Erstellt am: 16. 10. 2016 - 15:10 Uhr
Salz auf unserer Haut
Der in Florida beheimatete Musiker und Producer Roberto Carlos Lange hat dem aktuellen, schon fünften Album seines Projekts Helado Negro den optimistischen Titel "Private Energy" gegeben, ein Song mit starkem Symbolcharakter nennt sich da klar und deutlich "Young, Latin & Proud".
Lange ist der Sohn von Immigranten aus Ecuador, auf seiner Platte setzt er sich ausgiebig mit der eigenen Identität und seiner Herkunft auseinander. Er befasst sich mit Rassismus, dem giftigen Klima in den USA, Polizeigewalt, Vorurteilen, den eigenen Zweifeln und Überlegungen in Hinblick auf Stereotypen.
Helado Negro
Helado Negro setzt jedoch nicht auf aggressiven Widerstand und die gereckte Faust, vielmehr sendet er positive Vibes, ein zuversichtliches Glühen, es ist ein stolzes und freudiges Umarmen des eigenen Ichs, dessen Ursprungs. Wider die Widrigkeiten, bei Helado Negro leuchtet es wohlig, mal leicht melancholisch und ein bisschen müde, dabei doch immer zukunftsfroh, in den Texten, in der Musik.
Bislang hat man Helado Negro als liebevoll versponnenen Lo-Fi-Heimwerker gekannt, als kleinen Bruder des Animal Collective, als halbelektronischen Chillwaver, der an Kinderkeyboard, Sampler und mit aufgekratztem Percussions-Einsatz eine schöne Kauderwelsch-Musik zusammenrührt: Krautpop, Tropicalia, Slo-Mo-Disco in Pfirsich-Pastell.
Auf "Private Energy" ist jetzt alles noch zwei Takte entspannter geworden, der Track "It's My Brown Skin" ist da ein Höhepunkt der lustvollen Entschleunigung und Unaufgeregheit, bei gleichzeitigem politischem Unterbau.
- Alle Songs zum Sonntag auf FM4
- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Helado Negro schickt die eigene private Befindlichkeit als universellere Message in die Welt hinaus. "It's My Brown Skin" ist ein Liebeslied, gerichtet an die eigene Haut. Und auch die Hautfarbe. Das wird hier auch wörtlich gesungen: "I love you".
Dazu schaukelt und eiert und orgelt der Song faul und genüsslich durch den Tag, wie ein aufbauendes Kinderlied aus einer verbeulten Spieluhr und vergangenen Tagen, ein bittersüßes Mantra, für das Selbstvertrauen und die Zuversicht.