Erstellt am: 8. 10. 2016 - 13:28 Uhr
I can't get it out of my mind
Es gibt sie, diese Songs, die zum täglichen Begleiter werden. Fast so, wie ein elfter Finger. Die vor dem Ausgehen und nach dem Feiern laufen, dann, wenn man am Heimweg vor lauter Liebeskummer platzt. Unter der Dusche, beim Kochen, beim Abstrampeln im Fitnesscenter. Beim Lachen, Weinen, Blumen gießen.
I was hanging out the window
I was hoping I would fall
All the people were watching
As they were crying down below
And I can't get it out of my mind
Out of my mind
I can't get it out of my mind
In the shadows
Eine dringende Empfehlung für alle Lebenslagen: "In The Shadows" von Foreign Air. Als hätten sich Electric Guest und Portugal. The Man zum Tee verabredet. Broken Bells und Foster The People waren auch dabei und haben Zucker und Milch vorbeigebracht.
Luke Adams
Wer ist Foreign Air?
Jacob Michael und Jesse Clasen. Jesse ist in Charlotte, North Carolina aufgewachsen, Jacob - kurz Jake - kommt aus Washington DC. Getroffen haben sich die beiden das erste Mal vor guten zehn Jahren, als sie bei einem kleinen Festival namens Treemont Music Hall gespielt und sich gegenseitig ziemlich bewundert haben. Da spielten sie eben noch in unterschiedlichen Bands, doch Jesse erzählt, we kinda hit it off at that show.
Aber: zuerst nur die Freundschaft, später die Musik.
Mehr neue Musik!
Jake hat vor dem gemeinsamen Projekt in einer Americana-Band gespielt, Jesse in "a more guitar driven, experimental band".
"Whenever I was coming through we would hit up and I’d crash on his (Jakes‘) couch. That was when our friendship started and lasted for ten years now - never playing together in a band."
Praise the Internet! Die beiden singen während des Interviews ein Loblied auf Dropbox, deren Erfindung ihnen mehr oder weniger die musikalische Zusammenarbeit ermöglicht hat. Musikideen und Soundschnipsel hin- und hergeschickt, bis sich Jake eines Tages gedacht hat: Wieso eigentlich nicht nach North Carolina fahren.
Thanks to Mum, Dad
"Everything in the musical world is percussive. Every instrument, even your voice. If you’re not, it’s gonna get hard to get by. Knowing the timing and to act out on rhythmic patterns shaped how I think about music."
Schon vor der Gründung ihrer ersten Bands, schon seit frühen Schultagen wissen die beiden, dass sie Musik machen wollen. Gut, dass Jesses Eltern starke Nerven und/oder schalldichte Wände hatten: Er bekommt von seinen Eltern das erste Drumset im Alter von zwölf Jahren. Und Gitarre spielen kann ja mittlerweile eh jeder so ein bisschen, meint er. Seine früheste musikalische Erinnerung führt zurück in die 80er, als noch sein Papa die Songauswahl zuhause getroffen hat. Auf "In The Shadows" zitieren Foreign Air die Chris Isaac’sche Telecaster-Gitarre.
Ansonsten zählt er von Motowon bis Kanye West die Inspirationsquellen genreübergreifend quer durchs CD-Regal auf. Bei welcher Art von Musik die beiden sich dann aber schließlich einig geworden sind? Bei keiner. Es waren die Instrumente.
"Coming from a more rockband-format both of us we fell in love with those other tools, for example vocal synthesizers, drum machines and so on."
Foreign Air
Die Debüt-EP von Foreign Air, "For The Light" ist zum Download erhältlich. Und hier im Stream.
How to write a hit in ten minutes
Jake kommt also nach DC, und gemeinsam sperren sich die beiden erstmal bei Jesse zuhause ein. Soundspielereien, vor allem viel elektronischer, als sie zuvor Musik gemacht haben. Die erste große Challenge sind dann nicht die Songs, die oft im Minutentakt entstehen. Die Hookline von "Free Animal" fiel Jesse am Weg zum Flughafen ein, schnell mal eine Voicenote am iPhone aufgenommen, Jake vorgespielt, dieser fügt die Basslinie hinzu - fertig ist ein dichter und trotzdem reduzierter, ja fast puristischer Schlachtruf. I'm a free animal, free animal. Nur eine bestimmende Gitarre, eine eindringliche Stimme, ein Rufen, auf dass das Echo zurückhallen möge. Ah, aber da sind wir auch schon beim nächsten Song der EP.
Hi, this is, uhm, Foreign Air?
"We haven’t had any forethought what would come or fit, we were just making music and having fun - and now, here we are."
Als die ersten Songs beginnen Form anzunehmen, war die Presse ein bisschen schneller als die Band. Einen Namen gab es nämlich noch nicht, aber das amerikanische Fach- und Branchenblatt Billboard wollte schon die Premiere zur ersten, schon erwähnten Single "Free Animal" hosten. Also, schnell. Ein Name. Die Leute müssen ja googeln können!
Und on stage?
Das, woran die beiden noch länger als an den Songs selbst getüftelt haben, war ihr Liveauftritt. Und das musste dann eben gleichschnell auf die Beine gestellt werden wie der Bandname, die catchy Social-Media-Promo und alles andere.
"Making a studio project where you have all the tools at your disposals, the possibilities are endless. Live you have a lot of limitations, that’s what we were to figure out: the best live show."
Die Zusammenarbeit hat die beiden von sehr gitarren-und rocklastiger Musik in den riesigen Pool der elektronischen Möglichkeiten kippen lassen. Jetzt kombinieren sie beides. Vergleiche mit Glass Animals oder alt-J sind zwar flattering, aber "maybe not really on point, or not what we directly thought about".
LIVE
Kommende Tourdaten von Foreign Air gibt es hier.
Obwohl die Zutaten der Songs oft so minimalistisch wie möglich gehalten sind, so Jake und Jesse, sind die Ergebnisse verblüffend. Wahrscheinlich wollen Foreign Air aber einfach auch nicht alle Geheimrezepte verraten.
Und, wenn wir schon beim erneuten Vergleichen sind: Glass Animals und alt-J sollten über ihren kommenden Toursupport nachdenken.