Erstellt am: 10. 10. 2016 - 13:26 Uhr
The daily Blumenau. Monday Edition, 10-10-16.
#fußballjournal16
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Und Die Preview: übersteht das ÖFB-Team den Elchtest?.
Der aktuelle Großkader:
Tor: Robert Almer (Austria), Ramazan Özcan (Bayer Leverkusen/D), Andreas Lukse (Altach), Heinz Lindner (Eintracht Frankfurt/D).
Abwehr: Florian Klein (VfB Stuttgart/D), Aleksandar Dragovic (Leverkusen/D), Sebastian Prödl (Watford/ ENG), Kevin Wimmer (Tottenham/ENG),
Martin Hinteregger (Augsburg/D), Markus Suttner (Ingolstadt/D), Valentino Lazaro, Stefan Stangl, Stefan Lainer, Andreas Ulmer (RB Salzburg), Andreas Lienhart (Altach), Michael Madl (Fulham/ENG).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Leverkusen/D), Stefan Ilsanker, Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Zlatko Junuzovic, Florian Grillitsch, Florian Kainz (Werder Bremen/D), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Louis Schaub, Stefan Schwab (Rapid), Martin Harnik (Hannover/D), Guido Burgstaller (Nürnberg/D), Jakob Jantscher (Rizespor/TUR).
Angriff: Marc Janko (Basel/SUI), Lukas Hinterseer (Ingolstadt/D), Michael Gregoritsch (Hamburger SV/D), Deni Alar (Sturm), Karim Onisiwo (Mainz/D), Rubin Okotie (Beijing EG/CHN).
Rücktritt: Christian Fuchs (Leicester City/ENG).
Am Altenteil: Alexander Manninger (Liverpool/ ENG), Michael Gspurning, Emanuel Pogatetz (Union Berlin/D), Andreas Ivanschitz (Seattle/USA), Christoph Leitgeb (RB Salzburg), Veli Kavlak (Besiktas/TUR) und György Garics (aktuell vereinslos).
Unangefragt: Moritz Leitner (Lazio/ITA), Jonathan Schmid (Augsburg/D) und Ashley Barnes (Burnley/ ENG). Neu beim Kosovo: Sinan Bytyqi (Go Ahead Eagles/NED), bei Liechtenstein: Marcel Büchel (Empoli/ITA), bei Kroatien: Marin Leovac (PAOK/GRE), bei Bosnien: Anel Hadzic (Videoton/ HUN) und jetzt neu bei Australien: der in Wien geborene James Jeggo (Sturm).
Verletzt sind Georg Margreitter (Nürnberg/D), Philipp Schobesberger (Rapid).
In möglicher Kader-Reichweite befinden sich noch Jörg Siebenhandl (Würzburg/D), Marco Knaller (Sand-hausen/D); Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Christopher Dibon (Rapid), Lukas Spendlhofer (Sturm), Alexander Grünwald (Austria), Alexander Gorgon (Rijeka/CRO), Kevin Stöger (Bochum/D), Michael Liendl (1860/D), Robert Zulj (Fürth/D), Andreas Weimann (Derby County/ENG), Marco Djuricin (Ferencváros/ HUN), Philipp Hosiner (Union Berlin/D), Martin Pusic (Midtjylland/ DEN), Erwin Hoffer (Karlsruhe/D), Adthe Nuhiu (Sheffield Wed/ENG).
Weniger Chancen haben Cican Stankovic (RB Salzburg), Robert Olejnik (Exeter/ ENG), Michael Langer (Norrköping/SWE); Stipe Vucur (Lautern/D), Matthias Maak (Sönderjysk/DEN), Mario Pavelic, Thomas Schrammel, Christoph Schösswendter (Rapid), Georg Teigl (Augsburg/D), Emir Dilaver (Ferencváros/HUN), Tanju Kayhan (Göztepe/TUR), Patrick Farkas (Mattersburg), Robert Gucher (Frosinone/ ITA), Marcel Ziegl, Dieter Elsneg (Ried), Muhammed Ildiz (Gaziantepspor/TUR), Raphael Holzhauser, Ismael Tajouri (Austria), Marcel Ritzmaier (Eagles Deventer/NED), Konstantin Kerschbaumer (Brentford/ ENG), Stefan Hierländer, Marko Stankovic (Sturm), Thorsten Schick (YB/SUI), Tomas Simkovic (Kostonay/KAZ), Aleksandar Stanisavljevic (Asteras/GRE), Daniel Royer (RB New York/USA), Marco Meilinger (Aalborg/ DEN), Ümit Korkmaz (Caykur Rizespor/TUR), Darko Bodul (Perm/RUS) uvam...
Der aktuelle U21-GroßKader
Tor: Daniel Bachmann (Stoke /ENG), Markus Kuster (Mattersburg), Alexander Schlager (FAC), Paul Gartler (Rapid), Osman Hadzikic (Austria), Andreas Leitner (Admira). Plus Ivan Lucic (Bristol City/ ENG).
Abwehr: Phillipp Mwene (Kaiserslautern/D), David Stec (St. Pölten), Philipp Lienhart (Real Madrid/ ESP), Christian Schoissengeyr (Sturm), Lukas Gugganig (Fürth/D), Christoph Martschinko (Austria), Patrick Wessely, Philipp Posch (Admira), Stefan Peric (VfB Stuttgart/D), Florian Flecker (KSV), Maximilian Wöber (Rapid).
Mittelfeld: Tarkan Serbest (Austria), Dominik Wydra (Bochum/D), Lukas Jäger, Nikola Zivotic, Nikola Dovedan (Altach), Florian Grillitsch (Werder Bremen/ D), Thomas Murg (Rapid), Andreas Gruber, Sascha Horvath, Marc Andre Schmerböck (Sturm), Ylli Sallahi (Karlsruhe/D), Konrad Laimer, Xaver Schlager (RB Salzburg), Peter Michorl (LASK), Martin Rasner (Heidenheim/D), Christian Gartner (Düsseldorf/D), Gerald Nutz (Wolfsberg), Florian Sittsam (Wr Neustadt), Christian Derflinger (Fürth/D), Sebastian Wimmer (Wolfsburg/D).
Angriff: Kevin Friesenbichler, Marko Kvasina (Austria), Arnel Jakupovic (Middles-brough/ENG)
Noch lebt die Chance. Auf die WM-Teilnahme, also einen guten zweiten Platz in der Qualifikations-Gruppe D. Wenn im November Österreich daheim Irland und Wales daheim Serbien schlägt, dann sind die Top 4 quasi gleichauf, dann ist psychologisch akzeptables Überwintern möglich.
Das Doppel gegen Wales und Serbien, besser gesagt: der nur eine Punkt aus den gefühlten eineinhalb Siegen, die dem ÖFB-Team da von der Öffentlichkeit zugestanden werden, zeigt aber, dass die bisherigen Mittel und Anstrengungen nicht ausreichen werden um das angestrebte Ziel zu erreichen.
Um das zu drehen, braucht es zuerst eine tiefgehende Struktur-Analyse und dann ein paar konstruktive Lösungs-Ansätze.
Warum der Ist-Zustand nicht der Soll-Zustand ist
Auch die drei Watschen (und auch das Remis gegen Portugal war eine ganz ordentliche, ich war vor Ort und hab's gespürt) bei der Euro haben nichts genützt. Weder Spieler noch Teamleitung, aber auch nicht Öffentlichkeit haben ihr Koordinatensystem überprüft oder zumindest ihre Wahrnehmung entscheidend geschärft.
Das gesamte Jahr 2016 war deshalb ein einziger großer Rückschritt, weil all die Entwicklung und Anstrengung, die 2014 und 2015, als man in Vorbereitung und Aufbruch eingetaucht war und sich daran berauscht hatte, plötzlich gegen Bewahrung und Konservierung eingetauscht wurden.
Weil man sich für das Turnier auf eine Wiederholung des Erreichten (Wohlfühloase, vergleichbare Leistung abrufen etc) einschwor anstatt eine völlig neue Aufgabe ebenso gut vorbereitet und mit dem Willen des Erstbesteigers anzugehen wie zuvor die Quali. Daran kiefelt der gesamte ÖFB immer noch: immer noch dieselben Durchhalte-Parolen, die Hoffnung auf ein Anknüpfen an früher - das ist bald nicht mehr von den Phrasen der Cordoba/Motivations-Trotteln zu unterscheiden.
Dabei zeigt die neue Gruppe, in die Österreichs Mannschaft da gefallen ist, den Unterschied idealtypisch auf.
Die Gegner in der EM-Quali-Gruppe waren berechenbare, alternde Teams, die von ausgeleierten Oldies angeführt wurden, leichte Beute für flinke Denk-Umschalter.
Die Gegner in der WM-Gruppe sind on the rise (Wales, Serbien...) und taktisch-strategisch ausgefuchste Hunde (Wales, Irland und Serbien). Sich gegen diese völlig anders ausgerichteten Teams mit nicht mehr als einem Nostalgie-Anspruch seiner selbst hinzustellen, ist fahrlässig.
Die taktischen Fehlleistungen Kollers nehmen zu
Marcel Koller ist entgegen der Hasenhüttl'schen Annahme keineswegs ohne Plan B.
APA/ROBERT JAEGER
Zum einen kann er sein 4-2-3-1/4-4-1-1-Hybrid (das im Offensivfall schnell in ein 2-4-4 kippt) gezielt in diversen Pressing-Stufen und taktischen Varianten anbinden.
Zum zweiten kann er - wie bei der Euro belegt - auch ganz ganz anders, z.B. mit einem 5-2-3 wie gegen Island (oder einem 5-3-2, wie beim einzigen Echtzeit-Test der Fünferabwehr in der Vorbereitung).
Nur weil das im 3. Euro-Match schiefging und in der Halbzeit umgestellt werden musste, bedeutet nicht, dass diese Variante (halt mit einem echten Center statt Alaba) nicht spielbar wäre. Gegen Serbien, gestern, wäre ein 5-2-3 höchst hilfreich gewesen, hätte die dutzendfachen Unterzahl-Szenen verhindert, Sicherheit und wohl zumindest einen Punkt gebracht.
Koller hätte es im Repertoire, er könnte es.
Er hat's aber nicht getan.
Ich will nicht stark psychologisieren und anmerken, dass der vorsichtige Schweizer nur in Situationen ganz starken Drucks etwas riskiert - und das Serbien-Spiel ihm dafür ja noch keinen Anlass bot.
Ich will davon ausgehen, dass Koller das serbische Spiel einfach falsch eingeschätzt hatte, und seine Order an die Verteidigung aggressiv rauszustechen und die Linie zu verlassen, eine bewusste Maßnahme war um das gegnerische Sturm-Trio zu zermürben. Weil Gegner-Coach Muslin aber seinen Angreifern mit Rukavina rechts quasi noch eine vierte Fachkraft für schnelles Ausschwärmen und Verwirrung zur Seite stellte, riss Kollers fragil gebautes Netz innerhalb von 5 Minuten.
Das hat übrigens wohl eher wenig mit Wimmer zu tun - die Muslin-Analyse war schon vor dem Wales-Spiel erfolgt, er hatte noch Suttner gesehen und seine Ideen auf dessen Nichteinbindung ins Spiel (in Georgien) abgestimmt. Es hätte also noch besser (für Muslin) bzw schlechter (für den ÖFB) laufen können.
Basis bleibt aber die Koller'sche Fehleinschätzung und seine wohl falsche Wahl der Formation.
So schlecht sind die Vorrausetzungen, sind die Spieler nicht
Ich höre schon die zuletzt gern gebrauchte und unkritisch übernommene Koller-Ausrede davon, dass man bei so kurzen Vorbereitungen ja nix taktisch Relevantes machen könne.
Erstens: kann man wohl - siehe die blitzartige Installierung von Wimmer; den Alaba-lupft-auf-Arnautovic-Trick; den Erstversuch des walisischen Vierer-Packs nach einem Corner.
Zweitens: können die anderen schließlich auch. Und die haben genauso viel/wenig Zeit.
Also: ein Switchen zwischen bereits er/gespielten Systemen ist mit gut ausgebildeten Spielern möglich. Und trotz des zuletzt erfolgten "wer denn sonst?"-Gejammers von Koller hat er genügend solcher Akteure um 14 Leute aufs Feld zu bringen. Und sich für die was zu überlegen; was zum Gegner passt.
Es geht sich nämlich aus.
Özcan kann Almer ersetzen, Sabitzer Harnik, Schöpf Junuzovic.
Arnautovic zeigt sich verbessert, Baumgartlinger wirkt noch robuster (muss halt erst seelisch wieder zu 100% kommen), Alaba steckt auch die rassistische Pfeif-Orgie weg, Ilsanker tackelt wie ein Pezzey, Janko schafft eh auch 90 Minuten und kann eine schwere Schleife tragen.
Und die Abwehr, die vielgescholtene, die hat Fehler begangen, ja, einige und ordentliche. Auf die schießt man sich jetzt ein, weil die umfassendere Analyse allen zu anstrengend ist - ganz so wie im wirklichen politischen Leben, wo auch das Offensichtlichte belabert wird, anstatt die Hintergründe auszustellen.
Spielerisch und körpersprachlich ist sie gewachsen, die Abwehr, und auch zusammener als jemals. Klein hat (hoffentlich endgültig) den Sprung geschafft, Wimmer ist links, ich wiederhol mich, eine Königsidee. Dragovic-Hinteregger sind, sofern sie sich konzentriert bewegen, ein Klasse-Duo, Prödl kann sowohl hinter ihnen spielen, als auch einen ersetzen.
Mit diesen Leuten und Nachrückern wie Schöpf, Lazaro, Gregoritsch, Schaub und Co lässt sich schon was machen.
Nochmal kurz zu den Yogi Bear-Medien...
Weil "gefühlt" dieser Tage ja die wichtigere Währung ist, wichtiger als Fakt und Check und Analyse und diese Tools dann bestenfalls in gefühligen Variationen daherkommen und so weich sind wie ein Babykatzenbauch, tricksen sich die Medien gerade selber aus. Sie müssen auf den Bauch (nicht den der Babykatze, sondern den der öffentlichen Meinung) hören und der signalisiert: gut, weil gekämpft und zurückgekommen, Oida, viermal den Rückstand aufgeholt.
Also wird wie immer nur auf Symptomen herumgehackt, man beschränkt sich auf Einzelpersonen und Scheinprobleme, stellt aber den Weg nicht grundsätzlich in Frage. Auch weil der ÖFB klar signalisiert hat, dass das nichts ändern würde und weil sich Kollers Kampf-Sprüche der letzten Zeit wieder Respekt erarbeitet hatten. Die Kritik geht also nicht an die Substanz, ans Eingemachte, wie damals bei Constantini (gut, die wurde auch nicht vom seichten Mainstream, sondern von den diesbezüglich fitteren Webmedien getragen) und verpufft so.
Da die Sport/Fußball-Bereiche der Medien in ihrer Yogi Bear-Welt der Challengelosigkeit gefangen sind, geht von ihnen nur dann Gefahr aus, wenn sie campaignisieren. Und dazu bräuchten sie eine Art populistisches Backing bei der Basis. Nach zwei bereits dramatisch gescheiterten Versuchen des Boulevards Koller wegzuputschen (der erste gleich zu Beginn, der zweite bei der ersten Vertragsverlängerung) ist das Misstrauen der Öffentlichkeit ebenso hoch wie die Beliebtheit des Teamchefs.
All das garantiert also - noch - Ruhe.
Koller braucht seinen Siegenthaler
Koller kann sich keine neuen Spieler schnitzen.
Muss er auch nicht.
Es geht auch mit den Vorhandenen.
Vielleicht hält er noch Ausschau und holt sich den einen oder anderen überraschenden (oder auch eine auf der Hand liegenden) Offensivspieler dazu.
Oder noch einen U21-Kicker - morgen kann er in St.Pölten beobachten, wer davon gegen die deutschen Junioren mithalten kann.
Was es braucht sind bessere, oder sagen wir: diverser angelegte Matchpläne. Gute Ideen für Gegner, die vor tollen Ideen nur so strotzen anstatt sich auf das Übliche zu verlassen.
Die bisherigen Anstrengungen werden nicht genügen. Die bisherigen Pläne müssen mit neuem Leben erfüllt und angereichert werden. Koller sollte sich ein Drittbuch anschaffen und einen schnell ein/umzusetzenden Plan C entwickeln - nur so kann er die Kollegen an der Nase rumführen, so wie es Muslin gestern mit ihm gemacht hat.
Dafür braucht es entweder einen geklonten zweiten Koller oder Hilfe. Am besten eine Fachkraft für den Hintergrund. Am allerbesten ein Urs Siegenthaler. Das ist der Coach/Spielebeobachter-Allrounder, der für Deutschland, für Jogi Löw (der Antithese zum Yogi-Bären...) die Vorbereitung macht, die Gegner auscheckt und dann Ideen einbringt, Vorschläge wie man die Matchpläne anlegt. Siegenthaler ist Weltmeister - Mehmet Scholl nicht. Es geht um eine zweite, fundierte und neue Perspektiven öffnende Meinung.
Ich bin mir sicher, dass Koller so jemanden (oder eine Fachkraft in einer leistbaren Preisklasse) kennt oder aufstellen kann. Er hatte so einen Mann schon einmal, Fritz Schmid, seinen ersten Assistenten. So jemand lässt sich unauffällig installieren, Koller hat derzeit mit Thomas Janeschitz eh nur einen Co-Trainer, jeder bessere Coach verfügt über zwei Assis. Und einen kleinen Umbau vertrüge selbst dieses mit Zallinger, Vettorazzi, Steverding, Spry und Co ausgezeichnet aufgestellte Team: einen echten Tormanntrainer anstelle des in jeder Hinsicht bewegungslosen Lindenberger etwa.
Koller braucht Bewegung, erhöhte Flexibilität und neue Impulse in seinen Matchplänen. Dringender als alles andere. Er braucht seinen Siegenthaler um nicht auch 2017 so alt auszusehen wie heuer. Und weil ein Rücksturz in die Vergangenheit, von der die tumbe Öffentlichkeit träumt, weder möglich noch sinnhaft ist, helfen nur neue Methoden und neue Zugänge, Ideen von outside the box.