nach rechts sowie nach oben und unten. Ikk hat zusätzlich dazu eine bestimmte Waffe und eine Spezialfähigkeit – etwa eine Smartbomb, die rings um ihn für einen Moment alle Gegner außer Gefecht setzt. Kein Problem, denkt man sich, doch aufgrund der teilweise recht engen Levelstruktur, oft vielen Gegner am selben Ort und - etwas später im Spiel - jeder Menge Abgründe wird "Gonner" schnell zu einer veritablen Herausforderung.

Besonders interessant ist die Auswahl des jeweiligen Kopfes. Ohne ihn können wir zwar auch überleben, immerhin sind wir ja ein Wassertropfen, aber nur, wenn wir einen Kopf tragen, können wir mehrere Treffer der Gegner einstecken. Da gibt es Köpfe mit mehr oder weniger Lebensenergie bzw. Widerstandskraft. Manchmal bringen sie auch diverse Boni mit, die ein ansonsten ja recht fragiler Wassertropfen durchaus brauchen kann.

Gonner

Raw Fury

Die Levels von "Gonner" sind zufallsgeneriert, folgen dabei aber immer einem bestimmten grundlegenden Ablauf. Die erste Spielwelt ist noch recht einfach, allerdings: Wenn man zu konservativ spielt, wird man auch dort keine und nur sehr wenige Punkte bekommen. Die gibt's nämlich nur durch Combos, also wenn wir Gegner in Serie ausschalten, ohne zu lange Pausen dazwischen. Je höher die Combo, desto mehr Punkte.

"Gonner" vom Indie-Studio Raw Fury ist für Windows, Mac und Linux erschienen.

Ein durchschnittlicher Lauf in "Gonner" dauert üblicherweise nicht länger als rund fünf Minuten. Es ist viel Trial and Error, bis man sich nach und nach in der seltsamen Welt voller kurioser Monster zurechtfindet und die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Gegner kennt. Das Spiel birgt auch einige Geheimnisse in sich und ist allgemein so gestaltet, dass sich einem nicht alles sofort erschließt. Wer herausfordernde, aber motivierende Jump’n’Runs im Stil von Spelunky mag, ist bei "Gonner" sehr gut aufgehoben.