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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

26. 10. 2016 - 15:53

Futuristisches Bobfahren

Es stampft und trommelt. Ein silbener Riesenkäfer ist auf einer halsbrecherischen Rhythmus-Reise ins Ungewisse. "Thumper" ist ein hypnotisches Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt.

Schnelle Reaktionsfähigkeit und gute Hand-Augen-Koordination ist etwas, das bei Videospielen sehr oft von Vorteil ist. Schon klassische Arcade-Games wie "Donkey Kong" oder "Defender", mittlerweile über 35 Jahre alt, sind ziemlich herausfordernd. Wenn man nicht genau weiß, was man dabei tun soll, ist es manchmal schon nach ein, zwei Minuten vorbei.

An dieser schweißtreibenden Old School der Videospiele bedient sich derzeit ein aktuelles Game, das man als abstrakt-psychedelisches Rennspiel bezeichnen könnte. "Thumper" heißt es und es lässt uns in eine brachiale, rhythmisierte Welt eintauchen.

"Thumper"

Drool

Verspielter Stresstest

Der Name ist Programm. "Thumper" ist ein pulsierendes, stampfendes Monster, das uns an unsere Grenzen treibt, in seinen besten Momenten aber fast schon eine befreiende, klare Wirkung hat. Dann nämlich, wenn man vollends eingetaucht ist.

Das Spielprinzip ist denkbar simpel: Wir sind mit einer Art silberglänzendem Rennkäfer (das Tier, nicht das Auto) auf Schienen unterwegs. Gas geben müssen wir nicht, das passiert von selbst. Die einzig möglichen Bewegungen sind das Lehnen in eine von vier Richtungen und der Aktionsknopf. Wir sausen durch ziemlich lange Levels, die immer in viele Abschnitte aufgeteilt sind. Die Rennstrecke ist eine sich ständig windende Linie, auf der halsbrecherische Kurven und Stacheln nur darauf warten, uns wieder zum Anfang des Levels zurückzustoßen.

Tschack, bumm

"Thumper" ist ein Rhythmusspiel, das heißt, wir müssen die Symbole und Dinge, die uns auf der Strecke entgegenkommen, rechtzeitig erkennen und mehr oder weniger im Takt entsprechend reagieren. Manchmal ist das ein einfaches Knopfdrücken. Wenn wir uns in eine Kurve legen, müssen wir zusätzlich zum Tastendruck gleichzeitig in die jeweilige Richtung lenken. Schwierig wird es dann, wenn wir eine ganze Kombination an Aktionen fehlerfrei ausführen müssen, um weiterzukommen.

"Thumper" von Brian Gibson und Marc Flury (aka Drool) ist für Windows und Playstation 4 erschienen – auf der PS4 übrigens auch für das neue VR-Headset.

Das Game erinnert in seiner Wucht und Abstraktion an Future-Racer der 90er Jahre wie "Wipeout" oder "F-Zero", gepaart mit dem Konzept früher Musikspiele wie "Frequency" oder "Amplitude". Kein Wunder: An letztgenanntem Spiel (das Anfang des Jahres übrigens neu aufgelegt worden ist) hat Brian Gibson, der Koautor von "Thumper", auch mitgearbeitet.

"Thumper"

Drool

Es pluckert, zischt und wummert. Alles leuchtet und schimmert als wäre es aus einem außerirdischen Chrom zusammengebaut. "Thumper" fühlt sich mächtig an. Es ist eine Art futuristisches Bobfahren, das durch halsbrecherische Kurven, wüste Hindernisse und unbekannte Dimensionen führt. "Thumper" ist ein verzückender Rausch, der nicht nur für Menschen mit Hang zum Geschwindigkeitswahn faszinierend ist.