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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

21. 9. 2016 - 14:15

Aliens sind auch keine Lösung

"Zero Crash" ist ein eigenwilliger Film über die Finanzwelt.

Eine Milliarde für ein gesundes Herz bietet der Investor, dessen Herz nicht mehr lange will. Da müsse doch wer zu finden sein. Denn Geld regiert die Welt, das ist die Grundaussage des eigenwilligen Filmes "Zero Crash".

Mit einer Glücksmaschine sind Aliens auf ihrer Mission zur Rettung der Welt gerade unterwegs zur Erde, da werden sie angegriffen und die teure silberne Glückskugel wird auf eine Sandinsel geschleudert, auf der Aussteiger aus der Finanzwelt ein indigenes Volk imitieren und dabei von einem Dokumentarfilmer und Blogger studiert werden. Unter ihnen ist der Regisseur des Films Andi Haller als "King Kapu". Andi Haller hat eine "Lo-Fi-Sci-Fi-Satire gegen eine monetarisierte Welt" gedreht, mit einem Budget von 15.000 Euro und hundert FreundInnen. Es ist das Langspielfilmdebüt Hallers, der den Score zu Filmen wie Florian Flickers "Suzie Washington" gemacht hat.

Nur mit Lendenschürzen bekleidete Männer in einer Sandbucht, sie tragen seltsamen Kopfschmuck

Andi Haller

Ommmm: Makler auf Auszeit

Merkwürdige Ästhetik

Einen Film über das Geldsystem zu drehen ist ein Riesen-Unterfangen. Andreas Haller ist bereits der zweite österreichische Filmemacher binnen kurzer Zeit, der den Versuch unternimmt, eine Satire zu neoliberalem Raffen zu schaffen. Wie bei "WINWIN", dem zweiten Film der European Film Conspiracy und des Regisseurs Daniel Hoesl, spielt sich die Auseinandersetzung auf einer formalen Ebene ab. Haller wie Hoesl kamen mit geringem Budget aus, doch die Optik hält.

Mit ein wenig Bühnenbau und Requisiten sind ein Raumschiff und eine kleine Sandbucht entstanden. Die Aliens sind vertraut gestaltet, mit menschlichem Antlitz, sie tragen weiße Anzüge mit interessanter Wirbelsäule. Diese Aliens checken vieles von den Vorgängen auf der Welt. Schließlich hat aber sogar der Alien genug von all dem Hochrisiko-Gambling und er gibt seine Rolle als beobachtender Besucher auf.

Frauengesicht unter einer Art Astronautenmaske

Andi Haller

Drifting in space: Eigensinnige Ästhetik und Mut

Geht immer: ein Liedchen trällern

"Zero Crash"-Premieren:

  • 20.9., 18 Uhr, Graz, KIZ RoyalKino
  • 21.9., 20 Uhr, St. Pölten, Cinema Paradiso
  • 22.9., 20 Uhr, Wien, Burg Kino
  • 23.9., 20 Uhr, Innsbruck, Leo Kino
  • 28.9. 20 Uhr, Salzburg, Das Kino

Besonders die ersten Sequenzen des Films vermögen Freude über diese eigensinnige Ästhetik auszulösen. Die Handlung kann dann aber leider nicht mithalten, auch wenn die Dialoge aus Verhandlungsstrategien und Business-Empowerment-Talk gelungen gebaut sind. "Ich wette, Sie haben so eine protzige, weiße Yacht vor Zypern liegen." - "Schwarz und auf Mauritius. Wollen Sie sie sehen." Der Performance-Künstler, Sänger und Musiker Didi Bruckmayr ist mit von der Kapitalmarktpartie. Der Ausstieg aus einer Szene endet nicht selten mit einem kleinen Liedchen, gern auch mit Imperativen zur Selbstbestärkung.

Selbst in der Sandbucht denken die Männer in ihren Plastiklendenschürzchen an naheliegende Bereicherungen. Der Markt sei ein Nullsummenspiel. Der vermeintlich philosophische Dialog am Ende ist konsequent weiter Satire. Alles auf Null. Aber wie ginge das weiter? Vielleicht plant Andi Haller insgeheim bereits eine Fortsetzung, ein "Beyond Zero Crash". Am Ende steht ein Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen. Nicht blenden lassen: Es ist immer noch der Versuch einer Satire.

Zwei Menschen und eine Person in einem Alienkostüm stehen vor einem modernen Gebäude

Andi Haller

Gedanklich bringt einen "Zero Crash" nicht weiter. Aber das gelingt ja auch einem Joseph Vogel, dem deutschen Philosophen und Autor des Buchs "Das Gespenst des Kapitals" nicht, wenn er für ein öffentliches Gespräch mit Yanis Varoufakis zusammensitzt. Status Weltwirtschaft: es ist kompliziert. Alles wird sehr verkürzt und bestenfalls angerissen. Eine Salonkultur wäre wieder wünschenswert. Statt einer solchen Podiumsdiskussion beizuwohnen, kann man sich auch ins Kino begeben und einen österreichischen Film ansehen. "Es wäre für uns alle besser, wir würden offshore gehen", heißt es an einer Stelle in "Zero Crash". Vielleicht kommen die Aliens nochmal und nehmen uns mit.