Erstellt am: 7. 10. 2016 - 12:14 Uhr
Musik machen wie die Rockstars
Die Insel Suomenlinna war schon eine der großen Touristenattraktionen Helsinkis, bevor dort diesen Sommer besonders rare Pokémon gesichtet wurden und eine neue Art von Reisenden die Insel mit ihren Telefonen absuchten. Die alten Militärgebäude auf der Festung beherbergen auch ein Musikstudio, das ursprünglich von den finnischen Hardrockern Hanoi Rocks gegründet wurde. Die kennt man hierzulande vielleicht nicht extrem gut, mit ihren Frisuren und dem Make-Up haben sie den glamourösen Hardrock der 80er Jahre mitgeprägt und nicht zuletzt auch die jungen Guns N' Roses schwer beeinflusst.
Heute tönen aus dem Suomenlinnan Studio hauptsächlich elektronische Klänge oder HipHop-Beats, insofern war es ein exzellenter Schauplatz für das Projekt Beats, Rhymes & Helsinki: Auf Einladung von Music Finland durften Mavi Phoenix, Alex The Flipper, Average und Fid Mella aus Österreich zwei Tage mit finnischen Kollegen wie Noah Kin, Biniyam, Kalifornia-Keke oder View jammen und Songs schreiben.
Dabei traten gleich recht unterschiedliche Zugänge zum Musikmachen zutage. Konzept-Digger Fid Mella hatte sich zum Beispiel am Vorabend noch mit finnischen Progrock- und Jazz-Kleinoden eingedeckt, die dann vor Ort zu atmosphärischen Beats verarbeitet wurden. Gleich nebenan schrieb Biniyam über einen minimalistischen Rhythmus von Alex The Flipper, Mavi Phoenix hatte mit dem Produzenten Joonas Laaksoharju von View auch schon einen Songentwurf gestartet und im wieder anderen Studiozimmer hatte Average mit dem Produktionsduo Twomorrow (Kalifornia-Keke & Pike) schon einen Vers über ein elektronisches Instrumental gelegt.
Es zeigte sich: Musikalisches Kennenlernen kann sehr schnell gehen, wenn sich alle Beteiligten aufeinander einlassen und mit einer gewissen Flexibilität an einer gemeinsamen Vision arbeiten. Dabei probierten einige auch Dinge aus, die sie "daheim" so noch nicht gemacht hatten. Und oft verschwammen auch die Grenzen zwischen MCs und Produzenten, weil sich sowohl Mavi Phoenix als auch Noah Kin musikalisch stark einbrachten - letzterer hier mit Biniyam und Alex The Flipper zu sehen:
Dabei half natürlich auch, dass das für österreichische Underground-Musiker geradezu luxuriöse Studio voll mit alten und neuen Musik-Spielzeugen war. Von der ausgewachsenen Hammondorgel zum legendären 808 Drumcomputer zu modularen Synthesizern oder auch nur Klavier und Schlagzeug, die zu spontanen Jams einluden.
In dieser konzentrierten, aber auch gemütlichen Atmosphäre entstanden im Laufe von zwei Tagen dann tatsächlich einige sehr unterschiedliche und mitunter unerwartete Songs. In jedem Fall haben alle ihren musikalischen Horizont erweitert, neue Dinge ausprobiert und dabei auch viel Spaß gehabt. Und die musikalische Brücke zwischen Künstler_innen aus Finnland und Österreich, die trotz vieler Ähnlichkeiten bis jetzt kaum voneinander wussten, geschweige denn zusammengearbeitet hatten, dürfte jetzt auch geschlagen sein.
Im Fall des Biniyam-Songs LOL, den er gemeinsam mit Alex The Flipper und Noah Kin produziert hat, wurde im Scherz schon von der kommenden Hit-Single gesprochen - und auch auf die anderen Songs, die bei Beats, Rhymes & Helsinki entstanden sind, kann man sich schon freuen.