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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

15. 10. 2016 - 04:02

Wooden Catan

Zwei Holztechnologiestudenten entwickeln ihre eigene Version von "Siedler von Catan". Nahezu alle Teile des Spiels stammen aus Familienbetrieben der Gemeinde Kuchl in Salzburg.

Holz ist seit Jahrhunderten ein beliebter Werkstoff, und in den letzten Jahren wieder gefragter als in der Zeit davor. Man kennt das ja mit der Möbelmode: Mal ist es Stein, dann wieder Metall, und irgendwann geht es zurück zum guten, alten Holz. Aus Holz lassen sich natürlich nicht nur Möbel, sondern auch viele andere Dinge bauen. Brettspiele zum Beispiel. Und es muss selbstverständlich nicht immer Massenproduktion sein.

Selbst basteln und gestalten ist ja schon seit ein paar Jahren ein großes Thema – Stichwort Maker-Kultur. Dabei wird aber selten das Rad neu erfunden, sondern meist auf bewährte Methoden zurückgegriffen. In Salzburg findet man derzeit ein besonders interessantes Beispiel dafür: Zwei Holztechnologiestudenten aus Ravensburg studieren im idealen Umfeld: In der gut 7000-EinwohnerInnen-Gemeinde Kuchl - ein Ort, der im Bereich Holzverarbeitung viel ansässige Unternehmen und dementsprechend viel Know How hat. Die beiden arbeiten seit 2014 an ihrem Brettspielprojekt "Wooden Catan", einer nachhaltigen und auch sehr schicken persönlichen Version von "Siedler von Catan".

Spielsteine und Karten von "Wooden Catan".

Robert Glashüttner, FM4

Wie alles begann

Bei einem der vielen gemütlichen Brettspiel-Abende in der ehemaligen WG kommt Clemens Arndt und Matthias Tenter vor zwei Jahren eine Idee: Warum nicht das Wissen, das man auf der FH lernt, buchstäblich spielerisch umsetzen? Bald bauen die beiden einen ersten Prototypen von "Wooden Catan" und machen sich schlau, wer sich in der näheren Umgebung um Rohstoffe und Verarbeitung der Spielgegenstände – vor allem der sechseckigen Plättchen – kümmern könnte.

Nach einigen Monaten Recherche haben Clemens und Matthias eine lokale Produktionskette beisammen, die für die Herstellung so gut wie aller Spielgegenstände sorgt. Aber was sind die einzelnen Punkte dieser Kette? - Clemens Arndt klärt im FM4-Interview auf, wie das genau abläuft.



  • 1. Holzeinkauf, Erstellung dünner Platten
  • 2. Tischlerei lackiert Oberflächen mittels eines hochwertigen UV-Lacksystems
  • 3. "Wooden Catan"-Team trennt die Platten in kleine Stücke auf
  • 4. Holzverarbeitungsfirma fräst die Sechsecke (12.000 Stück) aus den Platten
  • 5. "Wooden Catan"-Team bedruckt die Sechsecke mit ihrer eigenen Maschine (Tampondruckverfahren)
  • 6. Erstellung von Spielkiste und Kartenhalter bei einer Firma, die sonst auf Wein- und Pralinenboxen spezialisiert ist
  • 7. Spielkarten, Spielanleitung und Zahlenchips kommen aus einer Druckerei
  • 8. Nur die Spielfiguren werden vom Rechteinhaber zur Verfügung gestellt

Spezialmaschinen

"Wooden Catan" auf Kickstarter.

Dem "Wooden Catan"-Team ist wichtig, die eingebundenen Partnerfirmen - meist kleine Familienbetriebe - auch zu zeigen. Nachdem mir Clemens die Basics über das Projekt erzählt hat, fahren wir einen Sprung zur Firma Haagn, quasi gleich ums Eck. Die Firma ist Spezialist für Kleinteile in der Holzbearbeitung: Neben Pinselstilen, Schubladenkneifen und Tischbeinen werden mitunter auch kleine Holzgegenstände für die Spielwarenindustrie gefertigt. Hier sollen in wenigen Wochen aus dünnen Holzplatten die 12.000 Sechsecke gestanzt werden. Der Geschäftsführer Christian Lindenbauer ist von dem Projekt der Studenten begeistert. Seine spezielle Holzfräsmaschine ist ein wichtiger Faktor für die zügige und professionelle Umsetzung der Produktion.



Clemens führt mich weiter, durch die Arbeitshalle in eine Art Hinterzimmer. Dort steht eine spezielle Druckmaschine, die die zwei Studenten der Firma Haagn abgekauft haben. Mittels des sogenannten Tampondruckverfahrens ist es damit möglich, die Holzplättchen so zu bedrucken, dass die Farbe einerseits sehr lebendig bleibt und sich andererseits nicht ablöst.

Gummischwamm für einen Tampondrucker.

Robert Glashüttner, FM4

Damit wird gedruckt - funktioniert auch auf unebenen Oberflächen.

"Wooden Catan" ist eine reine Non-Profit-Initiative. Da der Rechteinhaber von "Siedler von Catan" (der deutsche Kosmos-Verlag) das Spiel nur als Fanprojekt duldet, dürfen maximal 300 Stück des Brettspiels hergestellt und verkauft werden. Die erhofften 26.000 Euro Crowdfunding-Geld würden ausschließlich die Produktionskosten und Kickstarter-Gebühren decken. 5% gehen darüber hinaus als Spende an das Childaid Network.

Clemens Arndt und Matthias Tenter finden es zwar ein bisschen schade, dass sie mit "Wooden Catan" nicht mal die theoretische Möglichkeit haben, im großem Stil loszustarten. Auch dazupassende Folgeprojekte wie Erweiterungspakete sind nicht erlaubt. Doch vor allem soll es nun mal im kleinen Stil gelingen, dass das Engagement der letzten zwei Jahre und die wirklich perfekt vorbereitete Produktionskette in die tatsächliche, praktische Umsetzung des Projektes mündet. Damit das passieren kann, werden noch bis Ende des Monats auf Kickstarter eifrig Finanzierungsmittel gesammelt.