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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

27. 9. 2016 - 17:08

Grau, blau, schwarz

Anders Trentemøller und sein viertes Album "Fixion"

Es ist dreizehn Jahre her, dass der dänische Musiker Anders Trentemøller mit seinen ersten EPs in Erscheinung getreten ist, und genau zehn Jahre, dass er mit seinem Remix von Röyksopps "What else is there" einen Clubhit für die Ewigkeit gelandet hat. Zur gleichen Zeit, also 2006, schlug er mit seinem Debütalbum "The Last Resort" aber auch bereits jene Richtung ein, die ihm musikalisch viel mehr zusagt.

"Ich denke und hoffe, dass sich gewisse Stimmungen wie etwa die Melancholie seit Beginn an wie ein roter Faden durch meine ganze Musik ziehen", meint ein freundlicher, geduldiger Trentemøller am Erscheinungstag seiner neuen Platte "Fixion" über eine wackelige Telefonleitung. Auch wenn er nach seinem ersten Album noch lange Zeit als DJ und Remixer arbeitet, gießt er aus dieser Melancholie seither immer öfter dunkle, elektronische Popsongs, die live von einer ganzen Band aufgeführt werden. Wenn also ein Facebook-User angesichts der ersten Auskoppelungen aus der neuen Platte die unweigerliche Frage stellt "Wann machst du endlich wieder einmal Techno?", bleibt dem Musiker nur eine lakonische Kurzantwort: "Niemals".

Trentemoller in schwarz weiß schaut melancholisch nach unten

Andreas Emenius

Man frogt nicht anfoch "Wann machst du wieder Techno?"

"Fixion" ist also ein Pop-Album in den Farben Grau, Blau und Schwarz-schimmernd geworden, eine Weiterentwicklung für den Musiker selbst, auch wenn sie sich in stilistischer Hinsicht immer weiter in die Vergangenheit wendet. Herausstechende Bassläufe, verhallte Gitarren und kalte Drums beschwören die Geister von Postpunk, Cold Wave und Electro, und auch Songtitel wie "November" oder "Where the shadows fall" suggerieren, dass hier nicht unbedingt am nächsten Sommerhit gebastelt wird.

Trentemoller "Fixion" Cover

In My Room

"Fixion" von Trentemøller ist am 16.9.2016 bei In My Room erschienen.

Wie schon in der Vergangenheit arbeitet Trentemøller auch diesmal mit Gaststimmen. Während aber auf seinem letzten Album "Lost" noch beinahe jedes Lied von jemand anderem gesungen wurde, beschränken sich die Stimmen auf "Fixion" auf drei Sängerinnen, darunter Trentemøllers langjährige Weggefährtinnen Marie Fisker und Lisbet Fritze. Auf zwei Songs kommt mit Jehnny Beth die französisch-britische Sängerin der Postpunk-Erneuerinnen Savages zu Wort, deren letztes Album er abgemixt hat.

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Als begnadeter Produzent, der seine Musik am allerliebsten ganz alleine in monatelanger Enklave im Studio erschafft, spürt Trentemøller genau, wann er seine Ideen zurücknehmen muss, um beispielsweise einer einsamen Bassmelodie genügend Raum zu lassen. Er weiß aber auch, dass seine neuen Songs erst live in der Bandbesetzung so richtig zu Leben erwachen werden: "Es ist außerdem nach der langen Studiozeit immer wieder schön, einmal wieder unter Menschen zu kommen." Nicht ohne Grund waren sämtliche Herbst-Tourtermine von Trentemøller und seiner Band von London bis New York sofort ausverkauft.