Erstellt am: 5. 10. 2016 - 16:19 Uhr
Blockchain-Startup-Contest in Graz
Stell dir folgendes Szenario vor: Du mietest ein Auto mittels einer Smartphone-App. Als du zu dem Fahrzeug hingehst, geht die Tür auf, denn das Auto "weiß", dass du es gemietet hast und sogar für welchen Zeitraum du bezahlt hast. Es ist außerdem ein selbstfahrendes Roboter-Auto und kennt nicht nur den Betrag, den du bezahlt hast, sondern es kann auch allein zur Tankstelle fahren und dort selbst für das Benzin bezahlen. Die Technologie, dank der Software bzw. Maschinen über Zahlungsvorgänge nicht nur Bescheid wissen, sondern sie sogar selbst durchführen können, ist die Blockchain-Technologie.
Blockchains bilden beispielsweise die Basis der Kryptowährung Bitcoin und des Smart-Contract-Netzwerks Ethereum. Einzelne Zahlungsvorgänge in Blockchain-Netzwerken können sehr klein sein (Millionstelbruchteile eines Euros) und für Millionen User gleichzeitig automatisiert werden. Aus diesem Grund ist Blockchain eines der IT-Buzzwords des heurigen Jahres. Manche glauben, dass die Technologie die Struktur des ganzen Internets verändern wird – weg von zentral organisierten Services wie Facebook, Uber und PayPal, hin zu dezentralisierten, verschlüsselten Netzwerken mit programmierbarem Geld.
Blockchain Hub Graz
Auch in der Steiermark geht der Enthusiasmus nicht vorüber. Dort findet jetzt ein von der Stadt Graz geförderter Blockchain Startup Contest statt. Innovative Software-Designer und Startup-Unternehmen sind dazu aufgerufen, ihre Ideen für Blockchain-Anwendungen einzureichen. Der Wettbewerb wird geleitet von Thomas Zeinzinger. Er betreibt in Graz auch einen sogenanten Blockchain Hub, Netzwerk und Coworking-Space für Menschen, die sich mit der neuen Technologie beschäftigen. Blockchain-Hubs gibt es auf der ganzen Welt, und ihre Betreiber sind überzeugt, dass diese Technologie die Welt verändern wird. "Wenn wir heute an normale Internetplattformen denken, rechnen wir immer damit, dass es einen zentralen Service-Aggregator wie Airbnb oder Uber gibt", sagt Zeinzinger. "Sie erledigen die Vermittlung von Services. Hebt man das aber auf die nächste Stufe, dann ist man bei der kompletten Dezentralisierung, wo der Austausch peer-to-peer – direkt zwischen den Usern – erfolgt."
Ein Beispiel für eine bereits existierende, dezentral organisierte Plattform, die auf Blockchain-Technologie aufgebaut ist, wäre Steemit, gegründet von den Blockchain-Pionieren Ned Scott und Dan Larimer (Erfinder von Bitshares). Bei Steemit handelt es sich um ein Social Network, quasi eine Mischung aus Facebook und Reddit - aber ohne Zensur, ohne Werbung und ohne Datendiebstahl. Von den Usern gepostete Inhalte werden in der Blockchain gesichert und verwaltet. Ein Blockchain-Netzwerk ist verschlüsselt und User können einander darin Kryptowährung senden, im Fall von Steemit also z.B. durch "Likes", weil ihnen ein Artikel gut gefällt. Es gibt auch Ideen für dezentrale Musik-Plattformen, bei denen die Musiker das Geld direkt und automatisiert erhalten, ohne Beteiligung von Konzernen wie Paypal, Sony und Apple. International sprudelt der Blockchain-Space derzeit über vor neuen Ideen.
Thomas Zeinzinger freut sich, dass auch schon einige Startup-Unternehmen beim Grazer Wettbewerb ihre Projekte eingereicht haben: "Es hilft den Startups, wenn sie Feedback von der Jury erhalten. Das ist das Wertvollste am Wettbewerb. Jene Projekte, die es in die Endrunde schaffen, werden wohl auch von der Promotion profitieren."
Und es gibt natürlich auch etwas zu gewinnen. Das Preisgeld ist mit 15.000 Euro dotiert, zweigeteilt in die Kategorien Hardware und Software – die beiden Sieger erhalten also je 5000 Euro, die beiden Zweitplatzierten je 2500. Bezahlt werden die Beträge wahlwesie in Bitcoin oder Ether. Der Blockchain Startup Contest richtet sich nicht nur an heimische Erfinder, sondern an die internationale Entwickler-Community. Die Einreichfrist endet am 31. Oktober.