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Lukas Tagwerker

Beobachtungen beim Knüpfen des Teppichs, unter den ihr eure Ungereimtheiten kehrt.

14. 9. 2016 - 10:28

Forever together

Streck die Hand aus, mach dein Herz auf: Wienwoche ist da.

"Wie gesund ist die Liebe?" fragt das eine Zeitungscover.

"Frag nicht, ob es sich lohnt. Gib alles für die Liebe!" sagt das daneben.

Risikofrei oder irrational wird sie am Kiosk angeboten.

What is love

Auf Haddaways Frage kursieren außerdem folgende Antworten:

  • Liebe ist der Wille sich selbst auszustrecken, um eigenes oder das spirituelle Wachstum eines anderen zu fördern.*
  • Die identitäre Liebe, das heißt, die Liebe zum Selben, versteht sich als Aufforderung, die zu lieben, die einem am ähnlichsten oder gar wie man selbst sind.**
  • Liebe, wie Revolution, ist die Erschaffung einer neuen Welt.***

Wienwoche

Forever together

Das neue künstlerische Leitungs-Team der Wienwoche, Nataša Mackuljak und Ivana Marjanović, stellt mit dem Thema des art/activist-Festivals "Politik von Verbundenheit, Freundschaft und Liebe" eine brisante Frage: Wie können Menschen mit anderen gleichzeitig frei und verbunden bleiben?
Wie zusammenleben?

Wird das Veranstaltungsprogramm die rechtsrechten Hater wieder nach Zensur rufen lassen?

Bei allen Veranstaltungen der Wienwoche ist freier Eintritt. Bei beschränkter TeilnehmerInnenzahl empfielt sich eine Reservierung.

"We Overcome Borders" heißt der Filmpremierenabend des Protest Production Collectives. Davor lädt am Wochenende REFUGEE-TV alle WienerInnen in ein Studio für gute Nachrichten.

"Share the stage, break the privilege" ist der Anspruch der beweglichen Performance-Bar Cantina Corazón, wo Freundschaft und Solidarität gefeiert und mittels Poesie, Karaoke, psycho-spiritueller Kegel- und Tarot-Karten-Abende Herzen verbunden werden.

Ein 24-stündiger Dating-Marathon ist das Ergebnis der Arbeitsgruppe #LOV3-H4CK1NG, die sich mit on- und offline Balzverhalten beschäftigt hat - zwischen Selbstvermarktung und Suche nach Intimität. Hilfe!

Für alle, die gerne neue Leute kennen lernen wollen, deren Sprache sie (noch) nicht sprechen, hat die Wienwoche zwei Tanzveranstaltungen:

Eine antifaschistische Ballett-Schule (... ehrlich? In der Lugner-City???)

Und den Halay City Marathon, am Donnerstag, 22.9., ab 18 Uhr, bei dem Zugehörigkeit sowie Protest ausgedrückt wird.

youtube

Der Halay-Tanz ist vom Nahen Osten bis zum Balkan verbreitet, wo er als Kozaracko Kolo von Partisanen getanzt wird.

When The World Comes To An End, Move To Vienna... Because Everything Happens There 20 Years Later

So lautet der Titel eines afrofuturistischen Theaterstücks, mit dem die Wienwoche am 25.9.2016 endet.

Zur Eröffnung am 16.9. gibt es die Bühnenadaption des Romans "Rote Liebe" der Sozialministerin der russischen Revolution, Alexandra Kollontai.

Dazwischen gibt es ein bemerkenswertes Stationentheater am Gürtel, das versteckte Wohnungslosigkeit von Frauen thematisiert: Meisterinnen der Unsichtbarkeit; einen workshop über den Umgang mit Brutalisierten in der Kunsthallen-Ausstellung zu brutalisme; eine Show über verkörperte Beziehungsgeschichten und Vergemeinschaftung von Distanzen, Wildes Fleisch; einen Spaziergang zur Gastarbajts-Geschichte und ein Happening mit besonderen Gästen.

Ja!

Die Wienwoche, die vor vier Jahren als wackelndes Förderexperiment für Wiens prekäre Polit-Alternativ-Szene begann, wächst in ihrem 5. Jahr unter neuer Leitung zum hellsichtigen melting pot von heißer Theorie und postmigrantisch-coolem Groove.