Erstellt am: 23. 9. 2016 - 18:56 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 23-09-16.
#demokratiepolitik #comix
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Sie dazu auch: Die Öffentlichkeit muss das erfahren, Robert Glashüttner über Oliver Stones "Snowden"-Film.
Wer, so wie ich, keine Lust drauf hat, sich die auf Spielfilm-Style hingepimpte, dramatisierte, oft Bild für Bild kopierende Version von Laura Poitras Citizenfour anzuschauen, selbst wenn sie von Oliver Stone ist, kann getrost auf ein anderes Medium ausweichen.
rall
Der prononcierte amerikanische Cartoonist und Journalist Ted Rall hat nach seinem 2012 erschienenen Book of Obama in den letzten Monaten gleich drei Bio-Comix rausgeschossen: Trump, Bernie und eben Snowden.
Rall, der sich auf seiner Website gerade in Hillary Clinton verbeißt, ist kein unkritischer Heldenverehrer, sondern (als vielfach Reisender, auch Kriegsreporter) ein Chronist, der auch nicht vor unangenehmen Sidesteps zurückschreckt. Snowden ist keine Würdigung einer Einzelperson, sondern arbeitet, beginnend mit George Orwells 1984, die Kulturgeschichte der Überwachung auf und erklärt die Aktion des bedeutendsten Whistleblowers aller Zeiten als unausweichliche Konsequenz eines stinknormalen moralischen Gewissens.
Rall
Rall arbeitet mit Grafiken, Echt-Bildern, Zeichnungen, Zitaten, Fakten und Fiktionen, nicht filmisch im Kino-Sinn, sondern mit Doku-Anspruch. Und schafft damit (und seiner geschickten Erzählung, die nach einer kurzen Zusammenfassung in der chronologisch erzählten Geschichte des Edward Snowden mündet) sowohl formal als auch inhaltlich eine Alternative zum Poitras-Narrativ, an das sich der Stone-Film so fest klammert.
Irgenwie erinnert sein Stil an eine avanciert-intelligente Version der alten XY-für-Dummies-Comic-Serie, die politische Zusammenhänge im Comic-Stil erklärte. Rall erklärt (sich und seine Weltsicht) aber nicht im Brecht'schen Sinn, er geht dabei eher so vor wie politische Satire, halt ohne Ironie, und - auch durch seinen rauen Strich bedingt - weniger glatt als entsprechend vergleichbare Stücke aus dem hochglänzenden Datenjournalismus.
Rall