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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

31. 10. 2016 - 15:25

Hidden Cameras: Home On Native Land

Joel Gibb ist mit seinen Hidden Cameras zurück. Das neue Album nennt er "Home On Native Land": Joel goes Country.

Vor ein paar Jahren, als Joel Gibb mit seinem langjährigen Bandprojekt The Hidden Cameras auf der FM4-Bühne beim Linz-Fest spielte, erwähnte er im Interview davor ein Album, an dem er arbeitete und das etwas anders klingen würde als das, was man von den Hidden Cameras bisher kannte. Anders auch als das aktuelle Album "Age", das zu diesem Zeitpunkt, im Sommer vor drei Jahren, ebenfalls noch nicht veröffentlicht war. Jetzt ist "Age" - mit Songs wie "Gay Goth Scene" - schon wieder fast drei Jahre alt und Joel Gibb hat tatsächlich sein Country-Album, von dem er in Linz gesprochen hatte, fertiggestellt.

Joel Gibbs

The Hidden Cameras

Die erste Single aus diesem neuen Album der Hidden Cameras nennt Joel Gibb "The Day I Left Home". Der Tag, an dem ich von Zuhause wegging. Wir erinnern uns an Hidden Cameras-Songs wie "Mississauga Goddam" - Mississauga ist ein Vorort von Toronto -, und wenn wir die alten Songs von Joel Gibb und Co vielleicht nicht kennen, dann dürfen wir sie jederzeit kennenlernen - wahre Perlen wie "A Miracle" vom Debutalbum der Band, das schon wieder ganze dreizehn Jahre zurückliegt, oder Klassiker wie "In The NA" oder "I Believe In The Good Of Life".

Ex-Chorsänger Joel Gibb und sein stets berührender 'gay church folk'. Ob man selbst 'gay' ist oder nicht, ist dabei nicht wichtig, allein Joel Gibbs Stimme, seine Musikalität - mit verschiedenster Bandbesetzung - und sein Songwriting sind noch immer große Klasse.. Noch immer. Auch wenn bei diesem gern als 'schwierig' betrachteten Künstler nie alles eitel Wonne ist. Auch nicht mit dem neuen Album, seinem 'Country'-Album, auf dem natürlich auch ein Banjo gespielt wird und in dem sich Verzweiflung und Hoffnung, Leid und Freude abwechseln.

Joel Is A Country Singer Now

Albumcover Hidden Cameras 2016 grün - Mann in Wald, geht über umgefallenen Baum, nackte Brust, grüne Kleidung

Outside Music (H´ART)

"Home On Native Land" von The Hidden Cameras erscheint am 4.11.2016

Es hat zehn ganze Jahre gebraucht, bis "Home On Native Land" in seiner endgültigen Form fertig war. Irgendwann war Joel Gibb aus Toronto nach Berlin gezogen, und nach Jahren in der deutschen Hauptstadt war er schließlich wieder zurück nach Kanada gegangen: Home on native land. Ein Kreis schließt sich. Joel Gibbs Auseinandersetzung mit der 'heimatlichen Erde' ist schließlich eine neugierige, wissbegierige Ode an Kanada geworden. Der Albumtitel "Home On Native Land" ist in Anlehung an die kanadische Nationalhymne und deren Zeile "home and native land" entstanden.

Joel Gibb war nun also nicht nur physisch wieder präsent in Kanada, sondern auch mit philosophischen Gedanken. Das Persönliche und das Politische. Zarte Folk- und Country-Sounds, denen aber eine gewisse Melancholie, ja, auch bisweilen Düsternis innewohnt, darum geht es am Album "Home On Native Land". Manchmal tanzen wir behände ums Lagerfeuer, aber das ist nur eine Ablenkung. Es geht um Identität. Joel Gibb als eine Art einsamer, subversiver Cowboy. Am Albumcover präsentiert sich Gibb dann - nein, nicht mit Cowboyhut, sondern im Arbeitsanzug, und die Brusthaare, die sieht man selbstverständlich auch. Grüner Einteiler statt Ruderleiberl. Joel Gibb im kanadischen Wald, wie eine Art Pionier, ein Soldat, der sich einen Weg bahnt, oder ein Mann, der gerade Survival Training macht.

Log Driver´s Waltz

The Hidden Cameras spielen am 2.11.2016 im WUK in Wien und am 4.11.2016 am Ahoi Pop Festival in Linz.

Die Songs von "Home On Native Land" hat Joel Gibb zum Teil selbst komponiert und getextet und zum Teil bedient er sich an klassisch kanadischem Liedgut und macht Coverversionen, etwa vom "Log Driver´s Waltz", einem beliebten kanadischen Folk-Song. Tim Hardins "Don´t Make Promises" ist auch mit dabei, und auf "He´s The Boss Of Me" covert sich Joel Gibb selbst: Aus einem alten 4-Spur-Demo von 2001 - vom "Ecce Homo"-Debut-Minialbum der Hidden Cameras - wird ein im Studio aufgenommener großer Song.

Hochkarätige Gäste gibt es auch auf "Home On Native Land" - nämlich kanadische Stars wie Feist oder Rufus Wainwright, sowie Neil Tennant vom britischen Duo Pet Shop Boys. Am meisten freut sich Joel Gibb jedoch, dass er die legendäre kanadische Musikerin Mary Margaret O`Hara für ein Duett gewinnen konnte. Die Singer-Songwriterin veröffentlichte Ende der 1980er Jahre ihr einziges Album "Miss America" und erfreut sich bis heute beinahe kultischer Verehrung in Musikkreisen.

www.youtube.com

Joel Gibb ist Kanadas 'launenhaftester Künstler', ist sich die Musikkritik über den Hidden Cameras Mann einig. Das ist ein großes Kompliment.

Joel Gibb besucht am Mittwoch, 2.November, das FM4-Connected-Studio und spricht über das neue Hidden Cameras-Album "Home On Native Land".