Erstellt am: 16. 9. 2016 - 17:50 Uhr
Urlaub in Bizzaro World
König und Königin ihrer eigenen bizarren Welt, das sind Die Antwoord mittlerweile geworden. Herrscher einer alternativen Realität, die irgendwann mal aus der scheinbar endlosen Fantasie des Trios heraus geboren wurde und nicht mehr aufhören will, zu wachsen. Yolandi Visser, Ninja und DJ Hi-Tek (der mittlerweile einfach nur mehr "God" genannt wird): Da waren mal echte Menschen dahinter, bevor die Kunstfiguren die Überhand genommen haben.
Mittlerweile verschwimmen die Grenzen. Die Satire, die Parodie, das Statement oder was auch immer das mal war, was da vor fast einem Jahrzehnt entstanden ist, ist mittlerweile größer als Die Antwoord selbst geworden. Begriffe wie "kompromisslos", möchte man da verwenden, "einzigartig" und "selbstreferenziell". Auch auf "Mount Ninji and Da Nice Time Kid", einem der besten Alben, das die Südafrikaner bis jetzt veröffentlicht haben.
Die Antwoord
Wie sich das für eine Hype-Band im 21. Jahrhundert gehört, brodelte es auch im Vorfeld des Album-Releases rund um das Leben der Antwoord. Die Band werde sich Ende 2017 trennen, so wurde Ninja in einem Interview zitiert, was bei Fans für blanke Nerven sorgte. Yolandi steuerte auf Instagram dagegen: Nix da mit Karriereaus, ein neues Album gibt's nächstes Jahr auch und den Antwoord-Film sowieso. Und der Interviewer, der mit Ninja gesprochen hat, der "sucked" überhaupt. Man muss also aufpassen, wenn man sich zum Interview mit der Antwoord hinsetzt. Denn die Regeln ihrer Welt, ihres Images und ihrer Musik, die machen die Südafrikaner immer noch selbst.
Die Antwoord
"Mount Ninji and Da Nice Time Kid" von Die Antwoord ist auf Zef Records erschienen.
Diese stetige Kontrolle am eigenen Output setzt sich auch am neuen, vierten Album fort. Mit Beats, die von Hommage zu Hommage stolpern, Referenzen, Amen-Breaks, 90er-Rave-Melodien und Hip-Hop-Loops. Ein unaufhaltsamer Ausflug durch das Antwoord-Universum. "Mount Ninji" ist ein Album, das einen an der Hand Richtung Bizzaro World nimmt, wo hinter jeder Ecke eine neue trashig-bunte Soundsammlung wartet, ein neuer kitschig-süßer Genremix zwischen Eurotrash und Downbeat-Hip-Hop. Und dann wenn man glaubt, jetzt kennt man sich endlich aus am Album, dann tauchen auf einmal Cypress Hill auf der Nummer "Shit Just Got Real", Jack Black auf "Rats Rule" oder Dita von Teese auf "Gucci Coochie" auf.
Niemals stoppen, niemals aufhören, trotz der Gerüchte um ein mögliches Ende der Antwoord im nächsten Jahr, das scheint die Devise der Band zu sein. Aus all den trashigen Samples, den Sub-Bässen und chaotischen Vocal-Hooks wächst mit all dieser Energie der titelgebende Berg inmitten des Elektro-Schlaraffenlands, der Mount Ninji. Ein abwechslungsreiches 16-Track-Album ist das, voll mit Liedern, die Namen haben wie "Wings on My Penis", "Peanutbutter+Jelly" oder "Jonah Hill". Ja, so wie der "Wolf of Wall Street"-Schauspieler Jonah Hill. Because, why not.
Platte Nummer Vier der Antwoord ist ein adoleszentes, unverschämtes, dreckiges und chaotisches Album geworden. Eine Platte voller Schimpfwörter, dirty Jokes und post-moderner Elektro-Rap-Momente, die sich selbst nie so richtig ernst nehmen. Überraschend erfrischend und inspiriert, das Ganze. Und damit ein Album, das als Opus Magnum der Rave-Rapper in die Geschichte eingehen könnte.