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Lisa Schneider

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24. 9. 2016 - 05:45

Back in Hogwarts

Mit "Harry Potter und das verwunschene Kind" liegt nun auch die deutsche Übersetzung der achten Geschichte über die Zauberwelt von J. K. Rowling vor. Harry Potter, ein Lebensbegleiter.

Weihnachten 2002, ich war 12 und Harry Potter auch. Zu dem Zeitpunkt war mir das noch ziemlich egal, aber meinem Papa nicht. Er hatte die UK-Bestsellerlisten besser im Blick als ich. Rot verpackt lagen zwei Potter-Romane unterm Christbaum.

Geh bitte, Papa, wer soll denn das sein? Klingt irgendwie komisch und am Coverbild sieht er auch nicht viel besser aus als sein Name.

Harry Potter und weitere Filmcharaktere

Warner Bros

Der Beginn einer großen Liebesgeschichte

Wenn ich damals gewusst hätte, dass sich auf meiner Harry-Potter-Obsession so viele gute, beste Freundschaften aufbauen würden, hätte ich süffisant gelächelt.

Süffisant nämlich, auch so ein Wort, das meinen zwölfjährigen Wortschatz aufgebessert hat. Draco Malfoy, Harrys Widerpart und super für alle Teenie-Mädchen, die gerade angefangen haben, Gefallen an den Badboys zu finden, lächelt nämlich laut Beschreibung genau so.

Ron Weasley

Warner Bros

Fliegende Besen, Kürbiskuchen, Butterbier. Tarnumhänge, Zauberstäbe und Lokale, die „Der tropfende Kessel“ heißen. Quidditch, Zaubertränkeunterricht, Verteidigung gegen die dunklen Künste: Paralleluniversum Harry Potter.

Zaubern wie Harry Potter?

Die wichtigsten Zaubersprüche gibt es hier.

J. K. Rowling hat mit ihren sieben Romanen rund um den jungen Zauberer ein Imperium geschaffen, wie man es eigentlich nur mit Tolkiens Der Herr Ringe vergleichen kann. Sie hat eine Welt erfunden, die parallel zur „Muggelwelt“ der Nichtmagier verläuft, ihre eigenes Gutes, ihr eigenes Böses hat. Die politisch immer wieder Querverbindungen zur realen Welt herstellt, aber subtil dabei bleibt, eine rein erfundene Geschichte zu sein.

Und nach Nr. 7? Kommt Nr. 8

„Das war der letzte Roman mit und über Harry Potter“, hat es 2007 geheißen. Zu diesem Zeitpunkt haben die Verfilmungen schon Millionen eingespielt, eine ganze Generation Heranwachsender war potterisiert. Da gab es auf einmal wieder Kinder (und Erwachsene), die mitten in der Nacht, in Hexen- und Zaubererkostümen verkleidet, Schlange gestanden sind, um Schlag Mitternacht den neuen Roman als erste kaufen zu können. Was war noch gleich ein Smartphone?

Coverbild "Harry Potter und das verwunschene Kind"

Carlsen

"Harry Potter und das verwunschene Kind" ist ein Theaterstück - und die achte Geschichte rund um den nicht mehr ganz so jungen Zauberer.

Das Drehbuch wurde von J. K. Rowling, John Tiffany & Jack Thorne geschrieben.

Aus dem Englischen von Klaus Fritz und Anja Hansen-Schmidt übersetzt, im Carlsen Verlag erschienen.

Neun Jahre nach dem letzten Roman ist jetzt mit „Harry Potter und das verwunschene Kind“ die achte Geschichte rund um Harry und seine beiden besten Freunde, Ron Weasley und Hermine Granger, erschienen. Mittlerweile ist Harry fast vierzig Jahre alt, arbeitet im Zaubereiministerium in der Abteilung Strafverfolgung. Er ist verheiratet mit der Schwester von Ron, Ginny Weasley, was im letzten Romanteil schon angeteasert wurde. Kinder gibt es auch: James, der Älteste, nach dem Großvater benannt, Lily, nach der Großmutter, Albus Severus, nach Severus Snape und Albus Dumbledore (zwei der wichtigsten Figuren in Harry Potters Schulzeit). Größtes Problem? Die Vater-Sohn-Beziehung.

Der auffallendste und atmosphärisch wichtigste Unterschied zu allen vorherigen Erzählungen über Harry Potter ist nicht der Zeitsprung, sondern sind die formellen Änderungen: Es handelt sich nicht mehr um einen Roman, sondern um ein Theaterstück. J. K. Rowling hat gemeinsam mit John Tiffany und Jack Thorne ein Stück entworfen, das im UK seit Ende Juli läuft – und bis Jahresende ausverkauft ist.

Als Potter-Kenner liest man die Namen und ist mit Seite eins wieder sofort im Geschehen. Die Schokoladenfrösche und all die anderen magischen Scherzartikel, Gleis neundreiviertel, der Hogwarts-Express. Aus der Erinnerung an diese skurril-einzigartige Welt, die auch maßgeblich durch die Verfilmungen vervollständigt wurde, fügt sich das Bild auch Jahre später wieder zusammen.

Voldemort

Warner Bros

Eigentlich wurde die Saga Harry Potter im siebten und letzten Teil mit dem Tod Voldemorts erfolgreich abgeschlossen. Die Fortsetzung greift Probleme der Vergangenheit auf: Sujets und Personen des vierten Teils, „Harry Potter und der Feuerkelch“ werden wiederbelebt, um Inhalt zu generieren. Auch wenn der Teil rund um das „Trimagische Turnier“ der wohl beste in der gesamten Potter-Reihe war, ist diese Wiederholung ein bisschen schade. Neue Personen oder Orte hätten der Geschichte gut getan.

8 Furious Facts

about: Harry Potter.

Die Magie fehlt leider ein bisschen....

Die schönste Lesevorstellung ist, sich neben Harry an seinen Platz in der großen Halle von Hogwarts zu wünschen. Dazusitzen, an einem schönen Herbsttag, eben genau diesen Kürbiskuchen zu naschen und heiße Schokolade zu trinken. Die seltsam-liebenswerten Hausgeister beobachten, schnell in die nächste Einheit bei Professor MacGonagall flitzen, der schwarze Umhang wehend hinterher. Die knapp gehaltenen Szenenbeschreibungen bündeln leider nicht die atmosphärische Komplexität der Romane. Mag sein, dass das Bühnenbild und die Inszenierung mehr am Harry-Potter-Universum andockt. Aber ich rede hier vom Buch.

... aber, aber, aber: Harry Potter ist wieder da!

Harry Potter

Warner Bros

Die Freude in dem Moment, als ich das Buch in Händen gehalten habe, kann ich nicht in Worte fassen. Was den Inhalt für mich eigentlich schon vorab obsolet macht. Weil ich mit Harry Potter aufgewachsen bin - jedes Jahr ein neuer Roman - haben wir wahrscheinlich eine besondere Beziehung. Ich und viele andere Kinder (und Erwachsene) der 90er Jahre.

Und deshalb, gerne noch zwanzig weitere Romane, Stücke, Gedichte, Haikus über Harry Potter. J. K. Rowling kann sich, egal in welchem Medium, auf die Vorstellungskraft ihrer LeserInnen verlassen, die auf Knopfdruck in ihre geheimnisvolle, außergewöhnliche, großartige Welt eintauchen.

Es gibt nur wenige Dinge, die einen Sonntagabend, badend in Liebeskummer, Weltschmerz oder sonstigen Sorgen, besser macht als Harry Potter. Egal ob auf der Buchseite, am Bildschirm oder auf der Bühne.

Danke, Papa.
Expecto patronum.