Erstellt am: 12. 10. 2016 - 06:00 Uhr
Bandra Buzz
Mumbai ist das New York von Indien: es gibt großen Zuzug von denen, die "es schaffen" wollen, unglaublich teure Mieten und ein rat-race, um in der Stadt zu überleben. 18 Millionen EinwohnerInnen hat die Metropolregion Mumbai derzeit offiziell (andere Schätzungen gehen von über 20 Millionen aus), damit ist Mumbai eine der größten Städte der Welt und hat mehr EinwohnerInnen als die Hauptstadt Neu-Delhi. Abgesehen davon ist Mumbai auch eines der am dichtesten Gebiete der Welt. Wobei das natürlich vor allem für die Slums gilt - ihr habt vielleicht von Dharavi gehört.
FM4/Irmi Wutscher
Mumbai oder Bombay?
Mumbai oder Bombay ist unter vielen Namen bekannt.
Bombay hieß die Stadt bis 1995 - danach wurde sie offiziell im Mumbai umbenannt. Was auf Namen in der Lokalsprache Maharathi, aber auch auf die Göttin Mumbadevi zurückgehen soll. Beide Begriffe existieren noch immer nebeneinander.
Die Migration nach Mumbai findet ungebrochen statt. Der Grund ist so gut wie immer die Suche nach Arbeit. Zu zwei Drittel sind es arme Menschen vom Land, die nach Mumbai kommen, um hier ihr Glück zu suchen. Oft enden sie in einem der zahlreichen Slums. Auf der anderen Seite sind es Menschen, die nach oben streben - in welcher Form auch immer. Bollywood ist hier und viele große internationale Firmen. In einem Cafe treffe ich Vichal, genannt VC, Filmemacher und Radiomoderator. "I spent my childhood in Bombay but I moved to different places", erzählt er. "Now I came back for work: I make films. For everybody who wants to make films, Bombay is the place to be. You meet a lot of people from the industry. You get to know about new opportunities - a lot is word-to-mouth in this business."
Mumbai ist Business und Delhi ist Politik, hört man oft. Der Platz ist begrenzt, Jobs sind begrenzt, alles ist ein Wettlauf.
FM4/Irmi Wutscher
Die zwei Bandras
Irgendwo in diesem Wettlauf um Wohnungen und Jobs befinde ich mich also die nächsten zwei Monate. Immerhin in der privilegierten Position als Beobachterin. Meine Wohnung habe ich über eine Kollegin gefunden, sie liegt neben einer Großbaustelle, die rund um die Uhr Lärm und Dreck produziert und Schimmel an den vom Monsun feuchten Wänden. Sie befindet sich in Bandra East, per se eine recht undefinierbare Wohngegend und ein paar Business-Parks - ein großes Google-Büro ist bei mir um die Ecke. Das einzige, was auffällt, ist die intensive Bautätigkeit, wo statt den alten Häusern gerade Hochhäuser hochgezogen werden. Einerseits wohl, um die Wohnungsnachfrage in der Stadt zu decken, und andererseits, um Bandra East an seine hippe Schwester Bandra West anzugleichen.
FM4/Irmi Wutscher
Bandra West ist der schicke Vorort von Mumbai. "Bandra West is the Brooklyn of Bombay", sagt VC. "A lot of Filmstars and so called creative people stay here." Immerhin soll Bollywood-Überstar Shah Rukh Khan hier wohnen. Ein sogenannter Skywalk verbindet die beiden Stadtteile, die durch Autobahn und Zuggleise in Ost- und Westteil getrennt sind. Darunter hat sich ein Slum angesiedelt.
Ich bin als Teil des Medienbotschafter_innen-Programms der Robert-Bosch-Stiftung für drei Monate in Indien. Im ersten Monat in Chennai, am ACJ. Dann für zwei Monate in Mumbai, um bei der Tageszeitung The Hindu mitzuarbeiten.
An manchen Ecken mutet Bandra West wie ein kleines Fischerdorf an, das es wohl einmal war, an anderen gibt es Luxusmarken und teuer aussehende Wohntürme. VC mag das an Bandra. "It is a mixture of a lot of worlds", sagt er. "It is not just Buildings or small huts, it is nor just big roads - it has a little bit of everything. If somebody had to get a taste of Bombay in one evening, Badra would be a nice place to go."
Mumbai liegt grundsätzlich auf einer langgezogenen Halbinsel, an deren südlichsten Spitze das Zentrum bzw. die "Altstadt" - wenn man so will - liegt. Nachdem es dort immer teurer ist, ziehen Kreative oder Filmstars von dort nordwärts. Jetzt gerade ist Bandra the place to be, als nächstes ist wahrscheinlich Andheri dran. So wie es in den meisten Städten der Welt eben passiert. Und Bandra East wird es sicher auch bald schaffen, die Riesenbaustelle vor meiner Wohnung spricht dafür. Und ich kann dann sagen, dass ich schon hier war, bevor es hip wurde.