Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Rock'n'Roll aus der Evil Disco"

Daniela Derntl

Diggin' Diversity

1. 10. 2016 - 17:25

Rock'n'Roll aus der Evil Disco

Von wegen "eingebildetes Arschloch" und "blöder Kiffer"! Das Wiener Rock-Quartett The Crispies ist der Soundpark Act des Monats.

* sagten - so oder so ähnlich - Gustav Mahler, Benjamin Franklin und Papst Johannes XXIII.

"Tradition ist das Erhalten des Feuers, nicht das Anbeten der Asche"*.

In diesem Sinne sind The Crispies, auf Deutsch "Die Knusprigen", Flammenwerfer in der Tradition des schnellen, ungestümen Rock'n'Roll. Hyperventilierend zwischen Ekstase und Absturz. Hier wird nicht lange gefackelt! Zack, zack und der Text ist fertig:

"Eine Strophe und der Refrain - das kann in zehn Minuten passieren", erzählt Sänger Tino Romana. "Schwierig ist dann, sich eine zweite Strophe dazuzumogeln, weil ich immer das Gefühl hab, ich hab in der einen Strophe eh schon alles gesagt, was ich sagen will. Samma sich ehrlich!"

Lukas Gansterer

Augenzwinkernde Aufschneider

Selbstironisch und groß dran ist die Band auch, wenn es um ihre Eigeneinschätzung als "Pragmatiker mit soziopathischer Ader" und ihren Style geht: "Es ist uns auch im Privaten sehr wichtig, was zu transportieren vom Äußeren her - wie cool wir eigentlich sind und gar nicht selbstverliebt", sagt Sänger Tino und greift zum Haarspray.

Keine Liebe auf den ersten Blick

Soundpark Act des Monats

Im Oktober sind das diese lässigen Herren: The Crispies

Vor zwei Jahren hat sich der damals 18-jährige Sänger Tino Romana mit dem Gitarristen Rob Wolfe und dem Schlagzeuger Peter Ferdinand auf der Musikschule zusammengetan und nach einem Bassisten Ausschau gehalten: "Eine Freundin hat gemeint, ihr Exfreund würde ziemlich gut Bass spielen und die gleiche Musik wie ich hören", erinnert sich Tino. "Dann haben wir uns getroffen und am Anfang haben wir uns gehasst."

Bassist Bruno Marcus ergänzt: "Es war auf keinen Fall Liebe auf den ersten Blick. Nach dem fünften Mal ging es dann. Als ich ihn gesehen habe, dachte ich, das ist so ein Arschloch, das mehr aus sich macht, als er eigentlich ist. Aber nein! Da steckt was dahinter."

Und Tino antwortet: "Ich dachte, das ist ein blöder Kiffer. Da geht nix weiter. Aber doch. Ab und zu geht was weiter!" Es folgt Gelächter und Bussis fliegen durch das Studio.



Ihre gemeinsame Liebe für Black Metal hat sie zusammengeschweißt und ließ sie die schwierige erste Kennenlernphase überstehen. Dieser Leidenschaft zum Trotz war schnell klar, dass es musikalisch nicht in diese Richtung gehen würde: "Zu dem Zeitpunkt waren wir ja keine frustrierten 13-Jährigen mehr!"

Auch anfängliche Stoner-Rock-Experimente mit ausgedehnten Gitarren-Solis wurden wieder schnell ad acta gelegt. Der zündende Moment, in dem die Würfel für den Crispies-Sound und das Debütalbum gefallen sind, ereignete sich vor gut einem Jahr bei der Aufnahme der ersten Single "Bad Blood", wie Sänger Tino Romana erzählt:

"Es hat sich zufällig ergeben, dass genau dieses Team, das bei der Aufnahme der Demo-Version von 'Bad Blood' zusammengearbeitet hat, gesagt hat: 'Hey, wäre es nicht cool, wenn wir ein Album machen?!' Und dann ist das so passiert. Im Februar haben wir dann aufgenommen."



Death Row Kids

Das am 28. Oktober auf Seayou-Records erscheinende Debütalbum "Death Row Kids" ist kompakter und heftig mit Indie-Pop flirtender Rock'n'Roll aus der - wie sie sagen - "Evil Disco", denn im Proberaum rotiert die Discokugel.

Inhaltlich geht’s in den zehn Songs um das wilde Leben der jungen Draufgänger - also das nächste High, lange Partynächte, Selbstmord-Fantasien und eine Ex-Freundin, die sich als Stalkerin entpuppt: "Das sind alles Szenen aus meinem bzw. unserem Leben. Es ist also ziemlich realitätsnah und relativ intim. Aber auch mit viel Selbstironie und Zynismus", sagt Sänger Tino Romana und schwenkt die Hedonismus-Fahne.



Am 27. Oktober präsentieren The Crispies ihr Debütalbum "Death Row Kids" im Wiener Chelsea.