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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

11. 10. 2016 - 18:46

The future is female

Blitzschnelle Raps, neonfarbener Pop, Kuduro, Dancehall und Electro: Hier kommt Gnučči.

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Als Missy Elliot im Jahr 2002 "Work it" verkündet hat, war das im sexuellen Sinn gemeint. Außerdem hat "Work" oder "Work it out" in der Popmusik auch immer wieder bedeutet, an einer zerbrechenden Beziehung zu arbeiten, zum Beispiel bei Rihanna. Meistens aber haben die großen Playerinnen des Popbusiness heute genug von der Arbeit für den anderen und reservieren ihre Kräfte lieber für sich selbst, darunter Britney Spears, Iggy Azalea und nicht zuletzt Beyoncé, die anstatt ihrer einstigen Forderung "Pay my bills" heute ihr eigenes Geld verdient.

Gnučči

Gnučči / Esteban Wautier

In den letzten Jahren hat sich auch die schwedische Rapperin und Musikerin Gnučči in den Kreis der Selfmade-Pop-Göttinen dazugesellt. "Ich sehe mich als die Blume und die Bestäuberin", sagt sie in einem Interview, denn rund um ihr rappendes Alter Ego erledigt Ana Rab, so ihr richtiger Name, die ganze Work höchstpersönlich, von der Produktion zu den Texten, vom Management zur Videoregie und dem Betreiben ihres eigenen Labels.


Gnučči + Princess Nokia live

Zur Zeit ist Gnučči gemeinsam mit Princess Nokia aus New York, auf Tour, und die beiden werden am kommenden Freitag, den 14.10., beim Club BLISS im Opera Club in Wien spielen.

In ihrer Heimat Schweden ist Gnučči mit ihrer Mischung aus blitzschnellen Raps, neonfarbenem Pop, Kuduro, Dancehall und Electro-Mashups im Stile von etwa M.I.A. schon länger ein Star. Mehrere Kollaborationen mit dem Münchner Duo Schlachthofbronx haben ihr vor sechs Jahren erste internationale Aufmerksamkeit gebracht.

Auch mit ihrem Ehemann, dem südafrikanischen Musiker Spoek Mathambo, hat Gnučči schon mehrmals zusammengearbeitet, zum großen Erfolg braucht sie aber nichts und niemand anderen. "Gnučči ist das, was Lady Gaga gerne wäre, was Beyoncé und Miley Cyrus sich nicht trauen, was Brooke Candy gerne eingefallen wäre und was Missy Elliott wahrscheinlich wohlwollend anerkennt" - so jubelt ein schwedisches Blog über die Allrounderin, während das Thump Magazin Gnučči sogar "die schwedische Missy Elliot" nennt.

GNUČČI

Kamohelo Khoaripe

Über zehn Singles und EPs hat Gnučči in den letzten fünf Jahren herausgebracht. Ihr neuester Song aus dem letzten Monat trägt den Namen "Young Paula Abdul" und ist nicht nur eine Hommage an die 90er Jahre-Popsängerin und Choreografin Paula Abdul, sondern auch ein High-Five an gute Freundinnen, Cheerleaderinnen und alle anderen Menschen, die einem in schwierigen Zeiten zur Seite stehen.



Im Grunde sei sie Jugoslawin, sagt Gnučči, die ursprünglich aus Belgrad stammt, aber schon als kleines Kind mit ihrer Familie als Geflohene nach Schweden gekommen ist. Da es dieses Land aber nicht mehr gibt, fühlt sie sich nun frei, ihre Identität selbst zu wählen. Diese Internationalität und die verschiedensten Einflüsse aus Popkultur von Spice Girls bis Hip Hop, Clubmusik und Trash-TV, dazu Funk, Feminismus, Humor, Selbstermächtigung, harte Arbeit und Zusammenhalt unter Künstlerinnen, das sind die Eckpfeiler, auf denen die Kunst von Gnučči aufbaut. The future is female.