Erstellt am: 10. 10. 2016 - 17:00 Uhr
Lieder über die verschwendete Jugend
Das mit dem Jungsein, das ist so eine Sache. Selten wertgeschätzt, während man mittendrin drin ist. Später rückblickend romantisiert. Und irgendwann wird alles zu einem nostalgischen Nebel aus Erinnerungen, Gefühlen und Reue. Oder im Fall von Beach Slang zu lauten, verzerrten Gitarrenakkorden.
Beach Slang kommen aus Philadelphia, der Stadt mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der USA. Wie sich das anfühlt, da als Musiker herauszuwachsen, präsentierten zuletzt die Noise-Gazer von Nothing sehr schön in ihrer Dokumentation "Tired of Tomorrow". Die Tristesse und die Hoffnungslosigkeit wird da schnell mal zu einem großen Input im musikalischen Kreativprozess.
Beach Slang
"A Loud Bash of Teenage Feelings" von Beach Slang ist auf Polyvinyl Records erschienen.
Aber es geht auch anders: Wo manche Bands den Weltschmerz spüren, benutzen Beach Slang Lautstärke als Ausdrucksmittel für ihren Optimismus. Für simplen, energievollen, zunickenden Punk-Rock. Mit dem großen Motto: Es wird schon alles gut werden, solange wir laut bleiben. Und jung bleiben. Aus so einer Grundeinstellung entsteht dann schon mal eine Platte, die man "A Loud Bash of Teenage Feelings" nennt. Und genau das gibt es auch am zweiten Album von Beach Slang zu finden.
"I don’t want to whisper things anymore. I want to yell them", lautet der zentrale Satz, mit dem Sänger und Gitarrist James Alex seinen Spirit am neuen Album beschreibt. Und geschrien wird gleich ein ganzes Selbsthilfebuch auf "A Loud Bash of Teenage Feelings". Eine Anleitung zum Glücklichsein für junge Rock'n'Roll-Romantiker. Abgefuckt sind wir ja alle, Beach Slang wollen uns wissen lassen, dass das in Ordnung ist. "Stick your heart on your sleeve / If it breaks, stitch it on to me", gibt James Alex die Schulter zum Anlehnen am Opener des Albums, einem Lied, das natürlich "Future Mixtape for the Art Kids" heißt. "Bash it back into shape / You might be cracked, but I won't let you break".
Beach Slang
The nothing kids
Von solchen simplen Weisheiten gibt es einige zu finden auf der Platte. Auf "Art Damage" gibt es eine Anleitung für durchzechte Nächte: "We stumble out or try / Loud and free. Raw and wild / And feel alive". Und auf "Young Hearts" wird das Kollektiv der Außenseiter herbeibeschworen: "The nothing kids / The restless and forgotten. We never fit / It's been our bravest weapon". Es ist okay ein Weirdo zu sein, lautet die Devise, denn man ist ja nicht allein. Es gibt andere Weirdos. Und Beach Slang, natürlich, die den Soundtrack für die Komplexitäten des Jungseins beisteuern.
"A Loud Bash of Teenage Feelings" entpuppt sich aber nicht nur als Support-Album für Beach Slang-Fans, sondern darf auch als Therapieinstrument für James Alex herhalten. "I still taste you in the ash of every cigarette you kill", singt der auf der stärksten Nummer am Album, "Wasted Daze of Youth". "You're my favorite weirdo. How'd you teach me how to feel? I'd always tried".
Die Suche nach der Liebe wird gerne mal ins Zentrum gerückt. Nach dem perfekten High und nach dem echten Sinn. Was nachhallt ist ein jubelnder Freudenschrei über Nächte in Disco Bars, verlorene Jahre und verliebte junge Herzen. Eine Zeitkapsel, die das bewahren soll, was so schnell verloren geht. Das Leben im Jetzt und die Schönheit des Jungseins.