Erstellt am: 15. 10. 2016 - 14:48 Uhr
Schlüsselbund-Psychotest
Hass.
Drohungen.
Stalking.
Damit müssen jene trotzigen Freigeister rechnen, die mit der Chuzpe ausgestattet sind, öffentlich polarisierende Themen zu erörtern, heiße Eisen anzufassen und mit spitzer Feder in gesellschaftlichen Nagelbettentzündungen herumzustochern.
Ein solcher bin ich bekanntermaßen, habe ich doch an dieser Stelle bereits Malta, Mütter, Pick Up Artists, das Theater oder Zahnärzte hinreichend gedisst und erntete dafür den verdienten Hate.
mc
Doch selbst bei Gegenwindstärke 13 bleibe ich standhaft und werde auch hinkünftig all das aussprechen, was die Mächtigen da oben nicht gerne hören, nämlich die bittere Wahrheit!
Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist es, die ich zu "Papier" bringen will, und zwar um jeden Preis.
Also nicht um jeden Preis, aber sofern die Gage stimmt, behandle ich weiterhin gerne die heikelsten Themen, und eines davon ist zweifelsohne der Schlüsselbund.
Es verblüfft mich immer wieder, mit welch GROTESK großen Schlüsselbunden viele Leute herumlaufen!
Mein persönlicher Schlüsselbund sieht wie folgt aus. Ich habe ihn unter notarieller Aufsicht fotografiert, um Manipulation auszuschließen und hatte somit keinerlei Möglichkeit, vor dem Shooting einen oder mehrere Schlüssel zu entfernen:
mc
Ein lieber Freund von mir, der in der Öffentlichkeit bestimmt unerkannt bleiben möchte, wir nennen ihn daher Herr Josef, trägt dagegen stets einen Schlüsselbund durch die Geographie, für den "riesig" noch ein völlig untertriebenes Attribut ist. Er trägt ihn tatsächlich herum, denn die Komponenten seiner Schlüssel-Kollektion sind viel zu zahlreich, um in gebündelter Form in eine handelsübliche Tasche oder gar in den Hosensack zu passen.
Zahllose Male schon verstörte mich der Anblick von Herrn Josef, der mit zitternder Faust einen unfassbar schweren Schlüsselbund umfasst und diesen dann ächzend auf einem Kaffeehaustisch zwischenlagert, was neben einem ohrenbetäubenden Klirren auch oft tadelnde Blicke von Augenzeugen zur Folge hat.
Obwohl es nicht meine Art ist, die verschrobenen Gewohnheiten meiner Lebensmenschen in Frage zu stellen, erlaubte ich mir kürzlich die Frage, wer ihm - ich zitiere nur sinngemäß und habe den genauen Wortlaut leider nicht mehr parat - wer ihm also sinngemäß in sein Hirn geschissen habe, mit einem derart irrwitzig großen Schlüsselbund herumzulaufen.
Die Antwort erschütterte mich zutiefst. Herr Josef besaß tatsächlich die Frechheit zu behaupten, er würde fast alle der an zahllosen Ringen aufgefädelten Schlüssel brauchen.
HA!
Ich bekam einen Lachanfall und stürzte vom Sessel.
Als ich mich wieder aufgerafft und gesammelt hatte, bohrte ich nach und zwang ihn, die jeweiligen Verwendungszwecke, also die zugehörigen Schlösser der einzelnen Schlüssel aufzuzählen.
Was dann passierte, übertraf selbst meine kühnsten Erwartungen. Ich verstehe alle Leser, die mich des Clickbaitings bezichtigen wollen, doch ich schwöre, mein erschütterndes Gespräch mit Herrn Josef nach bestem Wissen wiederzugeben:
Der dreiste Bundbesitzer begann nämlich akkurat, Schlüssel für Schlüssel durchzugehen und wusste tatsächlich den Zweck fast jedes einzelnen. Neben jeweils Haustor-, Tür-, Sicherheitsschloss-, Waschküchen-, Müllraum-, Kellerabteil- und Briefkastenschlüsseln für Wohnung sowie mehrere Arbeitsplätze zählte er auch einige längst nicht mehr benutzte Fahrradschlösser sowie Schlüssel auf, deren Nutzen er nicht mehr genau rekonstruieren konnte.
Ich schüttelte minutenlang den Kopf und fragte Herrn Josef - ich zitiere nur sinngemäß und habe den genauen Wortlaut leider nicht mehr im Kopf - ob er noch ganz dicht sei.
Wer nun aber denkt, Herrn Josefs Bund wäre der größte, dessen ich jemals ansichtig wurde, irrt.
Auch in meinem zweiten Beispiel soll Diskretion das oberste Gebot sein, doch ich wurde vor längerer Zeit mit einer Dame intim, deren Schlüsselbund derartig üppig bestückt war, dass ich ihr die riesige Handtasche bei längeren Spaziergängen abnehmen musste, weil der gesamte mitgeschleppte Ballast im zweistelligen Kilobereich angesiedelt war. Das skurrilste Exemplar war dabei zweifelsohne der Fahrradschlüssel ihres Ex-Freundes, mit dem sie schon seit fast zehn Jahren keinen Kontakt mehr pflegte. Als sie mir das beichtete, musste ich die Dame leider fragen - ich zitiere nur sinngemäß und erinnere mich leider nicht mehr an den genauen Wortlaut - ob sie irgendwo angerennt sei.
Bevor ich ein drittes Beispiel von einem Bekannten mit riesigem Schlüsselbund bringe, wird zurecht die Frage laut, worauf ich eigentlich hinaus will, ob nach dem Bund-Bashing eine Conclusio folgt, was mich denn überhaupt zu den vorangegangenen Zeilen bewegt hat, was dieser Text überhaupt soll.
Nachdem es sich hierbei um einen Qualitätstext handelt, wollen wir natürlich langsam von den Einzelfällen zur übergeordneten Theorie kommen, vom Anekdotischen elegant in die Welt der Fakten switchen und abschließend klären, was ein übermäßig großer Schlüsselbund über dessen User aussagt. Und zwar auf partizipative Weise. Es folgt der große
Schlüsselbund-Psychotest
Ich bitte um eine ehrliche Antwort:
AUSWERTUNG:
- 1-12 Schlüssel: Du bist in Ordnung. Dein Schlüsselbund hat einen akzeptablen Umfang.
- 13-25 Schlüssel: Das ist bereits zu viel. Es gibt keinen Grund, ständig so viele Schlüssel mit sich herumzutragen. Stell dir vor, du verlierst den ganzen Bund auf einmal! Sortier noch heute ein paar aus oder erstelle mehrere, nach Lebensbereichen geordnete Sub-Bunde!
- 26-38 Schlüssel: Du willst dich mit deinem großen Bund doch nur wichtig machen. Wenn du wüsstest, wie lächerlich dein Streben ist!
- 39-49 Schlüssel: Völlig wahnsinnig. Dein völlig widernatürliches Schlüssel-Horten hat bereits pathologische Züge.
- 50 Schlüssel oder mehr: Du hast die Kontrolle über dein Leben verloren.
Somit habe ich in gewohnt salopper Form alles zu diesem großen Thema gesagt, was mir (neben dem hartnäckigen Nagelpilz) unter den Nägeln brannte.
Und für alle, denen das immer noch nicht reicht, gibt es heute sogar ausnahmsweise eine Zugabe!
Bonustrack: Auflistung denkbarer Schmerzursachen
- Eine E-Zigarette verschlucken
- Beim Umstellen einer Kuckucksuhr auf Winterzeit zur vollen Stunde vom Schnabel des Kuckucks das Auge ausgestochen bekommen
- Einer attraktiven Frau reinlaufen, weil man als korrekter Bürger zu lange einem Verkehrsschild nachgeschaut hat
- Scheitern beim neugierigen Versuch, ob man mit einem elektrischen Bleistiftspitzer auch Fingernägel schneiden kann
- Bei der Lektüre von “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” einschlafen und sich mit einer Ecke des dicken Einbands die Nasenscheidewand spalten
- Im Schlaf die Haare zwischen Sitzlehne und Stewardessen-Servierwagen einzwicken
- Genussvoll in kuvertierte Murmeln beißen
- Jemandem ins Ohr schreien und dabei mit der Zahnspange versehentlich einen Ohrring ausreißen
- Einen Pürierstab ablecken und dabei so vorsichtig vorgehen, dass man das Gleichgewicht verliert und mit dem Kopf ungünstig auf einem unnötig spitzen Tortenheber aufschlägt
- Als Initiationsritus mit verbundenen Augen auf Zehenspitzen über einen Minigolfparcour gehen, bis man mit einem Fuß in einem Loch landet
- Die überschüssige Ellenbogenhaut in einen Fahrkartenentwerter stecken
- Mit einem Zahnarztbohrer ein Ohrloch stechen
- Kontaktlinsen versehentlich in Essig einlegen
*Was Fades zwischendurch, why not?
- Halsschmerzen*
- Bei einem Glasbläserei-Workshop mit einem Ghost-Filmzitat glänzen wollen
- Beim Bleigießen den Verrußungsgrad des Löffels kontrollieren wollen und sich dabei das flüssige Blei in die Nase leeren
- Sich bei einem Rückwärts-Wettlauf die untere Spitze eines Vorrangstraßen-Schildes ins Genick rammen
- Im Rahmen eines bemerkenswerten Blackouts gleichzeitig beide Ohren mit jeweils einem heißen Bügeleisen verbrennen (Anm. d. Verf.: Diese Situation mag unwahrscheinlich klingen, weil man selten gleich zwei heiße Bügeleisen zur Hand hat und es wenig denkbare Gründe gibt, sich diese ans Ohr zu halten, völlig unmöglich ist sie dennoch nicht. Man denke an ein Werbe-Fotoshooting in einer Wäscherei, bei dem die Mitarbeiter um spontane Ideen für heitere Plakatsujekts gebeten werden!)
- Eine heiße Ceranherdplatte in einem Moment der Unachtsamkeit mit dem iPad verwechseln
- Auf einer Raumstation mit dem Ohr in einen rotierenden Mondgesteinsbohrer schweben